Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Händen hält. Geduld hat schließlich noch nie zu Heyders Stärken gehört.“ Sie legte den Kopf zur Seite und sah Alexander nachdenklich an. „Haben wir eigentlich auch einen Plan, wenn Heyder sofort das Buch ausprobieren möchte?“
Alexander schüttelte den Kopf. „Nein. Im Moment können wir nur hoffen, dass das Überraschungsmoment uns genügend Zeit verschafft, um das echte Arcanum von hier wegzubringen.“
Doro stand auf und nahm die Buchkopie vom Tisch auf. Sie bemühte sich um ein Lächeln, das allerdings nicht so recht gelingen wollte. „Wirklich überzeugend hört sich das zwar nicht an, aber offensichtlich, haben wir keine andere Wahl.“
Alexander erwiderte ebenso halbherzig ihr Lächeln, auch er schien zu zweifeln, dann begleitete er sie schweigend in den Flur hinaus.
An der Garderobe nahm Doro ihre Lederjacke und ihren Rucksack vom Haken und verstaute sorgsam die Buchkopie darin. Sie streifte ihre Jacke über und streckte ihre Hand aus, um die Tür zu öffnen. Alexander umfasste ihren Oberarm. Sie wandte sich zu ihm um. Noch einmal zog er sie fest an sich heran. Wieder spürte sie die Kraft, die von seiner Berührung auf sie überging und noch intensiver als sein Kuss war. Sie hatten sich zwar unzählige Male geküsst, doch dieser Kuss war etwas Besonderes, denn in ihm wohnte eine Spur von Endlichkeit und es schmerzte, als sich seine Lippen von ihren lösten.
„Ich wünsche dir viel Glück“, flüsterte Alexander.
„Danke“, gab sie erstickt zurück. Sie kämpfte gegen die Tränen, die Unsicherheit und die Angst an, die in ihr aufstiegen und die sie sich nicht anmerken lassen wollte.
„Ich muss los“, sagte sie rasch und hastete die Stufen vor der Eingangstür hinunter. Unten an der Treppe blieb sie stehen, um ihren Autoschlüssel aus ihrer Jackentasche zu kramen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie sich zu ihm umdrehen sollte. Sie entschied sich dagegen. Wenn alles gut ging, würde sie spätestens gegen Mittag zurückkehren… Doro drückte auf den Funköffner ihres Autoschlüssels. Mit einem Klacken entriegelten sich die Türen ihres Polos. Sie zog die Fahrertür auf, setzte sich in den Wagen, startete den Motor und legte den Rückwärtsgang ein. Sie wendete ihr Auto, fuhr zur Hofeinfahrt hinaus und bog in den schmalen Feldweg ein, der zur Hauptstraße hinaufführte. Zum Glück hatte sich der Sturm mittlerweile gelegt.
Sie trat das Gaspedal ein Stück weiter durch. Der kleine Wagen beschleunigte. Zu spät bemerkte sie die schwarze Limousine, die ihr an der schmalsten Stelle in einer Biegung entgegenkam. Zum Bremsen war keine Zeit mehr. Wenn sie einen Aufprall vermeiden wollte, blieb ihr nur noch die Möglichkeit, das Lenkrad scharf nach rechts zu reißen.
Keine gute Idee!
Im Bruchteil einer Sekunde brach ihr Auto aus. Doro verlor die Kontrolle. Das Fahrzeug schlidderte über das nasse Gras und rutschte mit einem gewaltigen Ruck in den Graben. Der Aufprall schleuderte ihren Kopf nach vorn und ließ ihn hart auf das Lenkrad aufschlagen. Ein, zwei Sekunden lang nahm sie ihren vor Aufregung rasenden Herzschlag bewusst wahr, dann versank ihre Umgebung in dunkler Stille.
„Um Himmelswillen!“, kreischte jemand neben ihr. Noch konnte sie der vertrauten Stimme, die aus ungeahnten Tiefen des Universums an ihr Ohr drang, kein Gesicht zu ordnen. „Doro, bitte komm zu dir!“
Das war ein böser Traum, der sich gerade in ihrer Fantasie abspielte. Vielleicht half es tatsächlich, wenn sie aufwachte. Zaghaft öffnete sie die Augen. Alles was sie sah, war das strukturlose Schwarz des Teppichbodens im Beifahrerfußraum. Jeder Knochen in ihrem Leib tat weh und irgendetwas drückte schmerzhaft zwischen Magen und Rippen.
„Aua“, wimmerte sie leise.
„Warte, ich helfe dir“, hörte sie die Stimme sagen. Gleichzeitig wühlten sich zwei unbeholfene Arme unter ihren Achseln hindurch und versuchten ihren Brustkorb zu umfassen. Doros Lebensgeister fanden allmählich in ihren Körper zurück. Ihr Verstand funktionierte wieder. Jetzt erkannte sie auch die Stimme.
„Lille?“, fragte sie.
„Ja, wer sonst? Bist du verletzt?“ Lille umklammerte weiterhin eisern ihren Brustkorb.
„Das sag ich dir, wenn du aufhörst, mir die Luft abzudrücken.“
„Entschuldigung.“ Lilles Arme zogen sich zurück. „Schaffst du es allein aus dem Auto?“
„Ich denke schon“, murmelte sie und musste im selben Moment jedoch feststellen, dass sie Mühe hatte, ihren Körper im Gleichgewicht zu
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