Dämonen-Spiele
Dabei muß ich dich aus dem Schirm geholt haben!«
»Aber das ist doch gar nicht möglich!« wandte Kim ein. »Es gibt doch überhaupt keinen richtigen Kontakt.«
Cyrus lächelte. »Willst du damit behaupten, daß ich mir nur ei n gebildet habe, dich ans Ufer gebracht zu haben? Für mich hat sich das durchaus wie ein richtiger Kontakt angefühlt.«
Kim griff nach unten, um den Boden zu berühren. Er war völlig fest. Sie berührte Jenny an der Schulter. Die war tatsächlich da. Sie wollte schon nach Cyrus greifen, da stockte sie.
»Bitte, du darfst mich gern berühren«, lud der Meermann sie ein. »Du brauchst dich nur über das Wasser zu beugen, dann werde ich dich sogar küssen. Das dürfte dann wohl Kontakt genug sein.«
Wollte er sie etwa herausfordern? Oder sie nur necken? Kim beschloß, ihn auf die Probe zu stellen. Schließlich würde sie nie wieder Gelegenheit bekommen, einen echten Meermann zu kü s sen.
»Äh, ich glaube nicht…«, fing Jenny besorgt an.
Kim beugte sich vor, und Cyrus tat es ihr gleich. Dann trafen sich ihre Gesichter. Sie küßten sich. Es war wunderbar.
»Du bist eine sehr wirkungsvolle Küsserin«, bemerkte Cyrus l ä chelnd.
»Ich muß wohl tatsächlich hier sein«, meinte Kim verträumt.
»Du mußt den zweiten Schritt getan haben«, meinte Jenny. »Jetzt glaubst du an Magie.«
»Es scheint alles sehr wirklich zu sein«, stimmte Kim zu. »Dabei weiß ich doch, daß dem gar nicht so ist.«
»Aber in Xanth ist die Illusion Teil unserer Wirklichkeit«, erlä u terte Cyrus. »Wenn du also die Illusion hast, daß du hier bist, g e nügt mir das schon. Du mußt unbedingt mitkommen und meine Eltern kennenlernen.« Jenny blickte beunruhigt drein. »Ich weiß nicht…«
»Aber ich möchte doch die Sirene singen hören«, widersprach Kim. »Es wird mir ein Vergnügen sein, deine Eltern kennenzule r nen, Cyrus.«
»Hervorragend. Dann gestatte mir, mich umzuziehen. Wenn meine Mutter mich verwandelt, kann sie gleichzeitig ein Masche n kleid ausbilden, aber diese Fähigkeit habe ich selbst nie gemeistert. Ich komme gleich wieder.« Dann schwamm er davon.
»Verwandlung?« fragte Kim.
»Sie können ihre Schwänze in Beine verwandeln«, erklärte Jenny. »Aber dann sind sie nackt. Und als Heranwachsende soll ich keine nackten Männer sehen. Deshalb mußte ich ihn auch vorhin daran hindern, sich zu verwandeln.«
»Ach so. Eine Verwandlung von der Meer- in die Menscheng e stalt«, erwiderte Kim. Dann fiel ihr noch etwas anderes ein. »W a rum warst du so beunruhigt, als er mir vorgeschlagen hat, mich seinen Eltern vorzustellen?«
»In Xanth treffen sich die Leute meist so, wie sie sind«, erläuterte Jenny. »Aber sobald sie ihre Eltern ins Spiel bringen, bedeutet das, daß sie es möglicherweise ernst meinen.«
»Ernst?«
»Daß sie zum Beispiel heiraten wollen.«
»Heiraten!« rief Kim erstaunt.
»Er mag dich. Er ist nicht verheiratet. Also…«
»Aber ich bin doch erst sechzehn!«
»Dann wird er vorher vielleicht erst deine Eltern kennenlernen müssen. Prinz Dolph war noch fünfzehn, als er Electra heiratete.« Jenny lächelte. »Wie ich höre, haben sie eine Weile gebraucht, bis sie herausbekommen hatten, wie man den Storch ruft; denn vorher wußte das keiner von ihnen. Aber schließlich haben sie es doch geschafft.«
»Das ist lächerlich! Ich habe überhaupt nicht vor, zu heiraten. Und ganz bestimmt nicht, irgendeinen Storch herbeizurufen! Das ist doch alles nur ein Spiel.«
»Für ihn ist es vielleicht keins. Vergiß nicht, daß du ihn geküßt hast. Das ist ein ziemlich deutliches Zeichen.« Jenny zuckte die Schultern. »Ich gehöre ja nicht zur Erwachsenenverschwörung; deshalb kann ich mich auch völlig irren.«
Kim war verblüfft. Sie war sich überhaupt nicht sicher, daß die Elfe sich getäuscht hatte. Zwar mochte sie den Meermann, aber langsam wurde die Sache albern. »Dann sollten wir vielleicht besser von hier verschwinden.«
»Ja, das sollten wir wohl«, stimmte Jenny ihr zu.
Sie standen auf, und Kim wurde sich zweier Dinge bewußt: Ihre Kleidung war klatschnaß und scheuerte, was von ihrem unfreiwill i gen Bad herrührte. Und außerdem war Jenny nicht nur kleiner als sie, sie hatte auch Spitzohren und vierfingrige Hände. Sie war also nicht nur anders als Kim, sondern unterschied sich auch von den anderen Einwohnern Xanths. Doch inzwischen war Cyrus zurüc k gekehrt. Jetzt besaß er Beine und war mit Hemd und Hose bekle i det. Nun sah er gleich doppelt so
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