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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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hauchdünnem Glas gegossen. Ein betörender Duft stieg von ihr auf, der Gabriel jedoch sofort Nasenbluten verursachte. Als habe er feinste Splitter eingeatmet. Während er sich mit dem Handrücken die Blutspur wegwischte, schloss sich der Blumenkelch im
    Tageslicht, das durch das Laubdach fiel. Und nicht nur das. Die Blüte bog ihren Stängel schwanenhalsgleich und verbarg sich unter ihren violetten Fächerblättern, als suche sie Schutz vor dem anbrechenden Tag. Dann löste sie sich auf. Nichts, das an ihre Existenz erinnerte, blieb zurück.
    »Was zum Teufel …«, entfuhr es Gabriel. Weiter kam er nicht, denn Ella schlang bereits die Arme um ihn.
    »Du und deine Flunkereien! Von wegen: Ich kann nichts außer zuschauen. Du hast gerade ein Stück meines Traums Wirklichkeit werden lassen. Diese Blüte ist der schönste
    Kleinmädchentraum, den man überhaupt haben kann. Genau so habe ich mir die
    Zauberblume aus dem Sommernachtstraum
    immer vorgestellt! Ach, Gabriel, wie
    wunderschön.«
    Während Ella sich vor Glück lachend an ihn schmiegte, kroch Gabriel Kälte den Rücken hinauf, denn er war ungelogen außerstande, ein solches Kunstwerk fertigzubringen. Bislang hatte er nicht einmal gewusst, dass es in der Macht des Inkubus stand, Traumsplitter real werden zu lassen, denn eigentlich konnte der Dämon die Grenze zur Tageswelt nicht
    überwinden. Wenn Gabriel die Träume der Menschen betrat, dann war da zwar stets die
    Sehnsucht, alles, was er sah, wahr werden zu lassen, aber so weit war es nie gekommen. Es musste der Inkubus gewesen sein, der Ella dieses Geschenk gemacht hatte, unabhängig von der Grenze mit ihrem Labyrinth, das nur ein Mensch überwinden konnte. Und das bedeutete, dass er Bernadettes Hilfe brauchte, ganz gleich, wie hoch ihre Forderungen auch ausfallen mochten. Für Verhandlungen war es zu spät.

Kapitel 16
    Erzwungene Demut
    Gabriel parkte den Mustang auf der gegenüberliegenden Straßenseite des
    eleganten Wohnhauses, in dem Bernadette lebte. Missmutig sah er zum obersten Stockwerk, doch in dem Penthouse waren sämtliche Vorhänge zugezogen. Entweder war Bernadette die Nacht über durch fremde Träume gewandelt, stets auf der Suche nach der nächsten
    Befriedigung, oder ein ausgedehntes Geschäftsessen hatte sie um den Schlaf gebracht. Ihr gehörte nämlich eine PR-Agentur, und wenn Gabriel ihre Andeutungen richtig verstanden hatte, eine besonders gut gehende. Er traute Bernadette nicht bloß zu, eine erfolgreiche Geschäftsfrau zu sein, sondern auch, dass sie die Gabe, die ihr der Inkubus verliehen hatte, geschickt einsetzte. Wenn man den Traum von jemandem kannte, kannte man auch ihn …
    meist besser, als er sich selbst.
    Bernadette und er, sie waren in so mancher Hinsicht wie die perfekten Gegenpole:
    Während sie stets genau wusste, wie man etwas anstellte, und Profit daraus schlug, war er nicht einmal imstande, seinen eigenen Hintern zu retten. Dieser Umstand begann langsam an ihm zu nagen … auch so eine Sache. Vor Kurzem noch hätte er das Ganze mit einem
    Schulterzucken abgetan.
    Es war noch viel zu früh für einen Besuch, aber über solche Unhöflichkeiten mochte
    Gabriel sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Und die Frau, die er dringend sprechen musste, tat es bestimmt auch nicht. Bei ihrem letzten Treffen vor ein paar Tagen hatte Bernadette ihm gezeigt, dass freundliche Zurückhaltung in ihrem Wortschatz nicht vorkam. Außerdem stand spätestens seit diesem Morgen, nachdem Ella ihn im Garten freudetrunken umarmt hatte, fest, dass ihm die Zeit davonlief. Gabriel saß der Schock angesichts der »Zauberblume«, wie Ella sie genannt hatte, tief in den Knochen, so unvermittelt hatte ihn der Beweis, dass die Dinge endgültig aus dem Gleichgewicht geraten waren, erwischt. Ein Gruß von der anderen Seite, der Fehdehandschuh des Inkubus, dessen Schlag gesessen hatte.
    Seiner Sorgen zum Trotz fragte er sich unablässig, wie Ella mit seiner Beichte zurechtkam.
    Hoffentlich konnte sie mit der Hälfte seiner Geschichte leben, die er ihr notgedrungen gebeichtet hatte. Es sah jedenfalls danach aus, denn zum Abschied in der Küche hatte sie ihm sogar erneut ein Lächeln geschenkt, während sie für Kimi Apfelsaft in ein Weinglas eingoss. Apfelsaft für Kimi … das war doch nun wirklich ein Beweis dafür, dass Ellas Nerven nicht allzu sehr angegriffen waren. Ansonsten hätte sie sich selbst einen hochprozentigen Drink eingeschenkt und das Thema, Kimi auf den rechten Pfad zurückzuführen,

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