Daemonenbraut
sich mit einem Kuss von mir, weil er Roan abholen wollte, und ich eilte in die Küche. Alles war wie sonst, dennoch blieb ich wie angewurzelt stehen, weil mich plötzlich ein komisches Gefühl beschlich. »Anna?«
Meine Freundin, die hinter mir stand und Teewasser kochen wollte, wandte sich zu mir. »Was ist?«
»Hast du was verrückt?« Natürlich durfte meine Freundin alles in meinem Haus anfassen, doch ich hatte das Gefühl, als würde absolut nichts mehr an seinem Platz stehen.
Stirnrunzelnd ging ich in den ersten Stock zum Schlafzimmer und blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Auf meinem Kopfkissen lag eine schwarze Rose! Ich stieß einen zornigen Fluch aus und ballte die Fäuste. Der Kerl war hier gewesen! In meinem Haus! Hatte wahrscheinlich alles mit seinen dreckigen Fingern angefasst. Das Mal auf meiner Stirn prickelte zuerst, dann fing es an zu pulsieren.
»Sophie?« Anna stand fassungslos in der Tür und starrte abwechselnd zu mir und auf das Bett. »Es tut mir leid, ich habe ... Ich ...«
»Der Kerl ist stark und clever«, presste ich hervor. »Mach dir keinen Kopf, es ist nicht deine Schuld.«
Meine Freundin nickte, doch ich spürte, dass sie genauso sauer war wie ich. »Dreist ist er auch noch«, fügte sie hinzu. »Der wollte, dass du es weißt.«
Genau das machte mich so rasend, doch dann kam mir ein anderer Gedanke. Der Mistkerl hatte also gewusst, dass ich nicht hier war, folglich war es durchaus möglich, dass er uns beschattet hatte, und wenn das stimmte, dann ... Verdammt! Dann wusste er auch, wo Roan steckte!
»Samuel«, rief ich und lief nach unten.
Anna wählte bereits seine Handynummer, während ich meinen Autoschlüssel aus der Tasche zerrte.
»Er geht nicht ran.«
»Wo wohnt Hazura?«, fragte ich sie ungeduldig.
»Sophie, warte bitte. Lass mich zumindest das Auto überprüfen.«
Das leuchtete mir ein. Gemeinsam gingen wir zu meinem Ford, den Anna bei den Dhags abgeholt hatte, und ich fluchte aggressiv, als ich die Flüssigkeit unter dem Auto sah.
Kabel waren herausgerissen, der Motor sogar angeschmolzen. Ich kochte vor Wut. Mein kleiner Ford war im Eimer, die Reparaturkosten würden sich mit Preis für einen Neuwagen decken.
»Sophie?« Anna wirkte besorgt, »Der Typ hat sich viel Mühe gegeben. Warum will er, dass du hierbleibst?«
Mir stockte der Atem, und plötzlich war meine Wut verraucht. »Anna, leih mir deinen Wagen!«
Meine Freundin gab mir wie selbstverständlich die Schlüssel ihres Kombis zu und rief mir Hazuras Adresse hinterher, während ich schon zu ihrem Auto rannte und betete, die Karre möge unterwegs nicht ausgehen.
Während der Fahrt versuchte ich mehrmals, Samuel auf seinem Handy zu erreichen, aber er nahm nicht ab. Die Nachrichten, die ich ihm auf der Mailbox sprach, verrieten meine Unruhe, er musste sie nur abhören, aber der Hexenmeister hasste Anrufbeantworter.
Auf dem Weg zu der abgelegenen, aber noblen Adresse trommelte ich nervös mit den Fingern auf das Lenkrad. Die schlimmsten Szenen schoben sich vor mein geistiges Auge, und ich sah all jene, die ich beschützen wollte, tot vor mir liegen. Mit Gewalt schob ich diese schrecklichen Bilder beiseite und rief meinen Boss an. Er versprach, umgehend Hilfe zu schicken, und ich betete, dass diese rechtzeitig kam, dann konzentrierte ich mich nur noch darauf, unfallfrei mein Ziel zu erreichen.
Wie viele Hexenmeister und andere hohe Tiere, so wohnte auch Hazura mit ihren Ehemännern außerhalb der Stadt. Annas Navigationsgerät war ein Wunderwerk der Technik und brachte mich innerhalb einer halben Stunde ans Ziel. Nicht einmal das Auto hatte
gemuckt, dennoch war ich vollkommen fertig, als ich vor das große Eisentor fuhr. Dass es sperrangelweit aufstand, ließ mir das Herz in die Hose rutschen. Samuel war immer noch nicht ans Handy gegangen, und die Sorge um ihn drohte mich kopflos zu machen.
Nachdem ich mich umgesehen und niemanden entdeckt hatte, fuhr ich auf das Anwesen. Die Auffahrt war von einem kleinen Wäldchen umgeben, das es erschwerte, einen potenziellen Angreifer rechtzeitig auszumachen. Nach hundert Metern hatte ich das Wäldchen überwunden und sah am Ende einer großen Wiese das obere Geschoss des Hauses emporragen. Wachsam fuhr ich mit dem Kombi über den kleinen Hügel und blieb vor dem hohen Gebäude stehen. Keine Zerstörung, nichts, was darauf hindeutete, dass hier jemand eingedrungen war.
Während ich aus dem Wagen stieg, sah ich mich wachsam um, die Hand um den kleinen Dolch
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