Dämonenfalle Rom
jedenfalls nicht langweilig werden, dessen war Lady Sarah sicher.
Sie schaute auf Glenda. Die junge Frau schritt neben ihr her und ging wie eine Marionette. Ihrem Gesicht war abzulesen, daß sich ihre Gedanken ganz woanders bewegten.
»Mein Traum!« flüsterte sie plötzlich. »Ich habe es geahnt, Lady Sarah.«
»Unsinn…«
»Doch, doch…«
»Aber was sollte dieser Gladiator mit dir zu tun haben, Glenda?«
»Das weiß ich eben nicht. Vielleicht gibt es eine Verbindung.« Glenda blieb stehen und hob die Schultern. »Ich denke da an Wikka und Jane Collins. Möglicherweise stehen sie und der Gladiator miteinander in Verbindung.«
Lady Sarah schwieg. Auch eine recht gewagte Hypothese, die Glenda da aufstellte, von der Hand weisen wollte Mrs. Sarah Goldwyn sie allerdings nicht.
Sie mußten auch dort vorbei, wo die anderen Touristen sich hingeflüchtet hatten und warteten. Manch besorgte und mitleidige Blicke trafen die beiden, obwohl die Zuschauer froh waren, daß keiner von ihnen das Schreckliche entdeckt hatte.
Ein Taxi fanden sie auch. Vom Trevi-Brunnen bis zur Via Veneto war es nicht weit. Allerdings ruhte der Verkehr teilweise, und der Taxifahrer fuhr sogar über den Gehsteig, um voranzukommen, wobei er seine Hand kaum von der Hupe nahm, die einen röhrenden Klang ausstieß. Glenda merkte von alldem kaum etwas. Sie hockte apathisch auf den angestaubten Polstern und schaute auf ihre Knie. Sarah Goldwyn machte sich Sorgen und auch die ersten Vorwürfe. Sie hätte allein nach Rom reisen sollen, dann wäre Glenda dieser Schock erspart geblieben. Im Hotel »Flora« fuhren sie hoch in ihre Zimmer. »Soll ich bei dir bleiben?« erkundigte sich die Horror-Oma besorgt.
Glenda schüttelte den Kopf. »Nein, lassen Sie nur! Ich möchte mich ein wenig ausruhen.«
»Das verstehe ich. Wenn was ist, klopf nur gegen die Wand. Außerdem schaue ich sowie nach dir.«
»Danke, das ist nett«, erwiderte Glenda tonlos.
»Und noch etwas«, sagte Sarah Goldwyn. »Versuche zu vergessen. Denk nicht mehr daran, dann geht alles klar.«
»Wenn das so einfach wäre«, flüsterte Glenda.
»Versuche es trotzdem.« Lady Sarah nickte ihrem Schützling noch einmal zu und zog sich in ihr Zimmer zurück. Dort ließ sie sich auf die Bettkante fallen und stützte ihr Kinn auf die rechte Handfläche. Mit dem sicheren Instinkt einer sehr weise gewordenen Frau wußte sie genau, daß sich in Rom etwas abspielte, das nicht nur die Polizei der Stadt interessierte, sondern auch den Geisterjäger John Sinclair anmachen mußte.
Hatte er nicht gesagt, daß er kommen würde, wenn sich irgend etwas Außergewöhnliches ereignete?
Lady Sarah beschloß, die Probe aufs Exempel zu machen, stand auf und griff zum Telefonhörer…
***
Vor dem Dunkelwerden kam Lady Sarah noch einmal in das Zimmer von Glenda Perkins, um nach ihr zu schauen.
Sie fand ihren Schützling auf dem Bett liegend. Licht hatte Glenda nicht eingeschaltet.
»Wie geht es dir denn?« fragte Lady Sarah und ließ sich neben Glenda auf der Bettkante nieder.
»Eigentlich ganz gut.«
»Aber nur eigentlich.«
Glenda lächelte. »Ich wäre lieber jn London. Können Sie das verstehen?«
»Und wie.«
»Möchtest du etwas essen?«
»Nein, danke.«
»Ich kann es dir bringen lassen, wenn du willst.«
Glenda schüttelte den Kopf. »Ich habe wirklich keinen Hunger. Zudem müßte ich immer an den Kopf denken, und so etwas ist furchtbar. Nein, bitte nicht!«
»Und zu trinken?«
»Das ja.«
»Moment.«
Die alte Dame stand auf und holte aus dem Zimmer-Kühlschrank eine Flasche mit Saft. Gläser fand sie auch und schenkte ein. Beide tranken. Glenda hatte einen so großen Durst, daß sie das Glas in einem Zug leerte. »Das tat gut«, sagte sie und lächelte.
»Na bitte.«
»Und was haben Sie unternommen?« erkundigte sie sich.
Lady Sarah hob die Schultern. »Ich habe die letzten drei Stunden schon herumbekommen.«
»Mit einem Telefongespräch nach London?«
Die alte Dame lächelte. »Du hast richtig geschaltet, Kind. Ja, ich habe telefoniert.«
Hoffnung glomm in Glendas Augen. »Kommt John denn?«
»Ja.«
»Und wann?«
»Er wird am morgigen Tag hier eintreffen. Fliegt übrigens zur selben Zeit wie wir vorgestern. Und wenn es sich eben machen läßt, bringt er Suko mit.«
»Das wäre gut.« Glenda verzog die Lippen zu einem Lächeln. Dabei schloß sie die Augen, fragte allerdings weiter und wollte wissen, ob Lady Sarah sonst noch etwas unternommen hätte.
»Allerdings«, erwiderte
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