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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Augenblick gewahrten sie jene Szene, die Lardis so sehr ersehnt hatte: Ein goldener Fleck breitete sich auf den obersten Stockwerken der Felsenburg aus, brannte in Fenster, die wie die leeren Augenhöhlen eines Schädels wirkten, erleuchtete die finsteren Mäuler der Flugrampen und schien die hohen Brüstungen und Bastionen mit blendender Glut in Flammen zu setzen.
    In der schweigenden Ödnis der verwüsteten Sternseite ragte die Karenhöhe in trügerischem Glanz wie eine riesige Kerze in den Himmel.
    Die vier standen lange dort und blickten fasziniert auf die
feurige Pracht von Karenhöhes Zinnen, die zum Prunkstück eines ansonsten düsteren, leblosen Schauplatzes geworden war. Doch als die Sonne höher stieg und das goldene Feuer auf der steinernen Fassade der Burg verblasste, schwand auch ihre Hochstimmung, und das Gefühl des Wundersamen verflog.
    »Ahoi, da oben! Wird Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg machen ...«, erklang es von unten.
    Lardis blinzelte, nickte und sah die anderen an. »Andrei hat recht«, sagte er und beschirmte seine Augen gegen das ungewohnt grelle Licht. »Lasst uns wieder hinabsteigen.«
    Die jungen Männer gingen voraus, Lardis bildete die Nachhut. Doch ehe er ihnen folgte, warf er einen letzten Blick über die Sternseite – die wie eine Mondlandschaft wirkende, endlose Geröllebene, das ferne Funkeln eines gefrorenen Meeres, Karenhöhe und die Eislande unter den wabernden Bannern der Nordlichter. Niemand hatte sie je mit eigenen Augen gesehen. Aber man konnte sich nur zu gut vorstellen, wie es dort aussah. Schließlich seufzte er und setzte sich in Bewegung, um den drei jungen Männern hinab in den düsteren Pass zu folgen ...
    Nachdem er ein kurzes Stück hinabgestiegen war, blieb er plötzlich wie angewurzelt, starr vor Schreck, stehen. Das feurige Bild der Karenhöhe stand noch immer vor seinem geistigen Auge, als habe es sich ihm in die Netzhaut eingebrannt. Er hatte Karenhöhe gesehen – und noch etwas anderes. Zumindest glaubte er, etwas gesehen zu haben – doch was? Er schloss die Augen, und das Bild wurde deutlicher: die Zinnen des Horstes, die in trügerischem Glanz erglühten. Doch unter dem Widerschein, dort, wohin die Sonne niemals schien ...
    ... wirbelten huschende, schwarze Flecken umher und senkten sich hinab in das klaffende Maul einer gewaltigen Landerampe. Auf diese Entfernung nicht größer als Staubkörner, doch wie sahen sie wohl aus nächster Nähe aus?
    Wie als Antwort auf seine stumme Frage verharrte dicht vor ihm eine kleine, schwarze Fledermaus. Er spürte den Luftzug ihres Flügelschlags auf der Wange, ehe sie seitlich abdrehte und einer Motte hinterherjagte, die er aufgeschreckt hatte. Gleich darauf war sie auch schon verschwunden, und Lardis atmete auf. Fledermäuse, ja, das hatte er gesehen, ganze Scharen davon, die zur Felsenburg strebten. Nur dass es sich bei ihnen – im Unterschied zu dem kleinen Burschen, dessen Flügelschlag ihm über die Wange geweht war – um die Riesenfledermäuse der Sternseite gehandelt hatte – Zek hatte sie Desmodus genannt. Ihr Horst war die Karenhöhe, die bis auf diese schwarz bepelzte Kolonie verlassen war.
    »Vater?«, erklang Jasons Stimme von unten. »Kommst du? Kann ich dir helfen?«
    »Nein, nein«, stieß Lardis aus trockener Kehle hervor, schluckte dann und kam wieder zu Stimme. »Mir geht´s gut. Ich komme schon. Geht weiter nach unten.«
    Aber von diesem Moment an und während des gesamten Weges zurück zu der Stelle, an der sie ihre Tiere angebunden hatten und von der aus es hinab zur Sonnseite ging, und auch während des größten Teils des Rückweges nach Siedeldorf – der einen guten Teil des Sonnaufs in Anspruch nahm, denn entlang des Weges mussten sie noch Freunde besuchen – sprach Lardis nicht sehr viel und hing seinen Gedanken nach.
    »Fledermäuse, jawohl«, brummte er ab und zu und nickte dabei verstohlen vor sich hin, wenn die anderen außer Hör- und Sichtweite waren. »Die großen Fledermäuse der Sternseite.« Als sie wieder zu Hause waren, glaubte er beinahe selbst schon daran.
    Zumindest während seiner wachen Stunden ...
    In seinen Träumen war Lardis Lidesci sich seiner Sache allerdings nicht ganz so sicher. Denn in seinen Adern rann nach wie vor das Blut eines Sehers und quälte ihn, wann immer er die Augen schloss, um zu schlafen. Dieser sechste Sinn war mittlerweile schwächer geworden, dieser Segen oder Fluch, den ihm irgendein Urahn aus grauer Vorzeit vererbt hatte. Das zweite

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