Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Arcanum vernichtet, könnten sie den Dingen einfach ihren Lauf lassen. Die Folge wäre, dass die Welt im Chaos versinkt und sich am Ende selbst zerstört.“
Sie hatten den Höllengrund beinahe erreicht. Lille parkte ihren Wagen hinter einem Nebengebäude, damit er nicht sofort auffiel. Die letzten Meter legten sie zu Fuß zurück. Heyders Maybach parkte vor der Tür. Doch weder vor dem Haus, noch an den Fenstern war jemand zu sehen, dafür drangen aus dem Innern des Hauses laute Stimmen. Die beiden Frauen drückten sich in den Schatten der Schuppenwand.
„Wir müssen es irgendwie schaffen, da reinzukommen“, sagte Doro leise.
„Wie willst du das anstellen, ohne dass, sie uns bemerken.“
„Neben der Küche befindet sich der ehemalige Schweinestall. Alexander benutzt ihn als Vorratskammer und dort gibt es eine Tür ins Freie.“
„Ich habe keine Ahnung, ob ich das schaffe. Meine Knie sind butterweich…“
„Wenn du nicht weiter willst, habe ich dafür absolutes Verständnis, aber ich muss zu Alexander. Ich habe keine Zeit, um mit dir zu diskutieren. Entweder du kommst mit oder du bleibst draußen.“
„Ich komme mit“, antwortete Lille kleinlaut.
„Na dann los.“
Die Hintertür zum ehemaligen Schweinestall war nicht abgeschlossen gewesen. Lille stand vor der schmalen Holztüre, die von dort aus ins Wohnhaus führte. Die Tür besaß keine Klinke. Lille drückte vorsichtig dagegen.
„Die Tür geht nur einen Spalt weit auf. Hoffentlich ist sie nicht verriegelt“, jammerte Lille und Doro bezweifelte mittlerweile, ob es tatsächlich richtig gewesen war, Lille in die Geschichte hineinzuziehen. Nachdem sie nichts mehr daran ändern konnte, blieb ihr nur eines übrig: Sie musste Ruhe bewahren.
„Nein“, flüsterte sie, „Die Türe ist nur mit einem Haken und einer Öse verschlossen. Wir müssen etwas finden, mit dem wir den Haken aus der Öse hebeln können.“ Sie ging zu den Regalen, die an den Wänden standen und mit Vorräten, Wandfarben und anderem Kram bestückt waren. Sie entdeckte eine schwarze Werkzeugkiste und klappte den Deckel hoch. Ihr Blick fiel auf mehrere Schraubendreher von denen sie einen auswählte, der ihr lang und schmal genug erschien, um damit in den Schlitz zwischen Rahmen und Türblatt zu gelangen. „Ich habe was gefunden“, sagte sie leise und schob sich an Lille vorbei.
Doro führte den Schraubendreher in den Spalt ein und schob ihn vorsichtig nach oben, bis der Haken auflag. Dann zog sie die Tür wieder ein kleines Stück an, um die Spannung von dem Verschluss zu nehmen und hob den Schraubendreher an. Der Haken rutschte aus der Öse und wippte mit einem sachten Kratzen über das Holz der Tür.
„Sie ist offen“, sagte sie, „Aber der wirklich schwierige Teil steht uns noch bevor.“
Lilles große, grüne Augen blickten sie angsterfüllt an. „Was meinst du?“
„Wir müssen Alexander finden.“ Doro öffnete die Tür und spähte in den Gang hinaus. Als keiner von Heyders Männern zu sehen war, schlüpfte sie hinaus auf den halbdunklen Flur.
Lille tat es ihr gleich. Sie sagte nichts, aber ihr aufgeregtes Atmen verriet ihre Anspannung. Doros Aufmerksamkeit galt nun den Stimmen, die aus dem unteren Stock kamen. Eine schmale Stiege mit vier Stufen führte zur Küche hinauf. Die beiden hielten sich dicht an der Wand, dann endlich hatten sie die Küchentür erreicht und traten ein.
Obwohl Doro nur Wortfetzen verstand, so waren die einzelnen Stimmen gut zu unterscheiden. Die Stimmen, die sie kannte gehörten Alexander, Heyder und ihrem Vater. Heyder war am lautesten. Er war auch derjenige, der am aufgeregtesten erschien. Alexander dagegen klang erschöpft und verletzbar.
„Sie sind nebenan im Wohnzimmer“, flüsterte Doro.
„Und jetzt?“, wollte Lille wissen.
Doros Finger zeigte in Richtung der Decke. „Wir müssen hoch. Oben gibt es eine Galerie, von der man ins Wohnzimmer hinuntersehen kann. Ich will wissen, was Heyder treibt.“
Lille nickte stumm.
Mit hastigen Schritten durchquerten sie die Eingangsdiele und pirschten die alte Treppe hinauf. Offensichtlich waren Heyder und seine Leute so mit Alexander beschäftigt, dass keiner von ihnen das leise hölzerne Ächzen der Stufen bemerkte.
Die Frauen standen auf der kleinen Galerie. Sie kauerten sich in den Schatten der Dachschräge und sahen in den Wohnraum hinunter. Es war schrecklich Alexander derart hilflos zu sehen. Er hing Kopf voran mit dem Rücken zu ihnen von einem der Deckenbalken herab.
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