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Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter

Titel: Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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einer Werbeunterbrechung eingeschlafen.
    Ja, folge deinem Kompass. Und call me tomorrow, wenn ich wach genug bin, um dich
    nach Strich und Faden auszufragen, mein Herz.
    Als Ella den Laptop ausschaltete, ging es ihr erstaunlicherweise besser. Sie wusste zwar nicht, was sie tun würde, aber sie vertraute darauf, dass sie die richtige Entscheidung treffen würde. Mehr konnte sie im Moment nicht verlangen.

Kapitel 24
    Nichts als Sehnsucht
    Gabriel kreiste in seinem Mustang vor der Markthalle, auf der Suche nach einem
    Parkplatz, der im Schatten lag. Die Sonne trat zwar bereits ihren Senkflug an, aber je weniger sich der Wagen aufheizte, umso besser. Die alte Kiste glich
    ohnehin einem
    Backofen. Für die frühen Abendstunden waren erstaunlich viele Menschen unterwegs,
    vermutlich vermieden sie es, während der Mittagszeit ihre schattigen Häuser oder den Strand zu verlassen. Oder aber sie bemerkten ihren Hunger dank der Schwüle erst mit der
    anbrechenden Dämmerung.
    Endlich ergatterte Gabriel einen Parkplatz unter einer ausladenden Kastanie. Beim
    Aussteigen rechnete er fest damit, dass der Sitz ein schmatzendes Geräusch von sich gab, weil er mit ihm verschmolzen war. Dann lüftete er sein ärmelloses Shirt am Rücken. Dieses ständige Hängenbleiben der Kleidung an der Haut konnte er genauso wenig ausstehen wie das Gefühl, dass die feuchte Luft ihm die Lungen zuklebte. Mit Sommerträumen hatte dieses Wetter nun wirklich nichts mehr gemein, der blitzblanke Himmel begann langsam zu nerven.
    »Stell dich nicht an. Du besorgst jetzt noch rasch die Pavlova als Überraschung für Ella, und dann siehst du zu, dass der Abend ein voller Erfolg wird«, feuerte Gabriel sich an, während er auf die Markthalle mit ihren verschiedenen Spezialitätenständen zuhielt. Bei dem Bäcker dort hatte er einen typisch australischen Nachtisch aus Unmengen von Eischnee und Sahne bestellt.
    Doch motivierende Sprüche waren das eine, pochende Kopfschmerzen und ein vor
    Verspannung schmerzender Rücken etwas anderes. Seit er den Entschluss gefasst hatte, sich unter keinen Umständen Ellas Traum zu bedienen, hatte er jede Nacht damit verbracht, einen ähnlich starken Ersatz zu finden. Vergeblich.
    Nicht, dass ihn das groß überraschte. Menschen, die einen ausgeprägten Traum
    entwickelten, waren eine Seltenheit, die berühmte Nadel im Heuhaufen. Schließlich hatte er sich oftgenug auf die andere Seite der Nacht begeben, um das zu wissen. Die meisten
    Träume waren unterhaltsam, einige sogar fesselnd. Aber so komplex und mit Leben gefüllt wieEllas, dass sich der Inkubus dafür interessierte und sogar Zauberblumen erschuf, um seiner Verehrung Ausdruck zu verleihen? Nein, Ellas Garten ragte weit aus dem nächtlichen Einerlei heraus, Gabriel kannte nichts Vergleichbares. Und selbst wenn er einen passenden Ersatz finden sollte, bestand immer noch die Frage, ob er in der Lage wäre, ihn seinem Besitzer zu entreißen. Allein bei der Vorstellung wurde ihm ganz anders. Bislang hatte er sich nur an Träumen gewärmt und so viel von ihnen genommen, dass niemandem ein ernst zu
    nehmender Schaden entstand. Das machte ihn zwar zu einem Dieb, aber dazu konnte er
    stehen. Einen ganzen Traum zu stehlen, war allerdings mehr, als er vor sich verantworten konnte.
    Nach allem, was Gabriel im Laufe der Jahre auf eigene Faust über das Traumwandeln
    herausgefunden hatte, tat nicht einmal der Inkubus selbst so etwas. Den Erzählungen und Mythen zufolge drang er lediglich in die Welt eines Schlafenden ein und veränderte sie dahingehend, dass er sich ins Zentrum stellte. Dann war der Inkubus das Objekt derBegierde und zugleich derjenige, dessen Hunger gestilltwurde, ungeachtet dessen, wie es seinem Opfer dabei erging. Die meisten Geschichten stammten aus einer Zeit, als die Religion den Frauen noch massiv das Recht auf eine eigene Lust abgesprochen hatte. Je stärker eine Träumende daran glaubte, desto mehr gefiel es dem Inkubus, sie zu verführen. Dass sich ihr Traum dadurch gegen sie selbst richtete und viele am nächsten Tag kaum über die
    Nachtbilder hinwegkamen, scherte den Dämon wenig. Für den Inkubus war nur die Intensität des Traums von Bedeutung. So gesehen, zerbrach er gelegentlich Menschen, aber er
    beraubte sie nicht. Dazu war er außerstande. Der Inkubus konnte einen Traum nur in seinen Besitz bringen, wenn er ihm von einem Menschen überlassen wurde, etwa als Gegenleistung für den Eintritt in dessen Welt – so wie es bei Gabriel gewesen war.

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