Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
dem Gedanken, sich Bernadette ohne weiteren Widerstand zu überlassen, ganz gleich, wie sehr ihm die Angelegenheit gegen den Strich ging. Was war schon dabei? Schließlich würde er auch auf seine Kosten kommen. Es sprach nichts dagegen, ihr zu Willen zu sein. Vielmehr sollte er sich die Hände reiben, dass eine so aufreizend aussehende Frau sich mit ihm vergnügen wollte, selbst wenn es ihr in erster Linie darum ging, dadurch ihre Überlegenheit zu beweisen. Früher hätte er sich bestimmt einen Spaß daraus gemacht … Früher war das so gewesen, einverstanden. Aber warum, zum
Henker, jetzt mit einem Mal nicht mehr? Was hatte sich bloß in ihm verschoben? Denn bei der Vorstellung, sich Bernadettes Lust zu überlassen, drehte sich erneut sein Magen um.
Als Bernadette einen Schritt auf ihn zumachte, hob Gabriel abwehrend die Hände. »Ich verstehe ja, dass du dich für mein grobes Verhalten rächen willst, aber kannst du dir vielleicht etwas anderes einfallen lassen? Ich bin zum Bespiel hervorragend darin, Getränkekisten zu schleppen.«
Der Vorschlag kam nicht ansatzweise so gut an, wie er es sich erhofft hatte. Bernadette machte auf der Stelle kehrt, riss die Tür zur Diele auf und deutete mit dem Arm auf die Wohnungstür.
»Raus mit dir, und komm ja nicht wieder!«
In Gabriel entbrannte ein Kampf. Seine Vernunft brüllte ihm zu, dass er ohne ihre Hilfe ein toter und nicht bloß ein flachgelegter Mann sein würde, und trotzdem stand er kurz davor, das Penthouse zu verlassen. Dabei kannte er den Auslöser für seinen Blindflug nicht einmal.
»Bernadette …«, setzte er ratlos an.
»Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast? Eins von diesen dummen Weibern, die auf dein Aussehen und deinen Charme reinfallen? Nein! Ich bin die Frau, die dir sagt, wo es langgeht. Und deshalb werde ich mich ganz bestimmt nicht von dir erniedrigen lassen, du Mistkerl.«
»Darum ging es mir nicht. Es ist nur … warum muss es gerade das sein?«
»Weil ich es will!« Bernadettes dunkle Augen funkelten zornig. »Du willst, dass ich dir den Hintern rette, aber zu deinen Bedingungen. Genau wie du den Pakt mit dem Inkubus
eingegangen bist und dachtest, das würde schon irgendwie laufen. Das meinte ich mit dem Mangel an Demut, Gabriel. Aber keine Sorge, ich werde es dir schon beibringen. Falls es dich beruhigt: Das, was ich mir nehme, steht in keinem Verhältnis zu dem, was du ansonsten verlieren würdest.«
Womit sie recht hatte. Wenn man sich zwischen Selbstrespekt und Überleben entscheiden musste, fiel die Wahl nicht sonderlich schwer. Gabriel senkte den Blick. »Also gut, ich akzeptiere deine Bedingungen.«
Viel zu schnell stand Bernadette vor ihm, umfasste seinen Nacken und riss seinen Kopf hinab, während ihre andere Hand sich bereits an seinem Gürtel zu schaffenmachte. Dabei ging sie so grob vor, dass Gabriel ein Stöhnen unterdrücken musste. Dann trafen ihre Lippen auf seinen Mund, eine Begegnung, die eher einer Züchtigung als einem Kuss glich. Für einige Sekunden flackerte die Erinnerung an den Kuss auf, den ihm eine andere Frau gerade erst gestohlen hatte. Was du mit Ella ausgetauscht hast, ist kein echter Kuss gewesen, sondern ein Traum, log er sich selbst an, denn sonst hätte er Bernadettes volle und zugleich harte Lippen nicht ertragen. Als sie jedoch versuchte, in seinen Mund vorzudringen, löste er sich aus ihrem Griff, was er sofort bereute.
Gereizt starrte Bernadette ihn an, und kurz bevor sie ihm endgültig die Tür wies, zog er sein T-Shirt über den Kopf. »Bevor du es mir vom Leib reißt …« Er lächelte schief.
Bernadette schluckte seine Ausflucht und ließ ihre Fingernägel über die Einbuchtung seiner Leiste tanzen. »Wie wäre es mit ein wenig mehr Begeisterung?«, fragte sie ihn in einem schmollenden Tonfall.
»Keine Sorge, die kommt noch.«
Als Bernadettes kühle Hände der Sache auf die Sprünge halfen, schloss Gabriel alle
Gedanken und Empfindungen aus und war nicht mehr als ein Körper, der auf Reize
reagierte. Ein instinktgesteuertes Geschöpf. Zumindest hoffte er, genau das zu sein, solange Bernadette ihr Spiel mit ihm trieb.
-
Die dünne Decke, nicht mehr als einige Schichten Wildseide und Baumwolle, blieb an
Gabriels Oberschenkeln haften, obwohl er seine Beine angewinkelt hielt. Unter seinem Rücken schlug das Laken Wellen, von denen er jede einzelne spürte, so überreizt war seine Haut. Trotzdem rührte er sich nicht. Selbst die Strähnen, die ihm an den Schläfen klebten,
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