Dämonen zum Frühstück
bleiben. »Ich muss nur noch eben das Essen fertig machen. Wenn Sie mich entschuldigen würden …«
In der Küche lehnte ich mich erschöpft gegen die Arbeitsplatte, während mein Herz wild pochte. Früher hatte ich mich nie so angestellt, wenn es um das Töten von Dämonen ging. Natürlich hatte ich bisher auch noch keinen Dämon zum Abendessen gehabt. Früher war mir einfach ein Auftrag erteilt worden, und ich hatte ihn ausgeführt. Simpel. Ich musste nie selbst Dämonen lokalisieren; mein alimentatore war für so etwas zuständig. Mir blieb dann nur noch die Dreckarbeit.
So gefährlich und dreckig mein alter Job auch gewesen sein mochte, irgendwie bevorzugte ich ihn gegenüber meiner momentanen Lage.
Ich holte einen Kochlöffel aus der Schublade neben dem Herd und rührte die Sauce, während ich mir den Kopf darüber zerbrach, warum es mir nie gelang, die Rolle der liebenden Frau und guten Gastgeberin so perfekt wie gewünscht zu spielen. Wenigstens war mir die Soße gelungen. Vielleicht würde ein wirklich fantastisches Essen die Tatsache aufwiegen, dass Stuarts Frau einige Schrauben locker hatte. (Wie wichtig war es eigentlich, ob die Frau eines Politikers geistig zurechnungsfähig war oder nicht?) Ich ging noch einmal vor meinem inneren Auge die bisherigen Ereignisse des Abends durch und kam zu dem Schluss, dass Stuarts Karriere noch nicht ruiniert war. Unseren Gästen war wahrscheinlich nur aufgefallen, dass ich gerötete Wangen hatte und mich klar gegen Verbrechen aussprach. Damit konnte ich leben. Noch wichtiger war, dass auch Stuart damit leben konnte. Wenn ich aber weiterhin wie ein Fall für den Psychiater auftrat, würde ich seine Chancen verspielen, ehe er auch nur seine Absicht zu kandidieren öffentlich gemacht hatte.
Denk nach, Katie, denk nach. Es musste doch einen Weg geben, ganz sicher herauszufinden, ob Larson ein Dämon war, ohne meine Ehe, Stuarts politische Ambitionen oder die Dinnerparty aufs Spiel zu setzen.
Ich drehte die Gasflamme unter dem Soßentopf kleiner und warf die Nudeln in das kochende Wasser. Im Kopf ging ich meine Möglichkeiten durch. Leider gab es nur sehr wenige todsichere Tests, um Dämonen als solche zu identifizieren. Wenn ein Dämon von einem Menschen Besitz ergriffen hat, während dieser noch lebt, ist es leicht. Dann hat man nämlich eine Situation wie bei Regan MacNeil aus dem Exorzisten, und in dem jeweiligen Menschen tobt ein wahnsinniger Kampf zwischen Gut und Böse. Sehr eindeutig, wenn auch ziemlich schrecklich. Und ganz und gar nicht mein Job. (Das heißt, mein früherer.)
Wenn man besessen ist, ruft man keinen Jäger. Dafür braucht man einen Priester. Es ist eine schmerzhafte, scheußliche und unheimliche Prozedur, bei der es zu allerlei widerlichen Beschimpfungen durch den Dämon, sehr viel Körperflüssigkeiten und zur totalen Erschöpfung kommt. Ich weiß das, denn ich musste während meiner Ausbildung an zwei Austreibungen teilnehmen. (Es gibt nichts, was einen Jäger derart davon überzeugt, dass er die richtige Berufswahl getroffen hat, wie ein von einem Dämon besessener Mensch.) So etwas möchte ich nie mehr erleben müssen.
Aber in Richter Larsons Innerem tobte kein Kampf. Nein, wenn ich nicht danebenlag, war Larson nicht besessen. Stattdessen war er selbst ein Dämon. Oder vielmehr war ein Dämon bei ihm eingezogen, und die echte Seele Larsons hatte wie Elvis die sterbliche Hülle schon lange verlassen.
Traurigerweise ist es eine Tatsache, dass unsere Welt von zahlreichen Dämonen bewohnt wird. Zum Glück können die wenigsten einem Menschen etwas antun oder sogar von ihm Besitz ergreifen. Sie sind einfach nur irgendwo da draußen, schweben in einem körperlosen Zustand umher und verbringen die Ewigkeit damit, sich nach einem Körper umzusehen, in den sie hineinfahren könnten. Viele von ihnen sehnen sich so sehr danach, eine menschliche Gestalt anzunehmen, dass sie irgendwann von einem Menschen Besitz ergreifen.
Wesentlich größere Sorgen sollte man sich allerdings um diejenigen machen, die mehr Geduld beweisen. Solche Dämonen ziehen nämlich im Augenblick des Todes in einen Körper ein. Sobald die Seele eines Menschen entweicht, gleitet der Dämon hinein – genauso wie bei dem Opa in meiner Speisekammer. Sie haben doch bestimmt schon Geschichten von Leuten gehört, die eigentlich unmöglich einen Autounfall hätten überleben können, es aber trotzdem taten? Oder von jemandem auf dem Operationstisch, dem es trotz aller gegenteiligen Anzeichen
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