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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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auf dem Dielenboden, die rasch leiser wurden und schließlich
    verklangen. Jemand war aus dem Spiegelzimmer getreten und in die Richtung gegangen, die von ihrer Kammer fortführte. Eine Ahnung, wer das gewesen sein mochte, überkam sie. Er sollte eigentlich bei mir sein, hier bei mir auf meinem Bett und nicht im Spiegelzimmer …
    Doch der Gedanke war so wirr, dass sie ihn sofort fortschob. Anscheinend war sie noch nicht ganz wach, anders ließ sich das nicht erklären.
    Ella stand auf, wobei ihre Knie sich als unangenehm wacklig erwiesen, und verließ das Schlafzimmer. Der Flur lag verlassen da, dunkel und wenig einladend. Während sie in die Stille lauschte, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das Tapsen wirklich gehört hatte. Enge legte sich um ihre Brust und erschwerte ihr jeden Atemzug, als sie die nächstliegende Tür öffnete. Sie führte in das Zimmer von Gabriel, in dem lediglich der Spiegelrahmen aufbewahrt wurde.
    Eigentlich hatte sie hier nichts verloren, aber der Traum, den sie nicht zu fassen bekam, trieb sie voran mit einer vagen Ahnung. Obwohl die Nacht drückend war, kühlte beim
    Eintreten in das Zimmer der Schweißfilm auf ihrer Haut ab. Da half es auch nichts, dass sie die Arme fest um ihren Oberkörper schlang. Im Nachhinein konnte sie nicht sagen, was sie erwartet hatte, aber sie spürte Enttäuschung, als das Zimmer nichts anderes als den silbrig schimmernden Rahmen barg. Unschlüssig, was zu tun sei, stand sie vor ihm,
    unsinnigerweise irritiert darüber, nicht ihr eigenes Spiegelbild zu sehen. Schließlich war das Spiegelglas schon vor langer Zeit zerbrochen.
    Oder vielleicht doch nicht?
    Woher die Eingebung auch stammen mochte, sie löste in Sekundenschnelle ein
    unwiderstehliches Verlangen aus. Es war zweifelsohne lächerlich, trotzdem streckte sie die Hand aus, um die hölzerne Wand zu berühren. Sie brauchte den Beweis, dass es wirklich nur ein Hirngespinst war, das sie lockte.
    Über sich selbst den Kopf schüttelnd, legte sie die Hand darauf, spürte trockenes, glattes Holz, warm wie etwas, das vor langer Zeit einmal lebendig gewesen war. Nichts Magisches, nichts Geheimnisvolles offenbarte sich ihr. Doch dann, gerade als sie die Verbindung aufgeben wollte, kühlte die Fläche unter ihrem Handteller innerhalb eines Herzschlages ab.
    Sie zuckte zusammen, als Eiseskälte nach ihr biss, trotzdem blieb sie stehen. Denn die Kälte öffnete Türen in ihrem Bewusstsein, immer schneller und tiefer drang sie vor, fast war es ihr, als würde sie stürzen. Dann stoppte die Sturzfahrt genauso unvermittelt, wie sie begonnen hatte,und Ella blickte auf einen riesigen Spiegel. Zumindest schien es ihr so, denn sie sah sich selbst … und doch wieder nicht. Die Ella auf der anderen Seite des Glases lag in einem Bett, und sie war nicht allein.
    Bevor Ella begriff, was sie dort sah, kehrte die Erinnerung an ihren verloren geglaubten Traum mit einer Klarheit zurück, dass sie beinahe den Halt verlor.
    Gabriel sitzt auf dem Rand meines Bettes und betrachtet mich, als wäre ich die Erfüllung seiner innigsten Sehnsucht. Oder ist er vielleicht mein Wunschtraum, und er sieht mich so an, weil ich es will? Ich weiß es nicht, denn die Anziehungskraft, die von seinem schönen Mund und dem der Nacht geschuldeten dunklen Gold seiner Haare ausgeht, überschlägt sich, reißt mich mit sich.
    Ich will ihn, so sehr, dass es mir Schmerzen bereitet. Schmerzen, die nur er lindern kann.
    Und alles an ihm verrät, dass er sich genau das wünscht. Alsogreife ich in sein volles Haar und nähere mich seinen Lippen, während in mir ein glockenhelles Läuten erklingt. Wie oft habe ich diese Lippen, seit er das erste Mal vor mir stand, betrachtet? Einen aufkeimenden Wunsch wahrgenommen, den ich jedes Mal sogleich erstickte? Das alles ist nichts für dich, aus vielerlei Gründen, hatte ich mir einzureden versucht. Jetzt waren diese Gesetze ungültig, alles war erlaubt. Endlich würde ich ihn …
    Ich spüre den sanften Widerstand seiner Lippen, der schon bald bricht, und auch in mir löst sich jegliche Zurückhaltung auf. Du täuschst dich nicht, du willst ihn, willst ihn so sehr … es ist richtig, vertrau dir. Ja, es ist richtig, was ich tue, das bestätigen mir mein Mund, meine Sinne, meine Haut. Ich spüre ihn, seine Lust. Und trotzdem will ich mehr, alles.
    Dann, vollkommen unvermittelt, weicht Gabriel zurück. Eine Lücke klafft zwischen uns auf, die ich nicht überwinden kann, denn die Wirklichkeit hat mich bereits

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