Dämonen zum Frühstück
beschäftigt gewesen, als man mir diesen Job zuteilte. Der Rest des Teams kam nach Mexiko, um dort genaue Anweisungen zu erhalten. Die Gruppe bestand aus mir, einem Priester, einem Kunsthistoriker und einem Archivar. Von Mexiko aus fuhren wir in die Vereinigten Staaten und verbrachten über einen Monat in der Kathedrale. Bereits in der ersten Woche landeten wir einen Volltreffer. Versteckt unter einem losen Stein in der Sakristei entdeckten wir eine kleine Holzkiste und ein Blatt Papyrus. Zachary brauchte ewig, um den Text zu übersetzen, aber endlich war er so weit.«
»Es waren die Lazarus-Knochen«, sagte ich.
Er nickte. »Die echten Knochen des Lazarus. Ich habe später Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass Lazarus in Larnaca begraben worden war, man aber zu einem späteren Zeitpunkt seine Gebeine nach Konstantinopel gebracht hatte. Danach verliert sich die Spur. Irgendwie gelangten die Knochen aber in die Neue Welt.«
Laura blickte ihn gespannt an. »Und was ist dann passiert?«
»Verrat«, sagte Eddie. Er schloss die Augen, und ich sah, wie sich sein Brustkasten hob und senkte, während er versuchte, nicht die Fassung zu verlieren. »Bis heute weiß ich nicht, wer es war oder warum. Ich weiß nur, dass wir angegriffen wurden. Der Papyrus wurde zerstört, der Kunsthistoriker und der Archivar kamen ums Leben. Es war ein blutiger Kampf. Diese verdammten Dämonen –«
»Und du und der Priester? Ihr habt überlebt?«
»Und wir hatten die Kiste.« Er schüttelte den Kopf, als ob er die Erinnerung auf diese Weise verscheuchen wollte. »Wir waren beide lebensgefährlich verletzt, aber ich wusste, wohin wir mussten. Weit weg und an einen sicheren Ort. An einen Ort, den sie nicht betreten konnten.«
»Nach San Diablo«, sagte ich. »Zur Kirche mit dem Reliquien-Mörtel.«
Er nickte. »Ich konnte allerdings nicht mitkommen. Father Michael hat sie allein hierhergebracht.«
»Bruder Michael«, flüsterte ich. »Er hat den Namen San Diablo unter Folter genannt, doch dann lieber den Tod gewählt, als zu verraten, wo sich die Knochen befinden.«
»Und wo sind sie?«, wollte Laura wissen und stellte damit die Frage der Stunde. »Holen wir doch endlich die Knochen, geben sie Larson und bringen sie aus der Stadt.«
»Ich weiß es nicht«, erklärte Eddie. »Ich habe Michael nie mehr gesehen oder gesprochen. Er hat es bis hierher geschafft. Aber mehr weiß ich nicht.«
Ich runzelte die Stirn. Am liebsten hätte ich mit ihm diskutiert und ihm erklärt, dass er es wissen musste, weil ich selbst doch keine Ahnung hatte.
»Lass sie ruhen, Kate. Sie sollen nicht noch einmal gestört werden. Und du hast andere Pflichten.« Mit diesen Worten nickte er in Richtung des Tisches, an dem unsere Töchter saßen. Ich bemerkte, dass der geheimnisvolle Stan endlich aufgetaucht war.
Ich lehnte mich zur Seite, um den neuen Angebeteten meiner Tochter genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch als ich ihm ins Gesicht blickte, stockte mir der Atem. Um mein Herz schloss sich eine eiserne Faust.
Am Tisch meiner Tochter und ihrer besten Freundin saß mein Mülltonnen-Dämon. Und ich musste zugeben, dass Todd Stanton Greer für einen kürzlich Verstorbenen ausgesprochen gesund und knackig aussah.
SIEBZEHN
Scheiße, Scheiße, SCHEISSE!
Ich sprang auf, bereit, den Feind niederzustrecken. Doch dann kam ich zu Sinnen und setzte mich sofort wieder. Der Tisch, an dem unsere Kinder und Greer saßen, war ziemlich weit von uns entfernt. Wenn mich der Dämon kommen sah, würde er meine Tochter töten. Ich brauchte einen besseren Plan
– und zwar einen, der sicherstellte, dass Greer mich nicht wiedererkannte.
Scheiße.
Ich rückte meinen Stuhl so hin, dass ich mit dem Rücken zu dem Dämon saß. Innerlich bebte ich vor Angst. Wahrscheinlich schwitzte ich auch ziemlich stark.
»Kate?« Laura sah mich besorgt an. »Alles in Ordnung bei dir?«
»Das ist er. Das ist der Dämon, der mich bei den Mülltonnen angegriffen hat«, flüsterte ich heiser.
Laura warf einen entsetzten Blick zu dem Tisch hinüber. Auch ich wagte es, noch einmal hinzusehen. Stan nahm gerade einen Schluck Limonade. »Heiliger Strohsack«, sagte Laura.
»Das kannst du laut sagen.«
»Heiliger Flohsack!« Timmy schlug mit seiner kleinen Faust auf den Tisch. »Wo ist der heilige Flohsack, Mami?«
»Hier in der Nähe, mein Junge«, erwiderte ich und wandte mich dann wieder an Laura und Eddie. »Ich muss es schaffen, ihn von ihr wegzulocken. Aber er darf mich nicht sehen. Verdammt,
Weitere Kostenlose Bücher