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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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nicht, dass es bei dir der Fall ist. Und du bist ganz sicher nicht tot! Also wer bist du?
    Nathan sah an sich herab, an seinem sichtbaren, festen, deutlichen Selbst. Er war real. Die Stimme in seinem Kopf dagegen war nicht real. Sicherlich sollte sie dann die Frage beantworten: Wer war sie?
    Zuallererst bin ich Thyre, sagte die Stimme sofort. Aber ich erkenne, dass du daran zweifelst, ob es mich überhaupt gibt. Du hältst mich für ein
Produkt deiner Vorstellungskraft.
    Nathan zwang etwas Speichel in seinen Hals, um seine Stimmbänder zu ölen. »Dein Name ist Thyre?«
    Mein Name ist für alle Wesen ein Geheimnis, die keine Thyre sind. Mein Volk sind die Thyre. Ich gehöre – oder gehörte – zu den Wüstenleuten. Aber du nicht. Ich erkenne nun, dass du zu den Szgany gehörst, zum Volk der
Wälder und Hügel. Du kannst nur so einer sein, denn wärst du Wamphyri, hätte die Sonne dich längst dahinschmelzen lassen. Und die Trogs ziehen ihre Dunkelheit vor. Also, wie lautet dein Name?
    Abermals blickte Nathan sich um. Nein, niemand spielte ihm einen makabren Streich. »Ich heiße Nathan«, gab er schließlich zur Antwort. Er sprach eher zu sich selbst als zu der körperlosen Wesenheit und dachte: Wie seltsam, ein Wesen ohne Körper! Laut sagte er: »Nathan Kiklu von den Szgany Lidesci!«
    Und du bist hierher gekommen, um zu sterben? Oh ja, ich weiß Bescheid! Denn ich lausche deinen Gedanken schon seit einer ganzen Weile. Aber als du mit den Wölfen gesprochen hast, die so weit entfernt waren ... da wusste ich, dass ich mit dir sprechen musste. Denn obwohl du ein Szgany bist, verfügst du doch über die geheime Begabung der Thyre!
    Eine Begabung?, dachte Nathan fragend.
    Die Fähigkeit, dich mit anderen Wesen von Geist zu Geist zu verständigen – Telepathie!
    »Oder mir selbst etwas vorzubrabbeln«, sagte Nathan laut und nickte mürrisch. »Delirium – oder Irrsinn!« Doch zur gleichen Zeit wusste er, dass ein Teil davon stimmte. Wie oft hatte er in seinen Träumen dem Geraune der Toten gelauscht – und manchmal auch wenn er wach war? Und was war das, was ihn mit Nestor verband? Oder war all das auch Wahnsinn gewesen?
    Darauf erwiderte die Stimme: Bin ich also ebenfalls verrückt?
    »Verrückt nicht, nein«, Nathan schüttelte den Kopf, »aber wahrscheinlich auch nicht echt. Du bist ein Trugbild, ein Hitzespiegel über einer Teergrube, eine Halluzination. Als ich noch ein Kind war, habe ich einmal einen Giftpilz gegessen und Dinge gesehen, die gar nicht da waren. Jetzt komme ich vor Hitze fast um, ich bin durstig und habe Hunger und beginne Dinge zu hören, die gar nicht da sind.«
    Falsch, sagte der andere . Denn ich kann beweisen, dass ich wirklich bin. Zumindest kann ich beweisen, dass ich einmal wirklich war.
    »Du brauchst mir gar nichts zu beweisen«, sagte Nathan kopfschüttelnd. »Ich will nur, dass du verschwindest. Ich muss schlafen und will nicht mehr aufwachen.«
    Oh, du wirst schon noch früh genug sterben, wenn ich dir nicht beistehe!
    Wider seinen Willen empfand Nathan ein Gefühl der Neugier. »Warum solltest du mir helfen wollen? Was bedeute ich dir schon?«
    Du bist für mich ein Geschenk des Himmels!, erwiderte der andere. Ein Wunder! Ein Licht in der Finsternis des Todes! Die Gelegenheit, Gedanken, Wissen, Sagen mit lebenden Thyre auszutauschen! Das bedeutest du mir! Vor dir gab es andere, die mit den Toten zu sprechen vermochten; sie lebten auf der Sternseite und sprachen zu den Geistern der Szgany und der Trogs. Sie kamen nicht hierher und konnten es am Ende auch nicht mehr, denn da waren sie schon Wamphyri!
    Nathan nickte. »Davon habe ich gehört, dass unter den Wamphyri ab und zu ein Nekromant auftrat.«
    Was? Der andere war entsetzt. Nein, nein – nicht so etwas! Die, von denen ich spreche, redeten nur mit den Toten. Sie wurden von den Toten geliebt; sie quälten sie nicht!
    Von den Toten geliebt? Hatte Nathan diesen Ausdruck nicht schon einmal von Lardis Lidesci gehört? Damit hatte er bestimmte Höllenländer bezeichnet, die er einst gekannt hatte? Der alte Lidesci hatte sich über den Herrn des Gartens und dessen Vater nie so recht ausgelassen und über sie immer nur mit gedämpfter Stimme gesprochen. Nathan hätte das Thema gerne weiter verfolgt, doch plötzlich ...
    ... schien sich alles um ihn zu drehen! Er schwankte benommen, stolperte und setzte sich heftig nieder. Er stellte sich vor, unter einem Wasserfall zu stehen und das Wasser über sich laufen zu lassen. Es geschah

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