Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
auf
unbestimmte Zeit verschoben. Dann hatte er schleunigst zugesehen, dass er Land gewann, bevor Kimi auftauchen und seine Meinung zu den neuen, extra auf seine minderjährigen Bedürfnisse abgestimmten Frühstücksgewohnheiten loslassen konnte.
Gabriel verfluchte sich noch einmal ausgiebig für seine Dummheit, im Speziellen dafür, in Ellas Träume hineinspaziert zu sein, und im Allgemeinen, dass er sich überhaupt jemals in diese Lage gebracht hatte. Denn wer sonst, wenn nicht ein ausgemachter Dummkopf, würde sich einen Inkubus aufhalsen?
Während Gabriel immer noch das Penthouse im Blick hatte, gab er sich selbst eine
Antwort: eine überaus gerissene Person wie Bernadette.
Daran würde er denken müssen, wenn er ihr gleichgegenübertrat. Was er auch wirklich
langsam tun sollte, verdammt! Stattdessen saß er hinter dem Lenkrad seines Wagens und unterdrückte das Verlangen, mit der Stirn dagegenzusinken. Die Idee, sich noch eine Weile tot zu stellen, war verführerisch, aber für die meisten Versuchungen gab es einen Preis zu zahlen. In diesem Fall brachte ihn jede vergeudete Minute mehr von seinem eigentlichen Ziel weg: zu überleben.
Seit er Bernadette getroffen hatte, versuchte er zu akzeptieren, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als nach ihren Regeln zu spielen. Er wollte etwas von ihr, und zwar ihr Wissen, wie er den Inkubus zufriedenstellen konnte. Als Gegenleistung musste er ihr geben, was sie verlangte, Punkt. Und sie hatte ihm deutlich gemacht, dass sein Verhandlungsspielraum begrenzt ausfiel.
Entschlossen, jeden weiteren Gedanken auszublenden, stieg Gabriel aus. Das
Treppenhaus war ganz Granit und Chrom, doch selbst bis hier war die Hitze des Sommers vorgedrungen, und in ihm hing diese Mischung aus Opium und Frau. Bernadettes Parfüm, er hatte es nicht vergessen. Unwillkürlich stieg ihm ein Würgen die Kehle hoch und zwang ihn, mitten auf der Treppe stehen zu bleiben.
Herrgott, reiß dich zusammen, fuhr Gabriel sich selbst an. Oder willst du Bernadette zur Begrüßung vor die Füße spucken?
Mit einer unwirschen Geste rieb er sich das Gesicht, das vor Anspannung vollkommen
versteinert war. Irgendwie gelang es ihm, wenigstens den Schein seiner alten
Selbstsicherheit wiederzufinden, ehe er die Klingel betätigte. Das würde schon alles laufen …
und was machte er sich überhaupt Sorgen? Schließlich hatte sie sich ihr Einstandsgeschenk schon das letzte Mal von ihm abgeholt. Und umgebracht hatte es ihn nicht. Ganz im
Gegenteil: Die Lady wusste, wie man sich vergnügte.
Es dauerte eine Weile, bis Bernadette die Tür öffnete. Im Zwielicht des Flurs ließ sich nicht sagen, ob sie bereits geschminkt war oder ihre Lippen von Natur aus so rot leuchteten.
Jedenfalls verzogen sie sich zu einem belustigtenLächeln.
»Sieh an, es ist Gabriel. Und dabei war ich mir so verdammt sicher, bereits aufgewacht zu sein.«
»Guten Morgen, Bernadette. Lässt du mich rein?«
»Es hat ganz den Anschein, als ob du dich bereits selbst eingelassen hättest … und zwar in meinen Traum. Wie sonst kann ich mir erklären, dass du so frisch und knackig vor mir stehst? Der wahr gewordene Frauentraum von Seite drei – und alles an ihm ist nur für mich.
Darf ich dich ab heute Finn nennen? Dieser nordische Name passt doch viel besser zu
deinem Blondschopf.«
Ein erster Treffer für Bernadette. Sein Foto in der Neues aus Sandfern hatte Gabriel nämlich bis eben erfolgreich verdrängt. »Wenn du willst, gebe ich dir ein Autogramm auf deine blanken Brüste, aber jetzt lass mich rein, okay? Wir sollten über diese Dinge nicht im Flur reden.«
»Nur zu«, erklärte Bernadette. Allerdings trat sie lediglich ein Stück beiseite, sodass er sich an ihr vorbeipressen musste.
Gabriel versuchte, möglichst flach zu atmen, denn von dem tiefen Ausschnitt ihres Kimonos stieg der sinnlich-herbe Duft auf, der bestimmt jeden Mann, der halbwegs für weibliche Reize zugänglich war, um den Verstand brachte. Auch Gabriel konnte sich ihm nicht entziehen, sein Verstand drohte sich allerdings auf eine ganz und gar nicht angenehme Weise zu
verabschieden – ihm wurde erneut übel, als stünde dieser Geruch plötzlich für
Ekelerregendes und nicht etwa für die Sinnlichkeit einer Frau. Der Morgen wurde zunehmend verrückter, und in dem Chaos verstand er sich selbst kaum noch. Bernadettes Nähe war zwar erzwungen, einverstanden. Aber ganz gewiss nicht abstoßend. Weshalb gelang es ihm trotzdem kaum, seinen Widerwillen unter
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