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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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schlimmer, wenn sie am Leben bliebe. Doch hier zu leben ... bedeutet ebenfalls einen langsamen, qualvollen Tod. Ihr riskiert ihn allein durch eure Anwesenheit.«
    Nana Kiklu reichte es endgültig. »Wir werden also von Aussätzigen abgewiesen!« Bitterkeit klang aus ihren Worten. »Dann werden wir hier vor eurem Tor schlafen. Bringt uns nur saubere Decken und eine Laterne, dann geben wir schon selbst auf uns Acht.«
    Uruk Piatra sah sie an und nickte langsam. »Mein Zustand«, sagte er, »macht mich nicht weniger zu einem Menschen. Einst war ich ein Szgany wie ihr. Kein Lidesci, nein, aber ich bin ein Mann. Und auch jetzt kenne ich meine Pflicht. Ich meinte schlicht dies: Ich kann euch um euretwillen nicht zu uns einladen. Aber sicher können wir euch mehr bieten als Decken und eine Laterne! Wenn neue Aussätzige hierher kommen, bauen wir ihnen Unterkünfte. Bis diese jedoch fertig sind, müssen Zelte genügen. Ich schlage vor, dass ihr eures dort drüben unter den Bäumen aufstellt.«
    Nana wollte etwas sagen und ließ stattdessen den Kopf hängen.
    Erneut nickte er. »Es ist in Ordnung. Ich verstehe schon. Wenn ich euch nur ansehe, kann ich erkennen, wie sehr ihr gelitten habt.«
    Er gab seinen Begleitern Anweisungen. Die Aussätzigen gingen zu ihrer Hüttenansammlung und kehrten wenig später mit einem Zelt, Decken, Gemüse, einem Eisentopf und einem Dreibein zurück. »Bleibt hier«, sagte ihr Anführer zu Nana, Lissa und Misha, »während sie euer Zelt unter den Bäumen aufschlagen und ein Kochfeuer entfachen. Eure Suppe müsst ihr euch allerdings selbst kochen, am besten mit dem Wasser dort aus dem Bach.«
    Während ihnen ihre Zuflucht vor der Kälte der Nacht bereitet wurde, erzählten die drei Uruk ihre gesamte Geschichte ...
    So war es ihnen in den frühen Stunden der vergangenen Nacht in der Kolonie der Aussätzigen ergangen. Doch nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, um dort abzuwarten, bis die Nacht vorüber war, galten ihre Sorgen weniger ihnen selbst als vielmehr ihren Lieben.
    Nanas Gedanken drehten sich natürlich um Nathan und Nestor.
    Im Schlaf wie in ihren wachen Stunden fragte sie sich, wie die beiden wohl die Verwüstung Siedeldorfs überstanden hatten, bis sie schließlich zitternd bei Anbruch des Morgengrauens die Augen aufschlug. War es für ihre Söhne auch so furchtbar gewesen? Wahrscheinlich noch schlimmer! Und wie ging es ihnen jetzt, in diesem Augenblick?
    Im Licht des frühen Morgens verspeiste Nestor in den Hügeln oberhalb von Zwiefurt sein Kaninchen und streckte sich im hohen Gras aus, um ein wenig zu verdauen. Währenddessen quoll hinter und über ihm der eklige Dampf des nunmehr zu drei Vierteln vom Sonnenlicht verflüssigten Fliegers wie ein schäumender Wasserfall über die Kante eines steilen Vorsprungs den Hang hinab. Dabei hatte der Ausstoß mittlerweile nachgelassen.
    Nathan schritt auf alten Wanderer-Pfaden zwischen dem Wald und dem Hügelland weiter gen Zwiefurt. Er war versucht, seinen Bruder auf eine Weise aufzuspüren, die er seit seiner Kindheit nicht mehr angewendet hatte. Das hieße zwar, seinen leichten, meilenfressenden Dauerlauf für ein paar Minuten zu unterbrechen, was ihm eigentlich nicht recht war. Doch sollte er Erfolg haben, wären zumindest seine Gedanken nicht mehr in Aufruhr.
    In seinem ganzen Leben war Nathan sich noch nie so deutlich der Tatsache bewusst gewesen, dass er nur eine Hälfte eines Zwillingspaares war. Als sollten seine und Nestors körperlichen Unterschiede noch unterstrichen werden, spürte er die neue Kluft zwischen ihnen wie eine riesige Schlucht, die immer weiter klaffte, je näher er ihrem Rand kam. Er wusste, dass Misha Zanesti nur ein Teil davon gewesen war, dass sich der Graben schon lange aufgetan hatte und das Mädchen lediglich der Auslöser gewesen war.
    Aber es war alles so rasch gekommen. Zuerst Misha:
    Wegen ihrer Liebe zu Nathan (oder eher wegen Nestors Eifersucht) hatten die Brüder sich einander entfremdet. Die Rivalität, deren Saat in ihrer Kindheit gelegt worden war, hatte sich schließlich zwischen sie gestellt. Nun waren sie nicht die ersten Brüder, die mit diesem Problem zu tun hatten, und über kurz oder lang hätten sich die Dinge schon wieder eingerenkt. Besonders jetzt, da ... jetzt, da Misha ...
    Doch nein, Nathan brachte es nicht über sich, darüber nachzudenken – dass Misha bei dem Hundewesen Canker Canisohn war – nicht auf die Weise, die Vratza Wransknecht so genüsslich beschrieben hatte. Und

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