Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
halten. Sie brauchte noch einen Augenblick, bis sie bereit war, sich aus eigener Kraft aus dem auf der Seite liegenden Auto zu schälen. Endlich hatte sie wieder die Kontrolle über ihren Körper, sie krabbelte aus dem Fahrzeug und machte ein paar vorsichtige Schritte den Feldweg entlang. Zuerst fühlte sie sich unsicher, aber mit jedem Meter wurde es besser. Zu ihrer eigenen Überraschung konnte sie sämtliche Gliedmaßen normal bewegen und auch die Schmerzen in ihrer Magengrube ließen nach. Ihr Polo hingegen war Schrott, aber das spielte keine Rolle, denn ihre einzige Sorge galt augenblicklich Alexander.
„Ich muss zurück zur Mühle“, sagte sie.
Lilles Blick sprach Bände. „Jetzt, sofort? Aber…“
„Natürlich jetzt sofort!“
„Doro, du hattest einen Unfall. Du solltest zu einem Arzt. Vielleicht hast du dir irgendetwas gebrochen.“
„Wenn ich mir etwas gebrochen hätte, könnte ich wohl kaum laufen und dazu meine Arme bewegen.“
„Du stehst vielleicht unter Schock und…“
„Lille, es war Heyders Wagen, der mich von der Straße abgedrängt hat. Gestern Morgen hat er mir ein Ultimatum bis heute Früh, 9.00 Uhr, eingeräumt, ihm das Buch zu bringen und wie du selber siehst, hat er sich nicht an seine Vereinbarung gehalten.“
„Das stimmt“, entgegnete Lille, „Das hat er wirklich nicht. Gegen 7.30 Uhr hat er sein Büro verlassen. Dein Vater und zwei andere Typen, die ich nicht kenne, haben ihn begleitet. Ich dachte schon, dass es mit dir zusammenhängt, deshalb bin ich Heyder hinterher gefahren. Ich bekam ein immer mulmigeres Gefühl, nachdem mir klar wurde, wohin er wollte. Und als ich deinen Wagen im Graben liegen sah, da…“ Lille brach ab, sie holte tief Luft und fragte: „Was meinst du, was er vorhat?“
„Bestimmt nicht gemütlich mit Alexander frühstücken.“ Doro fasste Lille bei den Schultern und blickte ihr fest in die Augen. „Verstehst du jetzt, warum ich zur Mühle zurück muss?“
Lille nickte.
„Kommst du, als meine beste Freundin, mit?“
„Ich hab Angst.“
„Die habe ich auch. Begleitest du mich trotzdem?“
Lille rang sich ein gequältes Lächeln ab. „Habe ich eine andere Wahl?“
Doro schüttelte den Kopf. „Ich muss noch das Buch holen, dann können wir los.“
„Welches Buch?“
„Das Arcanum Daemonum .“
„Das Ding gibt es tatsächlich? Du hast doch behauptet, es sei nichts weiter als ein Hirngespinst.“
„Das Buch existiert“, sagte Doro, während sie sich in den Fußraum auf der Beifahrerseite beugte.
„Wo hast du es gefunden?“, wollte Lille wissen.
„Alexander hat es gehabt.“ Sie tastete nervös den Fußraum ab. Dann fand sie endlich, was sie suchte, das Buch war unter ihren Rucksack gerutscht.
„Aber Heyder hat doch die Mühle durchsuchen lassen. Wieso hat er es dann nicht gefunden?“
„Weil er nur das Haupthaus und Alexanders Arbeitszimmer durchwühlt hat.“ Sie quälte sich wieder aus dem Auto und kam auf Lille zu. In der einen Hand hielt sie den Lederrucksack, in der anderen das Buch. Einen kurzen Moment lang überlegte sie, ob sie Lille die ganze Wahrheit inklusive der Anfertigung der Kopie sagen sollte und sie tat es nicht. Am Sichersten für sie beide war es, wenn ihre Freundin so wenig wie möglich wusste.
Lille warf einen erstaunten Blick auf das Buch.
„Nach dem ganzen Gewese, das Heyder um dieses Teil gemacht hat, bin ziemlich enttäuscht.“
„Ja, wir haben uns das Arcanum wohl alle anders vorgestellt.“ Doro öffnete die Verschnürung ihres Rucksackes und ließ das Buch hineingleiten.
Lille stapfte in Richtung ihres Autos, das wenige Meter entfernt am Feldwegrand stand.
„Los, steig ein“, sagte Lille, während sie schon dabei war, die Tür zu öffnen.
Doro zögerte, denn sie fühlte sich immer noch etwas benommen, außerdem gefiel es ihr gar nicht, erneut in so eine Blechbüchse zu steigen. Aber es half alles nichts, schließlich mussten sie so schnell wie möglich zur Mühle.
„Ist wirklich alles mit dir in Ordnung?“, fragte Lille aus dem Wageninnern.
„Ja“, antwortete Doro, öffnete entschlossen die Beifahrertür und ließ sich auf den Sitz gleiten.
Lille fuhr los. „Warum vernichtest du nicht einfach dieses Scheißbuch und wir haben unsere Ruhe?“, wollte sie wissen.
„Es ist nicht von Menschen geschrieben worden, sondern von den mächtigsten Dämonen, die es gibt. Dieses Buch ist eine Art Selbstverpflichtung, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu halten. Wäre das
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