Dämonenfalle Rom
gelang ihr auch, die Arme zu heben, aber sie konnte die Fäuste nicht mehr vorstoßen. Da war das andere, das sie festhielt, nicht lockerließ und Glenda zu sich heranzog.
Ihr Gesicht verzerrte sich. Das Wissen, hier nicht mehr herauszukommen, steigerte ihre Angst zu einem wahren Todesrausch, gegen den sie sich vergeblich anstemmte.
Er war so hart, so drängend und grausam wie die Schatten, die Glenda gepackt hielten.
Sie stöhnte, und sie merkte, daß auch ihre Beine in Mitleidenschaft gezogen wurden, denn in Höhe der Knöchel fühlte sie ebenfalls die gierigen Greifer, die sie umklammerten und allmählich vom Boden hochzogen.
Sie wollte schreien.
Ihr Mund stand bereits offen, und im selben Augenblick verdunkelte sich ihr Gesichtsfeld, als der Schatten über sie fiel und sie gleichzeitig hineintauchte wie in einen Tunnel.
Von ihrem Oberkörper war so gut wie nichts mehr zu erkennen, die Schatten hatten sie verschluckt, und sie rissen die junge Engländerin in eine bodenlose Tiefe, die einem Schacht glich, in dem kein Lichtschein glomm, der allerdings ein Ende besaß.
Und dort lauerte jemand.
Eine unheimliche Gestalt. Schrecklich anzusehen, ein Wesen, daß Glenda zwar in ihrem Traum gesehen hatte, allerdings nie so deutlich wie in diesem Augenblick.
Es war Scorpio, der Gladiator!
Und er hielt in der rechten Klaue sein kurzes Schwert, dessen Spitze auf die langsam heranschwebende Glenda Perkins wies…
***
»Hat es Ihnen gemundet?« fragte der höfliche Ober und lächelte Sarah Goldwyn an.
Sie nickte und nahm die Serviette, um die Lippen abzutupfen. »Ja, es war ausgezeichnet, vielen Dank! Ich habe selten ein Schnitzel Mailand so perfekt zubereitet bekommen.«
»Wir geben uns auch die größte Mühe, Signora.«
»Und setzen Sie das Essen bitte auf meine Privatrechnung.«
»Gern, Signora.«
Lady Sarah stand auf und legte noch einen Geldschein auf den Tisch. 5000 Lire, die der Ober dankbar nickend in Empfang nahm. Lady Sarah wäre gern ein wenig länger geblieben, aber sie mußte immer an Glenda denken, die sich allein in ihrem Zimmer befand und sicherlich vor lauter Furcht nicht zur Ruhe kam.
Wenn John Sinclair doch nur in greifbarer Nähe gewesen wäre, dann sähe alles anders aus.
Die Horror-Oma schüttelte den Kopf. Sie war einfach zu alt, um solch gefährlichen Gegnern noch den genügenden Widerstand entgegensetzen zu können, denn oft genug war sie in Lebensgefahr geraten. Aber sie hatte bisher großes Glück gehabt, daß immer alles gut ausgelaufen war.
Das konnte sich schnell ändern.
Sie verließ den Lift in der sechsten Etage, wandte sich nach links und schritt den Flur entlang. Vor Glendas Zimmer blieb sie für einen Moment stehen, klopfte und nannte ihren Namen.
Hinter der Tür rührte sich nichts.
Mrs. Goldwyn spürte deutlich den Schweißfilm auf ihrer Stirn. Sie ahnte Schreckliches, öffnete die Tür und fand das Zimmer leer. Auf der Schwelle blieb sie stehen, keuchte und schluckte ein paarmal, bevor ihr die ganze Tragweite dieses Bildes bewußt wurde. Sie dachte sofort an Scorpio und eine Entführung und gab sich die Schuld, daß es dazu gekommen war.
Trotz des Schreckens begann sie nüchtern zu überlegen. Die Polizei wollte sie auf gar keinen Fall hinzuziehen, das hätte überhaupt nichts gebracht. Wichtig war jetzt nur einer.
John Sinclair!
***
Ich rührte meinen Espresso um, hob den Blick und schaute die mir gegenübersitzende Lady Sarah an. »Und das ist wirklich die einzige Chance, einen Weg zu diesem Scorpio zu finden?«
»Ja, John. Die einzige. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Ich habe mich fast die ganze Nacht herumgetrieben und konnte noch die alten Verbindungen meines letzten Gatten aktivieren. Der Bekannte gab mir die Adresse dieses Bibliothekars.«
»Den werden wir uns dann anschauen«, erwiderte ich und lächelte knapp, während Suko nickte.
Der Inspektor war ebenfalls mit nach Rom geflogen. Ich hatte ihn von Sir James loseisen können, der entweder einen guten Tag gehabt oder nicht richtig zugehört hatte. Sein »Okay« war das wichtigste gewesen, und Lady Sarah erwartete uns am Flughafen mit der Nachricht, daß Glenda Perkins verschwunden war.
Ein Schock, in der Tat.
Wir waren dann mit dem Taxi nach Rom hineingefahren und hatten eine Cafeteria gefunden, in der wir uns ungestört unterhalten konnten. Ich erfuhr von den schlimmen Dingen, die in der Zwischenzeit geschehen waren, und besonders Glendas Verschwinden bereitete mir große Sorgen.
Nun
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