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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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daran funkelte matt. Das Wesen war eher ein Zweifüßer denn ein Vierbeiner – es sprang angriffslustig nach vorne geneigt auf ihn zu und ließ sich nur auf alle viere nieder, um am Boden zu schnüffeln und dabei die großen Ohren lauschend hierhin und dorthin zu stellen. Schlimmer noch: Seine Augen waren blutrot. In der Finsternis glühten sie wie Laternen, und über seiner hinteren Hälfte trug das Wesen mit einem Gürtel befestigte Lederhosen!
    Mit einem Mal erkannte Nathan, dass es nicht durch den Nebel hetzte, sondern dass der Nebel ihm entströmte!
    Er hatte sämtliche alten Lagerfeuergeschichten über die Wamphyri gehört – über ihre Kräfte, ihre Mischwesen, ihre Tiergestalten – und wusste, womit er es zu tun hatte. Und ihm war klar, dass er ein toter Mann war.
    Canker Canisohn kam herangesprungen und richtete sich knurrend auf, bis er genauso groß war wie Nathan, größer noch ...
    Nathan versuchte ein letztes Mal, Misha auf die Beine zu
stellen und wachzurütteln, aber ohne Erfolg. Er hob eine Hand, um das Hunde-, Fuchs- oder Wolfswesen abzuwehren. Doch vergebens. Canker blieb stehen und beugte sich vor. Er beschnüffelte Nathan, dann das Mädchen in seinen Armen und legte fragend den Kopf auf die Seite. »Deine?«, knurrte er.
    Nathan hielt Misha von dem Ungeheuer fort. Canker lachte auf, packte ihn am Nacken und schleuderte ihn grob an die Palisadenwand. Misha sackte haltlos in sich zusammen. Canker fing sie auf, schnüffelte abermals an ihr und riss ihr binnen eines Augenblicks ihre letzten Fetzen vom Leib.
    Noch während Nathan wie ein nasser Sack im hohen Gras am Fuß der halb zerstörten Wand zusammenbrach, seine Augen glasig wurden und ihm die Sinne schwanden, spürte er Cankers Blick auf sich ruhen, wusste, dass seine Schnauze zuckte und ihm der Geifer vom Kiefer troff, als er erneut lachte und sagte: »Nein, nicht deine – meine!«
    Den gellenden Schrei einer grauengeschüttelten Frau, die durch die Straßen rannte, hörte Nathan nicht mehr. Denn er hatte bereits das Bewusstsein verloren. Er sah nicht, wie Canker Misha achtlos fallen ließ, um die neue Beute zu hetzen, und hörte nicht die Maxime, die Canker knurrend hervorstieß: »Besser eine Lebendige als eine Halbtote.« Er vernahm auch nicht Cankers halb gebelltes, halb gebrülltes »Warte, Schätzchen, Canker kommt doch gleich!«, als dieser seinem verlorenen, entsetzten Opfer nachstürzte ...
    Der Schmerz und die Wut ...
    Und nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich.
    Eine Stunde später kämpfte Nestor sich wieder ins Bewusstsein zurück – langsam erst, dann mit Übelkeit erregender Geschwindigkeit! Wie zuvor Nathan erwachte auch er aus einem Traum in einen Albtraum. Allerdings hatte Nathan sich an alles erinnert, Nestor dagegen wusste nur noch sehr wenig, verstreute, undeutliche Bruchstücke der vorangegangenen Ereignisse. Hauptsächlich erinnerte er sich an den Schmerz und die Wut, die beide noch in ihm steckten. Er konnte jedoch nicht sagen, ob sie nun dem Traum oder der Wirklichkeit entsprangen.
    Sein Körper war zu drei Vierteln unter Schutt, Staub und Stroh begraben und fühlte sich wie eine einzige große Wunde an. Sein Gesicht war zerschunden, und ein paar Zähne waren locker. An seinem Hinterkopf über dem rechten Ohr fühlte sich ein Stück seines Schädels weich an, wie zermalmt. Als er vorsichtig seine zitternde, forschende Hand an die Stelle hob, zuckten weiße Blitze durch sein Gehirn. Unter den tastenden Fingern schabte und verschob sich etwas – der geborstene Schädelknochen, der unter dem Druck seiner Finger leicht nachgab.
    Er stellte sich die gleiche Frage, die auch sein Bruder gestellt hatte: Was war geschehen? Doch im Unterschied zu Nathan hatte er darauf keine Antwort. Noch nicht.
    Er schob und stieß die Holzbretter beiseite, die auf ihm lasteten, hustete, als Staub und Gestank von oben her zu ihm drangen. Aber durch die so entstandene Lücke konnte er die Sterne sehen, Rauchschwaden und seltsame dunkle, rhombenförmige Umrisse, die über den Himmel zogen. Und er konnte ein wummerndes, spuckendes Donnern hören, das in der Ferne verklang.
    Ja, und andere Laute: leise, ferne Schreie ... Stöhnen ... Schluchzen ... jemand, der immer wieder verzweifelt und doch bar aller Hoffnung einen Namen rief.
    Nestor stemmte die Füße in den Schutt, bekam die Arme frei, zerrte und schob sich in eine sitzende Stellung und stieß sich die Brocken von den Beinen. Er sah sich um und erkannte zunächst gar nichts. Es

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