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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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nicht, da du doch ganz andere Dinge draufhast. Wozu sich etwas ausmalen, wenn man Träume wahr werden lassen kann?«
    »Nur, dass ich das nicht kann.« Gabriel rieb sich die Stirn. Er hätte einiges dafür gegeben, damit sie weiter von ihrem Garten erzählte, anstatt eine Erklärung von ihm einzufordern.
    Leider würde sie sich wohl kaum umstimmen lassen. Wenn Ella Johansen etwas wollte, dann blieb sie hartnäckig. »Das, was ich heute Nacht in deinem Traum getan habe, ist streng gesehen eigentlich nichts vollkommen Unbekanntes«, begann er deshalb geradeheraus zu erzählen. »Bestimmt weißt du, was ein Inkubus ist, oder?«
    »Das ist ein dämonischer Traumbeherrscher, der Schlafende zu den unmöglichsten Dingen verführt. Ein alter Mythos, auf den man einfach die Schuld abwälzte, wenn das eigene Unbewusste es mit seinen verdorbenen Bildern zu wild getrieben hat. Besonders wenn der träumende Christenmensch von früher sich den Todsünden hingegeben hat, erklärte er es am nächsten Morgen einfach damit, dass ihn ein Inkubus heimgesucht habe. Der Inkubus ist ein Verführer, aber eben einer von der dämonischen Sorte.« Ella richtete sich mit einem Schwung auf, als hätte sie eine Sprungfeder in ihrem Inneren. »Moment mal. Du willst mir doch wohl hoffentlich nicht erzählen, dass du ein Lustdämon aus dem Mittelalter bist. So sexy siehst du nun auch wieder nicht aus.«
    Obwohl es alles andere als passend war, musste Gabriel lachen. »Keine Sorge, ich bin kein Inkubus, sondern lediglich ein Mensch. Mir ist es nur gestattet, in die Träume der Menschen einzutreten. Dabei geht es selten um Sex, sondern darum, dass ich die
    Schlafenden dazu verleite, sich in diesem Zustand ihrer Herzensangelegenheit zu widmen.
    Darin wurzeln nämlich die stärksten Träume. Deshalb wollte ich dich zu einem Spaziergang durch den Garten anstiften.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Ella, die Gesichtszüge von Konzentration gezeichnet. »Woher wusstest du, dass der Garten von solch großer Bedeutung für mich ist?«
    »Nenn es einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Ich bin wie ein Jäger, der den Spuren des
    Wildes folgt und jeden abgebrochenen Zweig zu deuten weiß. Das ist auch dringend nötig, denn der Inkubus will für den Eintritt in die Traumwelt bezahlt werden, am liebsten mit besonders ausgeprägten Nachtgespinsten. Kann auch gut sein, dass ich sie mit leichter Hand finde, weil ich selbst keinen besonderen Traum in mir trage. Jedenfalls nicht mehr.«
    Gabriel hielt inne. Diese Erkenntnis hatte er nicht nur zum ersten Mal laut ausgesprochen, sondern sie war ihm tatsächlich gerade erst in den Sinn gekommen. Er war stets der
    Zaungast, wenn die Schlafenden in ihre inneren Welten abtauchten. Bei ihm selbst herrschte dort nur gähnende Leere. Insofern ähnelte er dem Inkubus: Beide waren sie auf der Suche nach jemandem, der das Vakuum füllte. Stets angetrieben von dem Hunger, in die Träume anderer einzudringen, weil sein Schlaf zu einer Wüste geworden war.
    Erst nach einiger Zeit fiel Gabriel der Blick auf, mit dem Ella ihn betrachtete. Darin fand er zu seinem Unbehagen Mitleid. Großartig, jetzt hält sie mich für einen armseligen Mistkerl, der sich am Gefühlsleben seiner Mitmenschen berauscht. »Nur für den Fall, dass du es nicht mitbekommen haben solltest: Die meisten Menschen verfügen über keine besonders tief
    gehenden Träume. Bei ihnen ist alles wie ein Flug übers Wasser, da gibt es keine Welten, in die es sich abzutauchen lohnen würde«, bemühte er sich klarzustellen. »Was du in dir trägst, ist außergewöhnlich. Dein Garten ist ein wahrer Schatz, verstehst du?«
    Leider ließ Ella sich von diesem Kompliment nicht einspinnen. Stattdessen bildete sich eine steile Falte auf ihrer Stirn, die sogar durch die Ponyfransen hindurch zu sehen war. »So harmlos kann das alles doch gar nicht sein, ansonsten wärst du in meinem Traum kaum so von mir weggesprungen, oder? Ich kann mich an deinen Ausdruck erinnern. Zu sagen, dass du panisch warst, ist bestimmt keine Übertreibung. Da stimmte doch irgendwas nicht, und damit meine ich nicht die Qualität meiner Zärtlichkeiten. Du hast aus einem anderen Grund so reagiert.«
    Schlaues Mädchen, dachte Gabriel, durchaus erfreut, obwohl Ellas Scharfsinn es ihm nicht leichter machte.
    »Natürlich gibt es einen Haken: Ich bin ein Dieb. Nun ja, nicht richtig, denn ich stehle die Träume ja keineswegs, sondern ich bereichere mich an den intensiven Gefühlen, den
    einzigartigen Bildern und

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