Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
Vom Netzwerk:
letzten Worten merklich heiserer. Ihm war anzumerken, dass ihm das Sprechen Mühe bereitete. „Ich fühlte mich lediglich etwas müde, aber das hat mich nicht weiter beunruhigt. Außerdem war ich viel zu sehr damit beschäftigt, einen sicheren Platz für mich und das Arcanum zu finden. Denn mir war klar, dass die Zweiundsiebzig versuchen würden, mich aufzuspüren. Zunächst wusste ich nicht, wo ich mich verstecken sollte, dann kam mir Erics Hütte in den Sinn. Meine Hoffnung bestand darin, dass mich der Bannkreis, den du und Alexander gezogen hattet, in derselben Weise wie euch schützte. Durch Erics Berichte kannte ich Alexanders dämonische Macht und deine besonderen Fähigkeiten. So kam ich zu dem Entschluss, wenn es in der Nähe einen magischen Ort gab, der die Dämonen auf Abstand hielt, dann diese Hütte.“ Heyder brauchte eine erneute Pause. Geräuschvoll zwang er Luft in seine Lungen und stieß sie mit einem pfeifenden Geräusch wieder aus.
    „Wie lange bist du schon hier?“, fragte Doro.
    Heyder senkte den Kopf und sah auf seine Armbanduhr. Zeiger und Ziffern stachen in einem hellen Gelbgrün widernatürlich grell im Dunkeln hervor. „Seit ziemlich genau vier Stunden.“
    „Das heißt…“
    „Ja“, unterbrach er sie, ihn schien nicht zu interessieren, was sie zu sagen hatte, „Seit ich hier bin, ist der schlimmste Alptraum über mich hereingebrochen, den sich ein Mensch nur vorstellen kann.“ Er schüttelte sachte das Haupt, als habe er Angst, mit einer heftigen Bewegung sich selbst das Genick zu brechen. „Ich hätte es nie tun dürfen.“
    „Was hättest du nie tun dürfen?“
    Heyders Kopf wandte sich in Richtung des Arcanums , das neben ihm lag. „Ich hätte dieses Buch nie an mich nehmen dürfen. Seit dem lähmt es mich und lässt mich von Sekunde zu Sekunde ein kleines Stück mehr zerfallen.“
    Doros Blick wanderte zu den im Kerzenschein rötlich leuchtenden Seiten. „Warum hast du es geöffnet?“
    „Du denkst, ich… Oh, nein, das habe ich nicht getan. Mir fehlte irgendwann einfach nur die Kraft oder nenne es Selbstbeherrschung, das Buch aus der Hand zu legen. Als ich seine Last nicht mehr tragen konnte, ist es mir aus der Hand gefallen und hat sich selbst aufgeschlagen. Danach hat mein Verfall eingesetzt. Vielleicht hätte ich die ersten Minuten noch die Chance gehabt, mein Leben zu retten, aber das Buch der Geheimnisse hat meine Sinne getrübt. Ich war völlig davon geblendet, es endlich besitzen zu dürfen und so habe ich seine zerstörerische Macht unterschätzt. Ich war von der Gier getrieben, diese und unsere Welt zu beherrschen, dass ich den Zeitpunkt verpasst habe, an dem ich noch genügend Kraft besaß, dieses Buch aus der Hand zu legen. Mittlerweile habe ich verstanden, das Arcanum ist viel zu mächtig für mich.“ Heyders Zeigefinger deutete auf das aufgeschlagene Buch neben ihm. „Es frisst mich langsam, aber sicher auf“, flüsterte er, „Mit jeder Sekunde, die ich auf dieser Seite verbringe, zerrinnt mein Leben. Sieh mich an. Ich bin der Inbegriff des Zerfalls.“ Er wollte von dem Sofa aufstehen, doch seine Beine waren bereits zu schwach, um seinen Körper zu tragen. Heyder kippte mit einem mutlosen Wimmern auf die Couch zurück. „Ich bin in den letzten vier Stunden um mindestens vierzig Jahre gealtert. Alles in mir fühlt sich nicht nur alt, sondern auch krank und zerfressen an.“ Er unternahm den Versuch eines Lächelns, das zu einer geisterhaften Fratze entglitt. „Ich habe keine Ahnung, wie ich tatsächlich aussehe. Die Dämonen waren gnädig genug, mir keinen Spiegel mitzugeben. Doro, bitte hilf mir, denn die nächste Stunde bedeutet mein sicheres Ende.“
    Obwohl Heyder einen erbarmungswürdigen Anblick bot, hielt sich ihr Mitleid weiterhin in Grenzen. „Was willst du von mir?“, wollte sie wissen.
    Heyder räusperte sich. Aus dem Räuspern wurde ein sekundenlanger Hustenanfall. Er zog ein Stofftaschentuch aus seiner Jackettasche hervor und tupfte seine Mundwinkel ab. An dem blütenweißen Baumwollstoff klebte Blut. „Es tut weh, wenn die Organe langsam beginnen, sich aufzulösen“, sagte Heyder erschöpft. Er atmete tief durch und unterdrückte mit Mühe den Ansatz einer neuerlichen Hustenattacke. Seine Stimme war in den letzten Minuten noch dünner und auch leiser geworden. „Bitte, hilf mir, solange ich dich noch bitten kann, denn nicht nur meine Lebenskräfte schwinden, sondern auch die Fähigkeit, Gefühle zu zeigen.“
    Sie lächelte

Weitere Kostenlose Bücher