Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
Leichtigkeit niemals mit Fragen wie »Kennst du schon jemanden in Sandfern?« und »Wie sah dein Leben denn bislang aus, besonders die private Ebene?« gefährden wollte. Sie hatte sich
eingebildet, ihn als Typ einschätzen zu können. Da hatte sie sich jedoch getäuscht, nicht nur was seinen Charakter anging, sondern auch was seine Lebensumstände betraf. Und da
schockierte es sie zu ihrer eigenen Verblüffung deutlich mehr, dass Gabriel eine andere Frau traf, als dass er sie in ihren Träumen besuchte. Auch wenn sie ihr ganzes Leben lang fest daran geglaubt hatte, dass der Garten hinter Tante Wilhelmines Villa ein verwunschener Ort war, war das keine Entschuldigung für ein solches Übermaß an bereitwilligem Akzeptieren von etwas Unmöglichem.
Unwillkürlich schluckte Ella.
Ja, sie war wirklich gut darin, das Unmögliche anzunehmen, und noch besser darin, es zu verdrängen. Während sich ein Prickeln auf ihrer Haut ausbreitete, blickte sie auf den Teich, dessen Oberfläche so glatt war, als wäre sie erstarrt. Wenn ich mich über sie beugen würde, was würde ich dann sehen?, fragte Ella sich. Vielleicht das Gleiche wie an dem Tag, als Gabriel einzog und mir sein Spiegelbild zublinzelte? Sein Spiegelbild oder doch ein anderer
… derjenige, mit dem Gabriel einen Pakt einging und den ich am liebsten vergessen möchte.
Das Prickeln auf Ellas Unterarmen verdichtete sich, bis es sich wie ein Film aus Eis anfühlte.
Hastig sprang sie auf und drehte ihren Stuhl so, dass sie mit dem Rücken zum Teich saß.
Sicher war sicher.
Unterdessen spielte Kimi, den die körperliche Arbeit nach seinem morgendlichen Ausbruch friedlich gestimmt hatte, an ihrer Esoline herum. Seine offenen Stiefel stemmte er gegen den Bottich, den Ella zuvor benutzt hatte, um ihre geschwollenen Füße im Wasser zu kühlen.
Nachdem sie ihm erlaubt hatte, ihre Kamera zu begutachten, war das Eis wegen des
Alkoholverbots endgültig gebrochen. Ein geringer Preis für einen Waffenstillstand, befand Ella, obwohl sich ihre Brust beim Anblick von Kimi mit ihrem heiß geliebten Baby
zusammenzog.
Er schien sich gerade die Aufnahmen von Nicki in Latzhosen anzusehen, denn er pfiff
begeistert. »Fantastische Titten«, brachte er es auf den Punkt. »Wie zwei überdimensionale Birnen.«
Verwundert legte Ella den Kopf schief. »Seit wann stehst du auf große Brüste?«
»Du etwa nicht?«
»Ich hätte gern welche, aber das ist was anderes.«
Kimi fing an zu kichern. »Siehst du, ich hätte auch gern welche.«
»Argh, Kimi, da kann einem ja ganz schwindlig werden.«
»Genau so fühle ich mich die ganze Zeit: vollkommen schwindlig, komplett durcheinander.
Wie bei einer Dauerachterbahnfahrt. Es ist so krank.«
Wenn das mal nicht das Ehrlichste war, das Kimi je von sich gegeben hatte. Und dabei sah er nicht einmal bekümmert aus, sondern eher, als genieße er den ganzen Wahnsinn, den die Pubertät mit ihm anstellte. Beneidenswerter Kimi, dachte Ella.
Gabriel lachte, während sein Blick in den Himmel gerichtet war, in dem die Schwalben ihre Loopings drehten. »Ihr beide seid wirklich nicht zu toppen«, erklärte er, das Lachen noch in der Stimme.
Vor Anspannung rutschte Ella bis auf die Kante ihres Stuhls, obwohl die sich unangenehm in ihre Schenkelunterseiten grub. Das war ihre Chance!
Nur leider kam Kimi ihr zuvor. »Oh, ist da jemand aufgewacht, nachdem er den halben Tag wie ein Zombie durch die Gegend gelaufen ist? Wie schön. Was hat dich denn
wiedererweckt, mein Freund? Lass mich raten: das Signalwort Titten, bei dem jeder
anständige Hetero hellhörig wird.«
Betont langsam löste Gabriel die Hände hinter dem Nacken, schrubbelte sich durchs Haar, ehe er Kimis herausfordernden Blick erwiderte. »Eigentlich war es mehr so der Gedanke an die Brüste deiner Tante und was von denen zu halten ist, der mir wieder Leben in meine müden Knochen eingehaucht hat.«
»Du denkst an Tante Ellas Brüste?« Kimi machte einen ernsthaft schockierten Eindruck.
Beinahe hätte Ella aufgelacht, weil er dem elf Jahre alten Konstantin in diesem Moment trotz des Glitzer-Make-ups verblüffend ähnlich sah. Dann sickerte auch zu ihr durch, was Gabriel gerade gesagt hatte, und sie stieß ein lautloses »Himmel noch eins!« aus.
»Tante Ellas Oberweite ist kein Thema. Das ist … unanständig.« Kimi schüttelte sich.
Ein breites Grinsen trat auf Gabriels Gesicht. »Tut mir echt leid, wenn ich dich mit diesem Geständnis vor den Kopf gestoßen habe. Ich habe ganz
Weitere Kostenlose Bücher