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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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war. Unter anderem eben auch ein außergewöhnlich guter Schauspieler. Und so jemandem wollte sie nun Vertrauen schenken, nachdem sich gerade erst herausgestellt hatte, dass er sie getäuscht hatte? Doch nicht einmal diese Überlegung schmälerte Ellas Wunsch, dass er blieb.
    »Einverstanden«, sagte Gabriel. »Ich werde dir erklären, wie ich in deinen Traum geraten bin und was ich davon gehabt hätte, wenn du dich nicht kurzerhand zu einer Verführung entschlossen hättest. Aber nicht hier im Haus. Lass uns in den Garten gehen. Das scheint mir der richtige Ort für mein Geständnis zu sein. Außerdem sollte das, was ich dir erzählen werde, unter uns bleiben.«
    Ella nickte, denn natürlich wollte sie Kimi aus dieser Angelegenheit heraushalten. Der Junge war auch so schon fantasievoll genug. Während Gabriel das Laken gegen eine
    abgewetzte Jeans tauschte, wurde ihr bewusst, dass er nicht Kimi, sondern den leeren Spiegel meinte. Bei dieser Erkenntnis glaubte sie erneut jenes Ziehen zu spüren, das sie vor den Rahmen gelockt hatte.
    Alarmiert sah sie zu Gabriel, der jedoch lediglich sagte: »Dann wollen wir mal.«

Kapitel 15
    Alte Geschichten
    Nach der Hitze der letzten Woche hatte sich der frühe Morgen zur angenehmsten
    Zeit des Tages entwickelt. Jetzt war noch alles leicht, das Licht blendete nicht, die Luft war unverbraucht. Der kurze Gang über die Steinplatten im Garten zeigte jedoch, dass die Wärme des Sommers sich schon bald wieder durchsetzen würde. Gabriel und Ella
    wanderten weiter, bis sie unter die alten Bäume gelangten, zwischen denen sich Dunst verfangen hatte und die einen Hauch von Kühle versprachen.
    Gabriel blieb stehen, um die Beine seiner Jeans hochzukrempeln. Denn trotz der
    Anspannung genoss er die kitzelnde Berührung der Grashalme und die feuchten Spuren, die sie auf seiner Haut hinterließen. Auch Ella schien von der morgendlichen Atmosphäre des Gartens nicht unberührt zu bleiben. Die eben noch verspannten Schultern lockerten sich, und sie mahlte auch nicht länger mit ihren Backenzähnen. Dafür war Gabriel besonders dankbar, weil er von dem Geräusch eine Gänsehaut bekam.
    Nach wie vor hielt sie einen Sicherheitsabstand zu ihm ein, was bewies, dass sie ihm nicht länger über den Weg traute. Zwar wollte er ihr dieses gesunde Bedürfnis nach Selbstschutz nicht absprechen, trotzdem versetzte es ihm einen Stich. Bislang war sie ihm gegenüber stets unvoreingenommen gewesen und hatte ihn mit Wohlwollen betrachtet – das war nun Vergangenheit, nachdem sie seine andere Seite kennengelernt hatte.
    Was erwartete er eigentlich, nachdem er zugelassen hatte, dass letzte Nacht alles aus dem Ruder lief? Dass es beim Alten blieb, als wäre nichts geschehen? Tja, irgendwie tat er das.
    So wie immer. Schließlich war er auch mit der festen Überzeugung in ihren Traum
    hineinspaziert, dass es schonglattgehen würde. Nie im Leben hatte er damit gerechnet aufzufliegen. Warum auch? Für gewöhnlich blieben dem Träumenden nicht mehr als eine
    lose Kette von Erinnerungen und der dumpf pochende Verdacht, in der Nacht beraubt
    worden zu sein. Wobei beraubt werden ein viel zustarker Begriff war, zumindest vermutete Gabriel das. Bei Ella hätte er jedoch von vornherein vorsichtiger sein müssen, nachdem er gespürt hatte, wie stark ihr Traum war. Etwas Vergleichbares hatte er nie zuvor erlebt.
    Ohne es ausgesprochen zu haben, hatte er Ella die Führung durch den Garten überlassen.
    Als sie nun auf einen entwurzelten Baumriesen deutete, den ein Sturm vor langer Zeit gefällt haben mochte, war er einverstanden. Sie setzten sich zwar nebeneinander – dennoch war die Lücke zwischen ihnen groß genug, dass sie wie zwei Menschen wirkten, die sich rein zufällig eine Parkbank teilten. Falls es überhaupt noch eines Beweises bedurfte, dass ihre freundschaftliche Verbindung zerbrochen war, dann war er jetzt erbracht.
    »Diesen Platz mochte ich schon immer besonders gern.« Gedankenverloren streichelte
    Ella über die von Moos durchsetzte Rinde. »Der Baumstamm ist hohl im Inneren, die perfekte Höhle für zwei kleine Mädchen. Ich habe hier nämlich immer mit meiner Freundin Nora
    gespielt. Nicht bloß gespielt … wir sind regelrecht eingetaucht in diese Welt, und der Baumstamm war unser Versteck, unsere Zuflucht vor all den schlimmen Wesen, die in den Schatten lauerten. Dunkelfeen und Kobolde.« Sie stieß ein Lachen aus, um ihre Verlegenheit zu überspielen. »Solche Kindereien interessieren dich bestimmt

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