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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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hatte. Es sah wie Zeks Haar aus, nur etwas dunkler, und Nathan hielt es kurz geschnitten, als schäme er sich dafür. Möglicherweise traf das sogar zu, denn es machte ihn anders als die anderen.
    Was seine Züge betraf, waren sie denen Nestors nicht unähnlich. Ein starkes Kinn, hohe Wangenknochen, eine breite Stirn ... Sein Mund war voller als der von Nestor, nicht ganz so zynisch, aber der linke Mundwinkel neigte ein wenig zum Zucken. Und dann war da natürlich noch seine Haut, die so hell war, dass sie zu seiner Haarfarbe passte. Alles in allem sah er kaum wie ein Szgany aus.
    Seiner Mutter zufolge rührte seine Blässe daher, dass er zu viel Zeit im Haus oder auf seinen Streifzügen bei Sonnunter verbrachte, wenn die meisten Szgany sich nicht weit von ihren Häusern entfernten. Laut Nana war er insgesamt von schwacher Gesundheit; darum sonderte er sich von der munteren Jugend Siedeldorfs ab und blieb meist für sich. Doch soweit Lardis wusste, passte das nicht recht zusammen.
    Nathan machte im Gegenteil den Eindruck eines geborenen Wanderers und war ständig unterwegs. Bei Sonnauf wie bei Sonnunter fand man ihn im Wald oder an den Berghängen – überall, nur nicht unter einem Dach. Und kränklich sollte er sein? Lardis war anderer Ansicht. Wenn Nathan keine Lust hatte, Maulaffen feilzuhalten, die Mädchen zu hänseln oder ihnen nachzusteigen und sich mit den anderen Lümmeln herumzubalgen, machte ihn das noch nicht von vornherein kränklich.
    Nein, Nathan war nicht nur der Kleinste aus dem Wurf, er war ein Rückschritt. Aber wohin oder woher? Und wenn er nicht wie ein Szgany aussah, wie sah er dann aus?
    Immer wieder dachte Lardis über diese Frage nach: An wen erinnerte Nathan ihn nur? Von wem stammte dieser weiche, mitfühlende, ja, sogar unschuldige Blick? Wie stets blieb es ihm auch diesmal ein Rätsel, eine Last, ein Wort, das ihm auf der Zunge lag und doch nicht von den Lippen kam. Und manchmal war Nathan auch eine Last, sodass Lardis nicht anders konnte, als ihm einen Tritt zu versetzen – und sei es bloß, um ihn munter zu machen!
    Deshalb hatte er Nana Kiklu gefragt, ob er diesmal die Jungen zu seiner jährlichen Pilgerreise zur Sternseite mitnehmen dürfe – um nämlich Nathan aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen und ihm etwas Leben einzuflößen. Vielleicht fand er in der gewaltigen, öden Wildnis etwas, das seinen Verstand aus jenen unbekannten Gefilden hervorlockte, in denen er gerade umherstreunte ...
    Noch während Lardis Lidesci diese Gedanken wälzte, erklang das weiche, regelmäßige Tappen hastender Füße über knirschendes Geröll, und vor dem Gleißen des nahen Tores zeichnete sich ein menschlicher Umriss ab. Und während das Licht über der Sternseite unmerklich heller wurde, wandten sich Lardis’ Gedanken in eine andere Richtung.
    Kränklich sollte der Bengel sein? Na, wenn dem so war, wünschte Lardis sich eine ähnliche Hinfälligkeit, bei der wie in alten Zeiten Herz und Lunge mühelos pumpten und seine kraftvollen Glieder anspornten. Und Nathan galt als geistlos? Nun, zumindest jetzt war er das nicht, denn seine Augen strahlten, als er keuchend zum Stehen kam und mit einer vertrauten Geste entschuldigend die Achseln zuckte. Es tat ihm leid, dass er sie hatte warten lassen.
    »Dich hat also das Tor interessiert?«, fragte Lardis, ehe ein anderer das Wort ergreifen konnte.
    Nathan hatte seinen Atem bereits wieder unter Kontrolle. Er sah Lardis an und nickte, wenngleich langsam. Aber ein Nicken war eine Antwort, und das war an sich schon eine Verbesserung, denn für gewöhnlich war Nathan nicht einmal das zu entlocken. Lardis freute sich. Es erinnerte ihn daran, wie sie um das Lagerfeuer in Siedeldorf saßen, er seine alten Geschichten erzählte und spürte, wie Nathan ihn mit größerer Aufmerksamkeit anstarrte als alle anderen zusammen genommen. Ein Dummkopf? Nun, vielleicht ... aber nur nach außen hin.
    »Huh!«, schnaubte Nestor. »Natürlich interessiert er sich dafür. Er interessiert sich für alles Absonderliche, auf das niemand eine Antwort weiß. Die Sterne am Himmel: Wie viele davon gibt es? Die Wogen in einem Fluss: Warum kann er die Kämme nicht zählen? Wohin gehen die Menschen, wenn sie sterben? Als reichte der Rauch ihrer Bestattungsfeuer nicht als Antwort. Und nun das Tor zu den Höllenlanden? Natürlich ist er daran interessiert! Wenn irgendetwas rein nichts zu bedeuten hat, dann hegt Nathan ganz gewiss Interesse dafür.«
    Abermals lag eine tiefe Bitterkeit

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