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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Sommer nach seinem Uniabschluss vertrödeln wollte, war ihm dennoch leicht gefallen, weil er sich im Grunde genau das wünschte: eine unbeschwerte Zeit, gern in Gesellschaft dieser eigensinnigen Person.
    Eine Weile vertrieb Gabriel sich die Zeit damit, die Segelschiffe im Hafen zu beobachten.
    Wenigstens hatte er Ella nichtangelogen, als er ihr sagte, er würde gern Zeit am Hafen totschlagen. Ihm gefiel das ewige Kommen und Gehen, die Bewegung der Menschen und
    Schiffe, in der man sich verlieren konnte. Und genau das ließ er auch jetzt zu: Er leerte seinen Kopf und ließ die Eindrücke an sich vorbeiziehen. Alles, was ihn belastete, rückte in weite Ferne, angefangen bei dem Chaos, in das sein Leben sich verwandelt hatte, über die ihn langsam auffressende Angst, die er zunehmend schwerer unter Kontrolle halten konnte, bis hin zu dem heutigen Tag, den er in einer maroden Villa mit einer jungen Frau verbracht hatte, die ihm für einige Stunden dasGefühl vermittelte, jemand Unbedarftes zu sein.
    Jemand, der ein paar Wochen lang einfach nur den Kopf in die Wolken hängen wollte. Der perfekte Typ für eine Sommerliebe. Wie gern wäre Gabriel genau dieser Typ gewesen …
    Das Läuten eines Glockenturms verriet ihm, dass es sieben Uhr war. Die Sonne neigte sich bereits als goldene Scheibe dem Horizont zu. Es würde zwar noch eine ganze Weile dauern, bis sie unterging, und selbst dann würde sich nichts an der Hitze ändern, da war er sich sicher. Sogar direkt am Wasser war es erstaunlich warm, vermutlich sogar unangenehmer als in der Stadt, denn das Meer schien geradezu zu verdunsten.
    Unwillkürlich dachte Gabriel an das schattige Grün, das ein ganzes Reich hinter der Villa ausmachte. Wie wunderbar wäre es jetzt, unter diesem Blätterdach mit jemandem wie Ella an seiner Seite zu dösen. Sie unter halb geschlossenen Lidern dabei zu beobachten, wie sie langsam einnickte und sich forttreiben ließ in jenen verwirrenden Zustand der Träume.
    Stattdessen stand er wartend am Kai, während ihm der Schweiß zwischen den
    angespannten Schulterblättern hinunterlief.
    Gabriel legte seinen Kopf in den Nacken und ging inGedanken zum hundertsten Mal seine Chancen durch. Die Chancen, mit heiler Haut aus dem Schlamassel herauszukommen, sich umzudrehen und nie wieder zurückzublicken. Obwohl … beim letzten Punkt war er sich
    nichtganz so sicher, ob er das wirklich wollte. Denn egal, wie schlecht es ihm gerade erging, sich vollends abzuwendenvon dem Leben, das er die letzten Jahre geführt hatte, konnte er dann auch wieder nicht. Viel zu lange war ihmalles gleichgültig gewesen, zu einfach und austauschbar. Zumindest hatte er sich eingebildet, sich zu langweilenund dass es ihm nichts ausmachen würde, sein altes Leben aufzugeben und einen Teil seines Selbst mit dazu. Für diesen Irrtum zahlte er nun.
    »Einen Penny für deine Gedanken«, sagte eine samtig tiefe Frauenstimme neben ihm, die ihm nur allzu vertraut war.
    Gabriel zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass er mit geschlossenen Augen sein Gesicht der untergehenden Sonne hinhielt, anstatt acht auf seine Umgebung zu geben. Die Gelegenheit, sich gleich von Anfang an als versierten Mann darzustellen, war vertan.
    Andererseits … wenn er den Überblick hätte, dann hätte er ja wohl auch kaum um dieses Treffen bitten müssen, oder?
    Bernadette war also gekommen, genau wie sie es ihm in der tausendfach an Spiegelglas geschriebenen Nachricht versprochen hatte.
    Immer noch von der Sonne geblendet, dauerte es einen Moment, bis Gabriel die Frau
    neben sich nicht mehr nur verschwommen sah. Trotzdem blinzelte er noch einige Male. Das war also Bernadettes wahre Erscheinung. Gabriel konnte es kaum glauben. Als er sie vor einigen Tagen aufgesucht hatte, war sie nicht mehr als ein blasser Schemen gewesen,
    während ihr Äußeres jetzt schlicht umwerfend war: Bernadettes Figur entsprach genau der Silhouette, die entstand, wenn Männer einen Frauenkörper schwungvoll mit den Händen
    nachzeichneten. Ihrem Gesicht nach war sie höchstens Anfang dreißig, aber bei diesen vollen Lippen dachte ohnehin niemand über so etwas Unwichtiges wie das Alter nach. Sie war eine Schönheit, wie sie im Buche stand, und Gabriel war vermutlich der einzige Mann auf dem langen Pier, der das nicht zu schätzen wusste. Mit den Fangnetzen des guten
    Aussehens kannte er sich nämlich aus; wenn ihm danach zumute war, konnte er sie selbst jederzeit auswerfen. Nicht, dass er ihr das auf die Nase zu binden

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