Dämonen-Reihe Bd. 4 Traumsplitter
mein Lieber«, sagte Ella drohend und löste über ihre Kamera das Blitzlicht des Slaves aus, woraufhin Kimi geblendet aufjauchzte.
»Wie auch immer. Was ist besser für die Romantik als ein Gartenfest? Schummrige
Beleuchtung, laue Sommerluft und ein Glas zu viel lassen alle Hemmungen schwinden …
Unsere Party heute Abend ist deine große Chance. Wenn ich du wäre, würde ich mir die Beine besonders pingelig rasieren. Hey, gib mir meinen Slave wieder!«
»Such dir gefälligst einen eigenen Sklaven, mit dem du machen kannst, was du willst.« Ella schob angriffslustig das Kinn vor, und ihr Neffe hob sofort abwehrend die Hände.
Kimi gegenüber konnte sie vielleicht einen auf stahlharte Nerven machen, aber sich selbst konnte sie nicht täuschen. Die Braut war in ihrem Liebeswahn ansteckend gewesen. Den Rest des Tages kreisten Ellas Gedanken unentwegt um das bevorstehende Gartenfest und was es mit sich bringen mochte. Dabei war Kimis Vorschlag, sich die Beine zu rasieren, vermutlich das Beste, was sie so kurz vor dem Fest kriegen konnte. Ella zog ihre Unterlippe ein, während sie auf ihrer Bettkante saß und die Fußnägel frisch lackierte. Passenderweise hieß die Farbe Mysterious Sunset und erinnerte an Pfirsichsorbet. Immer noch besser als die Silberfarbe mit dem Namen Sweet Dreams , die sie zuerst hatte auftragen wollen. Lieber lecker als verträumt aussehen, beschloss Ella, womit schon einmal eine Entscheidung
getroffen war. Eine andere machte es ihr da schon deutlich schwerer: Sollte sie es wagen und ihre Mutter Selma anrufen? In VinesGrey war es jetzt ungefähr ein Uhr nachts, und die Chancen standen gut, dass Selma mit einem vergessenen Tee in der Hand vor dem
Fernseher saß und sich ihre Lieblingsgartenschau ansah. Für einen Menschen, der den
ganzen Tag lang inmitten eines Weinbergs verbrachte, war ihr Interesse an Grünzeug
erstaunlich unersättlich. Eine Vorliebe, die sie an ihre Tochter vererbt hatte.
So gern Ella auch die Stimme ihrer Mutter gehört hätte, sie entschied sich doch gegen ein Telefonat. Schließlich hatten ihre Eltern bei den letzten Gesprächen nachgebohrt, wie denn nun die Lage vor Ort sei. Der Beweis, dass sie sich viel zu viele Gedanken machten. Wenn sie jetzt auch noch fahrig klang, würde Selma unerbittlich eine Erklärung einfordern. Ihr Vater war vielleicht ein empathisches Genie, aber ihre Mutter hatte den sechsten Sinn, wenn es um ihr Töchterlein ging. Und bevor Ella sich aus der Sache herausreden konnte, saß einer von ihnen im nächsten Flieger, so viel stand fest.
Also klappte Ella ihren Laptop auf und schrieb:
Moin Mama, lass mich raten: Bei
Gardener’s Life
geht es heute um den besten
Platz für Moschusrosen.
Einige Minuten lang geschah nichts. Vor Nervosität begann Ella an ihren Fingernägeln zu kauen. Hoffentlich war Selma noch wach, aber hoffentlich nicht wach genug, um ihr so richtig auf den Zahn zu fühlen, hoffentlich … Buchstaben ploppten auf dem Bildschirm auf.
Heute geht es um Stauden, Sweetie. Wie man sie setzt und pflegt. Wäre was für
dich und deinen Garten.
Jetzt hieß es, schnell reagieren, ansonsten würde Selma gleich einen Leitfaden für die Gartenpflege tippen.
Bei meinem Garten halte ich mich ganz an das, was ihm bislang gutgetan hat:
einfach wachsen lassen. Wie geht es dir?
Müde und zufrieden. Wäre beim nächsten break bestimmt eingeschlafen. Wie geht es
dir?
Darüber musste Ella erst einmal nachdenken.
Ich bin konfus. Mama, hältst du es für Unsinn, von Liebe zu sprechen, wenn man
sich nicht einmal seit einen Monat kennt?
Warum gleich Liebe und nicht erst einmal Verliebtsein?
Selma kam wie immer sofort auf den Punkt.
Gute Frage. Weil die Leichtigkeit zwischen Gabriel und ihr verloren gegangen war, die das Verliebtsein dringend brauchte? Und weil Verliebtsein als Grund nicht ausreichte, um ihn trotz aller Widerstände halten zu wollen?
Ich bin verliebt, aber das allein würde nicht langen, um eine Beziehung zu
wollen. Nicht in diesem Fall.
Ella, Kindchen. In so einem Fall solltest du auf dein Gefühl vertrauen. In
deinem Herzen wusstest du doch schon immer, was das Richtige für dich ist. Ist
er married?
Ja, Mama. Mit einem Inkubus. Aber diese Antwort verkniff sich Ella dann doch lieber.
Du meinst, ich soll auf meinen inneren Kompass vertrauen, auch wenn die äußeren
Umstände einen anderen Kurs andeuten?
Es dauerte lange, bevor Selma zurückschrieb, sodass Ella schon befürchtete, ihre Mutter sei während
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