Dämonenfalle Rom
ihren eigenen Herzschlag hören konnte. Er kam ihr überlaut vor, und die Schläge hallten in ihrem Kopf noch nach. War es die Angst? Glenda wußte es nicht, ihr war nur klar, daß sie so schnell keinen Schlaf finden würde. Die Ereignisse ließen sich einfach nicht vergessen. Sie waren zu sehr in ihrer Psyche festgebrannt. Außerdem war die Nacht noch lang, in den nächsten Stunden würde es ihr sicherlich gelingen, ein paar Mützen voll Schlaf zu bekommen.
Glenda starrte in das Zimmer. Vom Bett aus konnte sie auch in das kleine Bad sehen, da die Tür zu diesem Raum offenstand. Das Badezimmer lag im Dunkeln. Es besaß keine Fenster, nur einen Abzug unter der Decke.
Glenda hatte nicht auf die Uhr geschaut, als Lady Sarah verschwunden war. Eine halbe Stunde höchstens wollte sie fortbleiben, und Glenda wunderte sich darüber, wie lang diese 30 Minuten sein konnte. Sie wartete und hoffte, denn die Gegenwart der alten Dame gab ihr doch Mut und auch Kraft. Allein fühlte sie sich hilflos. Ihre Hände bewegten sich, wobei die rechte zum Hals hochglitt und nach dem kleinen goldenen Kreuz tastete, das dort an einer schmalen Kette hing. Glenda trug es immer, es war praktisch ihr einziger Schmuck. Dieses Kreuz war geweiht, es hatte einen Segen bekommen, und Glenda hoffte, daß es sie ein wenig schützen würde. Auch vor dem Schatten?
Abermals dachte sie daran und an die schreckliche Schemenfigur mit dem Schwert, die sich aus der düsteren Wolke herauskristallisiert hatte. War es tatsächlich Scorpio gewesen? Hatte er sein Kommen angekündigt, um Glenda in seinen Bann zu ziehen?
Welchen Grund gab es?
Plötzlich ging Glenda den Fall von einer völlig anderen Seite aus an. Sie dachte wieder an den Schatten, und ihr kam der Spuk in den Sinn. Er war der Herrscher im Reich der Scharten. Dabei war es ihm sogar gelungen, Glenda in seine Welt zu entführen und auch zu verurteilen. Dank des Einsatzes von John Sinclair war es Glenda gelungen, aus dem Todeslabyrinth des Spuks zu fliehen, vor seiner Rache allerdings war sie nicht sicher [2]
Und der Spuk schickte Schatten.
Als Glenda darüber nachdachte, fühlte sie sich noch stärker allein in diesem Hotelzimmer, schüttelte den Kopf, schluckte ein paarmal und bekam große Augen, als sie entdecken mußte, daß sich innerhalb des Raumes etwas tat.
Schatten entstanden!
Zuerst glaubte sie, daß die Reklame ausgeschaltet worden war. Die jedoch leuchtete weiter, allerdings wurde das violette Licht sehr rasch absorbiert.
Ruckartig setzte sich Glenda auf. Ihr Blick fiel über das Bett, erreichte das Fußende, und sie sah mit Schrecken, was sich dort abspielte. Vom Boden her quollen die Schatten in die Höhe.
Gestaltlose, pechschwarze Gebilde, an zähen Teer erinnernd und trotzdem leicht und schwebend.
Glenda zitterte. Die Angst kehrte zurück Ihr Herz klopfte in einem wahnsinnigen Rhythmus. Schweiß bedeckte ihr Gesicht und wenig später auch den übrigen Körper.
Das Grauen kam.
Und es bewegte sich lautlos. Nicht ein Geräusch war zu hören, als sich die Schatten immer weiter ausbreiteten und als pechschwarze Wolken schon fast den gesamten Raum ausfüllten, so daß sie allmählich der Decke entgegenkrochen.
Glenda Perkins schüttelte sich. Sie bebte, war wie von Sinnen, und ihr Atem glich einem Stöhnen.
Der ganze Vorgang hatte nur Sekunden gedauert, eine kurze Zeitspanne, die Glenda allerdings hätte nutzen sollen. Als sie nämlich reagierte, war es bereits zu spät.
Da hielten die Schatten das Bett umfangen.
Glenda schwang ihren Körper herum. Sie hatte sich umgezogen und trug ein beiges Kleid, das am Rücken ausgeschnitten war und breite Schulterträger besaß.
Hinstellen konnte sich Glenda noch. Sie ging auch einen Schritt zur Seite, weil sie die Tür erreichen wollte, aber da waren die Schatten, und die hielten sie fest.
Was Glenda in den nächsten Sekunden erlebte, war für sie noch schlimmer als der Alptraum. Zudem war es Wirklichkeit geworden, denn die andere Seite verlor keine Zeit mehr.
Die Schatten glichen Wülsten und Wänden aus schwarzem Gummi. Kaum war Glenda hineingetaucht, da ging es nicht mehr weiter, sie prallte gegen und in die Wolke, merkte einen zähen Widerstand, wollte sich drehen und wieder zurück, aber das war auch nicht möglich, denn hinter ihr ballten sich die Schatten zusammen.
Glenda Perkins war gefangen.
In den nächsten Sekunden begann ihr Kampf gegen das Unheimliche, das lautlos in ihr Zimmer gekrochen war. Sie schlug um sich, und es
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