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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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und stützte sich auf die Unterarme, während sein Brustkorb sich heftig hob und senkte.
    Der Raum um ihn herum hatte sich verändert, unabhängig von Ellas Wunsch, alles möge
    real bleiben. Die pistazienfarbenen Wände hatten sich in Spiegelglas verwandelt, die Möbel waren nicht mehr als blasse Schemen, und draußen vor den Fenstern lag nicht der Garten im Zwielicht, sondern es hatte sich eine bedrohliche Schwärze aufgetan.
    Das alles bemerkte Gabriel jedoch nur nebenbei, denn er war viel zu gefangen von dem Bild, das er in vielfacher Ausfertigung sah: er selbst, umfangen von Ellas Armen … und doch sah er sich nicht wirklich. Der Blick in den grauen Augenpaaren, die von den Spiegeln zurückgeworfen wurden, war fremdartig und gierig zugleich. Sie belauerten das Paar,
    warteten auf den Moment, in dem Gabriel von diesem berauschenden Traum nahm. Oder
    gar versuchte, ihn an sich zu reißen, gegen jede Vernunft. Vielleicht würde es ja gelingen, vielleicht würde er bestehen …
    Nein, ich werde Ellas Traum nicht an mich reißen, entschied Gabriel und löste sich
    endgültig aus der Umarmung.
    Ein feiner Riss tat sich im Spiegelglas auf, breitete rasch sein Netz aus, bis die Wände nur noch aus Splittern bestanden. Und von jedem einzelnen Splitter, gleichgültig, wie klein er ausfiel, blickte das graue Augenpaar.
    Ella, die von alldem nichts mitbekam, stemmte sich hoch, um einen weiteren Kuss
    einzufordern. Irgendwie gelang es Gabriel im letzten Moment, seinen Kopf zu wenden,
    sodass ihre Lippen lediglich seine Wange streiften. Hastig setzte er sich auf seine Fersen und zog auch Ella mit hinauf, die sichtlich irritiert war. Sie legte ihre Hand um seinen Nacken, um ihn wieder an sich zu ziehen, doch Gabriel wand sich aus dem Griff, obwohl er ihre Hände auf sich spüren und das Verlangen in ihren Augen sehen wollte – und nicht nur das.
    Stattdessen presste er sich mit dem Rücken gegen das Bettgestell, wie ein in die Enge getriebenes Tier.
    »Es tut mir leid«, erklärte Ella bestürzt. »Ich dachte, du würdest sie auch spüren, diese magische Anziehung zwischen uns. Es kam mir gar nicht in den Sinn, dass du dir nicht auch wünschst, mit mir … von dir geht so etwas Lockendes aus … als würdest du mich geradezu auffordern, dich zu verführen. Dabei willst du es gar nicht.« Ein leichtes Flackern durchzog ihre Erscheinung, während ihr schlafender Körper in Unruhe geriet. Draußen wurde die Schwärze schlagartig vom anbrechenden Tageslicht verbannt. »Deine
    Küsse, deine
    Umarmung, die Reaktionen deines Körpers … ich habe mir das nur eingebildet, nicht wahr?
    Alles war nur so, weil ich es wollte. Dieser Traum ist nicht echt, sondern das Gespinst einer verliebten Frau, die es nicht einmal bemerkt, wenn sie nicht gewollt wird.«
    Zu gern hätte Gabriel ihr lautstark widersprochen. Es trieb ihn in den Wahnsinn, diesen Irrtum stehen zu lassen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. »Du wachst jetzt auf«, wies er die durchsichtig werdende Traum-Ella an.
    Während sich ihr Körper beim Erwachen aufbäumte, trat Gabriel den Rückzug an. Er hatte einen Fehler begangen, als er sich in Ellas Träume eingeladen hatte. Das durfte ihm nicht noch einmal passieren.

Kapitel 14
    Was ich im Spiegel sah
    Schweißüberströmt wachte Ella auf.
    Sie fand sich in ihrem Bett liegend wieder, mit dröhnendem Kopf und einem seltsamen
    Prickeln in den Fingerspitzen.
    Was zum Kuckuck war bloß geschehen?
    Vollkommen außer Atem setzte sie sich auf, während ihr Herz heftig gegen ihren Brustkorb pochte. Das Shirt klebte wie eine zweite Haut an ihr, und in ihrem Mund war ein
    ungewöhnlicher Geschmack.
    Offenbar hatte sie einen ziemlich aufregenden Traum gehabt, aus dem sie recht unsanft in die Realität katapultiert worden war. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, wovon der Traum gehandelt hatte, doch die Bilder entzogen sich ihr, als legten sie es regelrecht darauf an, sie im Unklaren zu lassen. Es gelang ihr nicht, mehr als ein paar flüchtige Eindrücke einzufangen: eine verführerische Stimme, die sie ermutigte, ihren Traum wahr werden zu lassen. Die Überlegung, wovon ihr Traum wohl handeln mochte … nein, nicht wovon,
    sondern von wem. Schnelle, überraschende Veränderungen, als würde ihre innere Welt auf den Kopf gestellt. Dann hatte ein anderes Gefühl Einzug gehalten. Sie war erfüllt gewesen von Verlangen. Verlangen nach …
    Ein Geräusch im Flur riss sie aus ihrer Selbstversunkenheit.
    Schritte nackter Füße

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