Dämonen zum Frühstück
ein. Sie klang ziemlich respektvoll und sah Eddie interessiert an. »Das macht Sinn«, sagte sie an mich gewandt. »Die Reliquien im Mörtel. Das kann für Dämonen nicht gerade angenehm sein.«
Sie hatte recht. »Aber das bedeutet nicht, dass Goramesh diese Lazarus-Knochen nicht finden wird.« Es kam mir seltsam vor, dem Gesuchten endlich einen Namen zu geben. »Er hat menschliche Gefolgsleute. Dessen sind wir uns sicher.« Ich erzählte nicht, dass ich inzwischen befürchtete, mein Mann könnte dazugehören.
»Wenn sie versteckt sind, dann sollen sie auch versteckt bleiben«, erklärte er starrsinnig. »Du solltest dich nicht in Dinge einmischen, von denen du keine Ahnung hast.«
Ich entschloss mich, das Ganze von einer anderen Seite aus anzugehen. »Dann erzähl mir doch wenigstens, warum ein Dämon höherer Ordnung diese Knochen so dringend in seinen Besitz bringen möchte.«
»Das habe ich dir schon gesagt«, sagte Eddie. »Hast du dir die Ohren nicht gewaschen oder was?«
»Ist ja gut. Die Armee, die sich erhebt. Aber was hat das mit Lazarus zu tun? Außer der Tatsache, dass er sich von den Toten erhoben hat?«
Eddie fasste sich in den Mund und holte seine dritten Zähne heraus. Er legte sie auf den Tisch neben die Flasche mit Weihwasser.
»Diese verdammten Dinger schneiden mir in den Gaumen«, erklärte er mit einer Stimme, die jetzt ziemlich nuschelnd klang.
»Eddie«, zischte ich. »Jetzt sag schon.«
»Ich sage es dir ja«, entgegnete er. »Reg dich wieder ab, Mädchen.«
Ich sah ihn finster an. Ich hatte keine Lust, mich wieder abzuregen.
»Die Toten sich erheben lassen«, sagte er. »Die LazarusKnochen können Tote wieder zum Leben erwecken.«
Seine Antwort machte Sinn. Ich hätte eigentlich selbst darauf kommen können. Aber das so klar zu hören … Ich holte tief Luft.
»Und das ist noch nicht alles«, fuhr Eddie fort. »Die Knochen beleben auch das Fleisch wieder.«
»Die Armee meines Meisters …«Ich brach ab und dachte an den ersten Dämon.
»Sie meinen also richtige Tote?«, wollte Laura wissen. »Die seit vielen Jahren unter der Erde liegen? Von Würmern zerfressen und all das?«
»Genau das meine ich«, erwiderte Eddie. »Die Knochen bringen diese Körper wieder zum Leben. Ihre Seelen haben sie schon lange verlassen, sodass kein Kampf mehr nötig ist. Sobald der Körper wiederbelebt ist, kann man mit ihm alles machen.«
»Verdammte Scheiße«, sagte Laura, was meine Empfindung genau in Worte fasste.
»Aber … Aber …« Es fiel mir schwer, etwas zu sagen. Das war keine gute Nachricht. (Die Untertreibung des Jahrhunderts
– finden Sie nicht?) Wenn Goramesh die Knochen in seine Finger bekam, würde er in der Lage sein, einen Körper anzunehmen. All seine Dämonen würden Körper erhalten. Plötzlich wären sie dazu fähig, auf Erden zu wandeln, ohne darauf warten zu müssen, dass ein Mensch stirbt. Sie würden nicht mehr gegen die Seelen ankämpfen müssen. Sie würden ganz problemlos in einen Körper schlüpfen und darin bleiben.
Keine gute Nachricht. Wirklich überhaupt keine gute Nachricht.
»Aber …«Ich versuchte es noch einmal. »Wie kannst du dir so sicher sein? Larson hat keine Lazarus-Knochen erwähnt. Auch Padre Corletti nicht. Und ich habe garantiert noch nie von ihnen gehört.«
»Das kannst du auch nicht«, erklärte Eddie. Etwas in seiner Miene hatte sich verändert. Auf einmal schien sich eine Trauer um ihn gelegt zu haben, die ihn um zehn Jahre altern ließ. »Ich bin der einzige noch lebende Zeuge, der von ihnen weiß.«
Laura beugte sich nach vorn. »Wieso?«
Eddie warf einen Blick zu dem Tisch der Mädchen (ich muss zugeben, dass ich fast vergessen hatte, wieso wir eigentlich hier waren). »Der Junge ist immer noch nicht aufgetaucht«, sagte er. »Sieht so aus, als ob ich Zeit hätte, euch die Geschichte zu erzählen.
Es war in den fünfziger Jahren«, begann er. »Die Forza schickte mich zu einer Kathedrale in New Mexico, wo ich helfen sollte, Reliquien zusammenzupacken und in den Vatikan zu schicken, ehe dort die Regierung mit ihren Atomtests begann. Für den Fall, dass irgendetwas passierte. Eine der üblichen Aufgaben.« Er nickte mir zu. »Du weißt schon.«
»Ja, weiß ich.« Jäger bekommen oft solche Aufgaben. Da Dämonen gern Reliquien an sich bringen, um sie in einer ihrer unheimlichen Zeremonien zu verwenden, schickt die Kirche jedes Mal einen Jäger vor Ort, wenn eine Sammlung woanders hinbefördert werden soll.
»Ich war gerade in einer Kirche in Mexiko
Weitere Kostenlose Bücher