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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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Wünschen Sie Ihr bitte gute Besserung von mir.“
    Dörr antwortete nicht; er schenkte ihr lediglich ein kurzes, spöttisches Lächeln.
    Die Garderobiere reichte die Sachen über den Tresen. Doro bedankte sich und verließ das Foyer. Bechtle wartete an der Tür auf sie. Er nahm ihr galant den Mantel ab und half ihr beim Anziehen. Karl Bechtle war zwar erst Anfang vierzig, aber trotzdem ein Kavalier der alten Schule.
    „Entschuldigen Sie bitte Dörrs Auftritt“, sagte er.
    Doro winkte lächelnd ab. „Schon gut. Sie können nichts dafür.“
    Bechtle betrachte Doros Gepäck. Sie schleppte ihre Handtasche, einen Fotoapparat und den Rucksack mit ihrem Laptop herum.
    „Darf ich Ihnen etwas abnehmen?“, fragte er.
    Sie nickte und drückte ihm den Rucksack und die Kameratasche in die Hand. „Danke. Gern. Ich parke übrigens neben Ihnen“, gab sie schmunzelnd zurück.
    Sie schlugen den Weg zum Parkplatz ein. Es war bereits dunkel und die halbhohen, kugeligen Lampen hüllten den von immergrünen Büschen gesäumten Weg in spärliches Dämmerlicht.
    „Warum interessiert es Sie, wer die alte Mühle gekauft hat?“, erkundigte sich Bechtle.
    „Ich arbeite gerade an einer mehrteiligen Reportage über magische Plätze in Kirchbronn und ich habe Alexander Maar gestern dazu befragt. Er ist Historiker und hat sich auf alte Beschwörungsbücher spezialisiert. Und zufällig ist jetzt auch noch die Steinach-Mühle als der Ort des Grauensim Dorf in der nächsten Ausgabe das Schwerpunktthema.“
    „Verstehe“, murmelte Bechtle und verlangsamte nachdenklich seinen Schritt. „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich dachte immer, Kerstin Dörr schreibt die Berichte für die Sonderausgaben.“
    „Sie nimmt gerade eine Auszeit. Ich bin sozusagen ihre Stellvertreterin“, sagte Doro mit hörbarem Stolz.
    „Gratuliere“, Bechtles Glückwunsch klang ehrlich, „Ja, um auf Ihre Eingangsfrage zurückzukommen. Die Stadt hat die Mühle an Alexander Maar verkauft. Aber das ist schon Monate her. Er suchte ein Anwesen. Etwas abseits gelegen und mit Vergangenheit, wie er sich ausdrückte. Anfangs habe ich mich gewundert, was er ausgerechnet mit der alten Steinach-Mühle will. Keinen normalen Menschen zieht es da freiwillig hin.“ Sie hatten ihre Fahrzeuge erreicht. Bechtle legte Rucksack und Kamera ab und lehnte sie an Doros schwarzen Polo. „Nun, wer sich schon beruflich mit Geistern beschäftigt“, fuhr er fort, „der fühlt sich im Höllengrund bestimmt gut aufgehoben.“
    „Sagen Sie bloß, Sie sind abergläubisch“, frotzelte Doro.
    „Nein, aber ich gebe es ehrlich zu, auch ich mag den Ort nicht sonderlich“, er deutete ein Frösteln an, „Irgendwie ist es dort immer kälter, feuchter und nebeliger als weiter oben im Tal.“
    „Hat Maar Ihnen gesagt, was er mit der Mühle vorhat?“ Doro drückte auf die Fernbedienung ihres Autoschlüssels. Die Türen entriegelten sich mit einem spröden Klacken.
    „Ich nehme an, er will sich dort häuslich niederlassen“, gab Bechtle zurück und verwandelte seinen Nobel-SUV mit einem Fingerdruck auf das Türschloss in eine aufgeregt blinkende Lichtorgel.
    „Wissen Sie, ob er schon eingezogen ist?“, fragte Doro.
    Bechtle schwang sich auf den Fahrersitz. „Keine Ahnung, das müssen Sie ihn schon selbst fragen“, rief er durch die halboffene Wagentür, „Aber es war nett mit Ihnen zu plaudern, Frau Bergmann. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Bericht und einen schönen Abend.“
    „Danke. Gleichfalls“, gab sie zurück.
    Bechtle nickte zum Abschied noch einmal in ihre Richtung, zog die Tür zu und war in den nächsten Sekunden aus ihrem Blick verschwunden.
    Doro verstaute ihre Sachen auf dem Rücksitz. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie vor Glück platzen würde, wenn sie endlich herausgefunden hatte, wo sich Alexander Maar aufhielt. Doch zu ihrem eigenen Erstaunen stellte sich keine Euphorie ein, sondern ein bohrendes Gefühl der Rastlosigkeit, das ihr kaum den nötigen Raum ließ, um einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Sie schwitzte, ihr Herz raste, ihre zitternden Finger mühten sich ab, den Zündschlüssel ins Schloss zu stecken. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis der Wagen ansprang. Geräuschvoll legte sie den Rückwärtsgang ein, ließ die Kupplung zu schnell kommen und würgte den Motor ab. Der dritte Startversuch gelang.

    Doro lenkte den Polo vom Parkplatz, als ihr Handy klingelte. Auf dem Display leuchtete die Mitteilung auf: Lille ruft an .

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