Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
entlang, nachdem er die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Neugierig sog sie die Eindrücke auf, die sich ihr im Vorbeigehen boten. Die Suite war größer als ihre Zweizimmerwohnung in Kirchbronn. Sie verfügte über zwei separate Schlafräume und ein Riesenbad mit einer ebensolchen Badewanne. In den Zimmern hing noch ein letzter Rest feuchter Luft, gemischt mit dem markanten Duft seines Parfüms. Offensichtlich hatte Heyder gerade erst geduscht.
Er blieb stehen, um auf sie zu warten. „Schauen Sie sich ruhig um“, sagte er mit einem amüsierten Lächeln in der Stimme.
„Entschuldigen Sie bitte, ich wollte nicht neugierig erscheinen, aber Sie wissen, meine Erfahrung mit solchen Räumlichkeiten ist…“
„…jungfräulich?“
Doro musste grinsen. „Ja. Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können.“
Sie gingen weiter. Der Flur öffnete sich zu einem großzügigen, halbkreisförmigen Raum mit einer kleinen Bar, die durch einen überdimensionierten Kachelofen vom Wohn- und Arbeitsbereich getrennt war. Auf Höhe der Bartheke schlug ihr eine trockene Wärme entgegen, die vom Ofen ausging. Heyder hatte mächtig eingeheizt.
„Nehmen Sie bitte Platz.“ Heyder wies mit einer Geste in Richtung der geräumigen Sitzecke.
„Danke.“ Doro entschied sich für einen der beiden Sessel. Sie wollte Heyder nicht gleich den Eindruck vermitteln, ihr Kommen wäre die Aufforderung zu mehr.
Heyder setzte sich rechts neben sie auf die Couch.
„Darf ich Ihnen etwas anbieten? Wein, Champagner, einen Cocktail vielleicht?“, wollte er wissen.
„Ich würde mich für Rotwein und Wasser entscheiden.“
Heyder ging mit ihr zu der Bar herüber. Er schenkte zwei Gläser mit Rotwein und ein weiteres mit Wasser ein. Das Wasserglas stellte er auf dem Tresen ab, den bauchigen Burgunderpokal reichte er an Doro weiter. „Lassen Sie uns noch einmal auf Ihren Erfolg anstoßen“, sagte er und hob seinen Rotweinkelch.
„Und auf einen schönen Abend“, gab sie höflich zurück und ließ sich auf dem mittleren der drei Barhocker nieder. Die massive Theke zwischen ihnen gab Doro Sicherheit, denn sie bildete eine solide Grenze, die nicht so leicht zu überwinden war, wie das Nichts zwischen zwei Sitzmöbeln. Etwas Ungutes blieb trotzdem: Die Scham, dass sie drauf und dran war, Alexander zu verraten.
„Woran denken Sie, Dorothea“, fragte er sanft, „An ihn ?“
Sie blickt in Heyders makelloses Gesicht. „Wie kommen Sie darauf?“
„Ich sehe es Ihnen an.“ Heyder legte seinen Kopf schief und schenkte ihr ein träumerisches Lächeln. „Wissen Sie, dass ich ihn beneide?“ Seine stahlgrauen Augen fixierten sie, während sich über sein Gesicht etwas jungenhaft Unschuldiges ausbreitete, das weder zu ihm noch zu der gegenwärtigen Situation passen wollte. Heyder ließ ihr keine Möglichkeit für eine Antwort. „Ja, ich beneide ihn. Um die Stunden und Nächte, die er mit Ihnen verbringt und um die schönen Dinge, die er mit Ihnen tun darf. Dinge, die mir bislang verwehrt sind, aber nach denen ich mich, wie er, verzehre.“
„Und Sie meinen, das ändert sich heute Abend? Ist das der Grund für Ihre Einladung.“
Heyder richtete sich auf. Sein Gesicht hatte alles Jugendliche verloren. Im Augenblick war er einfach nur ein äußerst attraktiver Mann Ende Dreißig. Seine vollen dunklen Haare schimmerten noch feucht. Auch er trug keinen Anzug mehr, sondern wie Doro Jeans und Hemd. „Ich glaube, es macht keinen Sinn zu leugnen, dass ich Sie begehre. Aber halten Sie mich wirklich für so plump?“ Er nahm ihre Hand. „Kommen Sie, sagen Sie, dass das nicht ihr Ernst ist.“
Seine Hand war warm und weich und sie hatte nicht den Mut, sie ihm zu entziehen. „Und wenn ich es nicht tue?“
„Dann würden Sie mich sehr enttäuschen.“ Seine Augen leuchteten herausfordernd.
Doro kämpfte die Beklemmung in ihrer Kehle nieder. „Nein, natürlich will ich Sie nicht enttäuschen.“
Heyder hielt weiterhin ihre Hand. Seine Finger begannen zärtlich darüber zu streichen. „Ich sehe, wir verstehen uns. Denn nichts missfällt mir mehr, als Menschen zu ihrem Glück zu zwingen. Bei allem, was ich tue, setze ich lieber auf die Vernunft und das Einsehen meiner Mitmenschen.“
Sie zog ihre Hand zurück und versuchte, sich ein möglichst beiläufiges Lächeln auf die Lippen zu zaubern. „Demnach soll ich vernünftiger Weise meine Beziehung zu Alexander Maar kappen und einsehen, dass Ihre Seite für mich die bessere ist.“
„Drücken
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