Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
eben in den Baumarkt, bin gleich wieder da‹«, ahmte Kimi Gabriels tiefe Stimme nach. »›Das macht ungefähr eine halbe Stunde Fahrtzeit plus Kram raussuchen und an der Kasse anstehen plus Einkaufswagen loswerden noch einmal eine Stunde drauf. Und dann stehe ich ruck, zuck wieder auf der Matte.‹ Nur falls sich das jemand fragt: In diesem Zeitrahmen lässt sich unmöglich ein Quickie mit der namenlosen Schönheit unterbringen. Verstehst du? Das ist Gabriels Art klarzustellen, dass da definitiv nichts mehr läuft. Wer auch immer die andere Flamme war, an unserem Zauberknaben entzündet sie sich jedenfalls nicht mehr. Und wenn dich selbst das nicht überzeugt, dann muss es eben dein weiches Herz tun: Gabriel ist voll auf Ella-Entzug, der sieht jeden Morgen komplett gerädert aus, richtig übel. Und das kommt nicht daher, weil Gregor ihn jede freie Minute zur Arbeit antreibt. Gabriel wirkt, als würde ihn etwas von innen heraus auffressen. Und was sollte das anderes sein als der Hunger nach dem Paradies zwischen deinen schlanken Schenkeln?«
Diese Ansprache ließ nicht nur Ellas Kinnlade herunterklappen, sondern auch die der
Braut. Offenbar interessierte sie das Thema so sehr, dass sie sogar ihr Grausen vor den Aufnahmen vergaß. »Hat dieser Gabriel denn was darüber gesagt, was in ihm vorgeht?
Seine Gefühle erklärt?«, fragte sie mit zittriger Stimme. »Nein? Wie schade, aber Männer haben ja oft Probleme, ihre Empfindungen in Worte zu fassen. Ist er wirklich so attraktiv, wie du sagst? Ja? Na, dann ist es auf jeden Fall Liebe. So ist das immer, wenn schöne Männer sich für eine … wie soll ich sagen … durchschnittlich aussehende Frau aufheben.«
Was für Romane liest du denn?, wollte Ella schon fragen, aber dann fiel ihr auf, mit was für einem sehnsüchtigen Blick die Braut über dem Treppengeländer lehnte. Na bitte, das
künstliche Lächeln war endlich wie weggewischt. Die Droge Romantik wirkte stärker als jedes Glas Sekt. Hatte dieses Gespräch also auch sein Gutes. Unauffällig drückte Ella auf den Auslöser von Esoline und begann zu plaudern.
»So gesehen, ist es echt ein Wunder, dass Gabriel sich für mich interessiert. Da ich doch komplett normal aussehe und, na ja, auch keine berückende Lebensgeschichte oder jede Menge Kohle zu bieten habe. Ich denke, es ist diese Stimmigkeit zwischen uns, die ich von Anfang an gespürt habe.«
»Seelenverwandtschaft«, setzte Kimi eins drauf, während er den Slave unauffällig ein Stück mit dem Fuß verrückte.
Kluger Junge, so wurde die Beleuchtung richtig schön dramatisch.
»Ja«, hauchte die Braut und blinzelte eine Träne weg. »Bei mir und Hannes ist es
dasselbe. Diese innere Stimmigkeit, die man kaum erklären kann. Je besser wir uns kennen, desto tiefer wird die Überzeugung, dass wir eins sind. Hannes würde das ja nie zugeben, aber auch er spürt diese tiefe Zusammengehörigkeit. Schicksal nennt man das, daran glaube ich fest. Wenn man so etwas hat, darf man es nicht einfach aufgeben, nur weil ein Fehler gemacht worden ist. Da braucht manals Frau Herzensstärke.« Diesem Gedanken
nachhängend, blickte die Braut in die Ferne, ein verräterisches Glitzern in den Augen, während ihre Hand suchend über das Holzgeländer glitt.
Ella fotografierte mittlerweile rein instinktiv.
Die Braut mochte einmal zu oft Nur mit dir gesehen haben, aber irgendwie war dieser unumstößliche Glaube an die wahre Liebe auch mitreißend. Konnte es sein, dass es sie gab? Und selbst wenn … waren sie und Gabriel geeignete Kandidaten dafür? Sie schaffte es ja nicht einmal, anständig verliebt zu sein, ohne gleich die Nerven zu verlieren. Was sollte sie da bloß mit wahrer Liebe anfangen?
Ella drückte erneut den Auslöser, als die Braut sie verträumtanlächelte. Nun, wenn es die wahre Liebe für diese junge Frau gab, warum sollte Ella Johansen dann nicht auch ihr Glück versuchen?
-
»Die Braut haut aufs Auge«, sagte Kimi, während er den Slave lässig in der Hand auf und ab tanzen ließ. Die Verabschiedungsszene von der völlig aufgelösten Frau, die sie spontan beide samt dem geheimnisvollen Gabriel zu ihrer Hochzeit eingeladen hatte, war ganz nach seinem Geschmack gewesen: hyperdramatisch. »Die hat’s dir ordentlich gegeben mit ihrem Romantikschmu, das kann ich an deinem leicht weggetretenen Lächeln ablesen. Großartig.
Die Zeichen stehen also auf Wiedervereinigung, obwohl ich wohl eher von erster Vereinigung reden sollte.«
»Reiß dich zusammen,
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