Daemonenbraut
an der man eine Infusion angebracht hatte, und strich sich das schwarze Haar aus der Stirn. »Er hat mir geraten, die Verwandlung zu vollenden«, sagte er schaudernd. »Ich habe alles gespürt... deine Furcht, deinen Körper, ich konnte dein Blut rauschen hören, dein Herz schlug ganz schnell.« Stöhnend presste er sich die Hand auf die Lider. »Das hat mich wahnsinnig gemacht... und dieser Durst... der war so grausam.«
Zitternd erlebte ich das Ganze noch einmal und musste mir eingestehen, dass ich neben meiner Furcht auch so etwas wie freudige Erregung verspürt hatte. Ganz kurz hatte ich mich danach gesehnt, von ihm gebissen und genommen zu werden. Ich hatte sein Snack sein wollen - wie peinlich.
»Vergiss es einfach«, sagte ich schnippisch und schob das Kinn vor, weil er mich für einen Moment so intensiv ansah, dass ich sicher war, er könne meine Gedanken lesen.
»Wenn ich es vergessen könnte, wäre das göttlich«, antwortete er. »Deswegen hab ich mich nicht verwandeln wollen.«
»Wegen des Durstes?«
»Und wegen allem anderen auch«, rief er fast hysterisch. »Verdammt, Sophie! Ich wollte dich im Büro unseres Bosses ficken, während der dabei zu sah!«
Am liebsten wäre ich vor Verlegenheit im Boden versunken. Ich wusste nicht, was für einen Anblick ich bot. Mein Haar war immer noch offen, und wenn es aussah wie sonst, war es kein Wunder, wenn ein Mann auf komische Gedanken kam. Es jetzt zuzubinden würde Julius nur noch mehr darauf aufmerksam machen.
»Offenbar hattest du recht mit den Anwälten«, wechselte ich kleinlaut das Thema, was ihn zum Lächeln brachte.
»Dass ich noch mal erleben darf, wie du mir recht gibst...«
»Werde ja nicht übermütig«, schalt ich ihn und streckte mich. Ein Fehler, denn dadurch schmiegte sich mein Top eng an meinen Busen.
Julius gab einen stöhnenden Laut von sich, doch als ich ihn ansah, war sein Gesicht eine Maske des Anstands.
»Wie lange musst du hier versauern?«, fragte ich beiläufig.
»Über Nacht wollen sie mich noch hier behalten, dann kann ich raus.«
»Gut, ich denke, ich sehe mir mal den Anwalt an«, antwortete ich kalt lächelnd.
Als er meine Hand packte, zuckte ich zusammen. »Warte, bis ich draußen bin. Glaub mir, Sophie, ich habe mich eingehend über die Szene informiert, zu der ich mal gehören werde, und ich möchte nicht, dass du dich alleine in seine Nähe begibst.«
Nun, gefährlicher als mit ihm konnte es kaum werden, dachte ich, behielt den Gedanken aber für mich, um ihn nicht noch mehr aus der Fassung zu bringen. »Heute sowieso nicht mehr. Ich bin müde und will nur noch ins Bett«, seufzte ich und gähnte mit geschlossenen Augen, denn es entsprach der Wahrheit. Ich hörte nur noch etwas Gemurmeltes, das wie verlockende Vorstellung klang, doch als ich die Augen wieder öffnete, hatte Julius seinen Blick abgewendet.
Nach einem Abschiedsgruß verließ ich das Krankenzimmer und ging zu Karls Büro, um mich abzumelden. Seine aufbrausende Stimmung hatte sich gelegt, er wirkte mit einmal sogar erschöpft und sah fünf Jahre älter aus als die dreißig, die er tatsächlich auf dem Buckel hatte. Nachdem ich ihm berichtet hatte, dass es Julius gut ging, strich er sich über das schmale Kinn und stand auf. »Ich denke, ich begleite dich.«
»Hm?«
»Nur bis zum Parkplatz«, sagte er und schlüpfte in sein hellgraues Jackett. Schließlich machte er das Licht aus, stellte die Sicherheitssysteme auf Betrieb und schloss die Tür seines Büros zu, nachdem er einen Zauber aktiviert hatte, der den Raum umschloss, damit die wichtigen Daten darin optimal geschützt waren.
Ich war müde und stinksauer, doch Karls Anwesenheit beruhigte mich. Er ist ein übellauniger Boss, wenn wir Mist bauen, doch wenn es um unsere Sicherheit geht, legt er seine Hand über uns wie ein schützendes Dach. Wir wissen es alle, und mir wurde warm ums Herz, als ich mich daran erinnerte, wie er seinen Blitzarm mit den Narbenrunen entblößt hatte, um mich zu retten, und dabei riskierte, eine Menge wichtiger Daten zu verlieren.
Wir verabschiedeten uns von Edna. Im Hintergrund meinte ich, Jeannettes kreischende Stimme zu hören, doch ich sagte mir, dass ich mir das wahrscheinlich nur einbildete und stieg neben Karl in den Aufzug. Während wir Stockwerk um Stockwerk hochfuhren, lehnte ich mich gegen die graue Metallwand und schloss für einen Moment erschöpft die Augen. »Danke, dass du das für mich tun wolltest.« Ich drehte den Kopf und sah Karl an.
Er zuckte mit
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