Dämonen-Spiele
von dort aus gegangen ist.«
»Er hat recht«, bestätigte Jenny.
»Und der beste Ort, wo wir das erfahren können, ist Schloß Roogna.«
»Meinst du, der König wird das wissen?«
»Oh, wir sollten König Dor nicht damit belästigen«, erwiderte Jenny. »Ich dachte eigentlich… na ja, im Augenblick darf ich es nicht sagen, aber vielleicht klappt es ja.«
Dug musterte sie neugierig. »Du darfst nicht sagen, was du e r wartest?«
Sie zauderte. »Es ist eine besondere Situation. Ich tue mein Be s tes, ganz bestimmt.«
Dug blickte Sherlock an, der es mit einem Achselzucken quittie r te. Es bestand kein Zweifel daran, daß Jenny es gut meinte, aber war sie auch kompetent genug? Dug konnte nicht verstehen, was das mit der gefürchteten Erwachsenenverschwörung zu tun haben sollte, die ihr solche Sorgen machte, wußte aber auch keinen and e ren Grund, weshalb sie sich so ausweichend hätte verhalten sollen. Wenn sie aber eine nützliche Idee hatte, würde er sie noch bra u chen. »Also gut. Dann geh du voran.«
Jenny gehorchte nur zu gern. Sie führte sie vorbei an den ve r schiedenen Obstbäumen bis zum Graben, wo das riesige, furch t bare Grabenungeheuer sie beäugte. »Souffle!« rief Jenny. »Was machst du denn hier?«
Das Ungeheuer zischte.
»Ach, du bist hier, um auf die Zwillinge aufzupassen? Wo ist denn Electra?«
Wieder zischte das Ungeheuer.
»Ach, ja? Sie besuchte also zusammen mit Dolph die Zentaure n insel? Was machen sie denn da?«
»Du weißt doch genau, daß er dir das nicht verraten darf!« fuhr Sherlock dazwischen.
Jenny blickte verlegen drein. »Das stimmt, das darf er wirklich nicht!« Dann wandte sie sich wieder dem Ungeheuer zu. »Das ist Dug, ein Spieler in dem Spiel, und das ist Sherlock von der Schwarzen Welle. Sie sind Freunde.«
Souffle nickte und schwamm wieder durch den Graben zurück. Jenny führte sie über die Zugbrücke. Dug fragte sich, ob sie das Gespräch mit dem Ungeheuer nur erfunden hatte. Vielleicht hatte es sie ja auch nur an ihrer Witterung erkannt und es akzeptiert.
Dann sah er die beiden kleinen Kinder, fast noch Säuglinge, die in rosa Badesachen am Grabenrand spielten. Das Ungeheuer paßte also tatsächlich auf sie auf.
»Aber ist das nicht gefährlich?« fragte Dug. »Das Ungeheuer könnte sie doch im Nu verschlingen.«
»Es ist so ungefährlich, wie es nur sein kann«, antwortete Jenny. »Mit Souffle als Bewacher wird ihnen niemand etwas antun. Sie mögen ihn, und er mag sie. In letzter Zeit hatte er nicht allzuviel Gelegenheit, mit Königskindern zu spielen.«
Das konnte Dug nachvollziehen. »Ich vermute, daß Electra ihre Mutter ist, nicht? Wer ist sie überhaupt? Ich glaube mich zu eri n nern, daß du etwas von einer Prinzessin in Bluejeans erzählt hast.«
»Prinzessin Electra ist die Frau von Prinz Dolph. Sie wurde von einem Fluch getroffen, der eigentlich für eine Prinzessin bestimmt war, und schlief fast tausend Jahre durch, bis Prinz Dolph sie wachküßte. Und jetzt ist sie eine Prinzessin. Insofern wußte der Fluch vielleicht sogar, was er tat. Die Zwillinge sind Morgenröte und Abenddämmerung. Wenn sie alt genug sind, um zu sprechen, wird Morgenröte alles über alle lebendigen Dinge erfahren können, und Abenddämmerung alles über alle unbelebten Dinge.«
»Das sind aber gute Talente«, meinte Dug.
»Ja, es sind Talente der Magierklasse. Solche Magie herrscht in der königlichen Erblinie.«
Sie gelangten zum Haupttor. Es stand offen. Dug wunderte sich, daß das führende Schloß des ganzen Lebens so unbekümmert o f fenstand. Andererseits leuchtete ihm das angesichts eines wach e haltenden Grabenungeheuers auch wieder ein.
Eine junge Frau erschien. Sie hatte jadegrünes Haar und sm a ragdgrüne Augen. »Hallo, Ivy«, sagte Jenny.
»Ich bin Ida«, berichtigte sie die Frau.
»Ach, immer verwechsle ich euch beide!« Jenny drehte sich zu den anderen um. »Das hier ist Dug, der spielt im Spiel mit; ich bin seine Begleiterin. Das ist Sherlock; er gehört zur Schwarzen We l le.« Und dann, nach einer Pause: »Das ist Prinzessin Ida, Ivys Zwi l lingsschwester.«
Dug war sprachlos. Er wußte nicht, wie er eine Prinzessin anz u reden hatte. Bei Sherlock war das zum Glück anders. »Nett, dich kennenzulernen, Prinzessin. Wir haben bereits die Prinzessin Nada Naga kennengelernt.«
Dug fiel auf, daß er Nada eigentlich nie unter diesem Gesicht s punkt betrachtet hatte, so stark hatten ihre prinzessinnenhaften Beschränkungen ihn frustriert.
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