DÄMONENHASS
sie ihre Pflichten vernachlässigen.«
»Da drin«, presste Nathan würgend hervor, »habe ich zwei Männer gesehen. Einer von ihnen war ein mürrischer junger Mann aus Kehrlszacke. Er wurde zur gleichen Zeit wie ich unter das Tributgesinde aufgenommen, und wir kamen zusammen nach Runenstatt. Und der andere ...«
»... das war Nicolae Sehersknecht, jawohl«, schnaubte Karpath. »Der eine war zu mürrisch und der andere ... zu redselig, glaube ich. Wärst du etwas länger geblieben, hättest du auch die junge Magda bemerkt. Aber offenbar hast du nicht den Mumm dazu.«
Nathan kämpfte mit dem Bedürfnis, sich zu übergeben. Er sagte: »Das Wasser, das ich zum Trinken und Waschen verwende, nehme ich aus den Auffangbehältern an den Außenmauern von Runenstatt. Orlea, Maglores Frau, hält es ebenso. Das ist nur einfaches Regenwasser. Aber ich weiß, dass die meisten Knechte und Geschöpfe Maglores Wasser trinken, das von einem ... einem Menschen oder vielmehr dem Überrest eines Menschen, einem Leitungswart, aufgenommen und gereinigt worden ist. Und dann ist da noch ... mein Essen?« Er sah den Offizier mit flehendem Blick an. »Karpath, ich muss es wissen. Habe ich Nahrung zu mir genommen, die hier zubereitet worden ist? Wozu werden die Menschenkadaver verwendet?«
Der andere grinste. »Du traust Maglore also nicht?«
»Ihm trauen?« Nathan war entsetzlich übel. Er lehnte sich aus einem offenen Fenster.
Karpath blieb hinter ihm stehen und raunte: »Kannst du irgendjemandem in Runenstatt trauen?«
Nathan erblickte ein Bild im Geist des anderen – wie er, Nathan, sich überschlagend in die Tiefe stürzte! Aber er durfte dem keine weitere Bedeutung beimessen. Es war lediglich Wunschdenken, das von dem Gedanken gefolgt wurde: Nein, das würde nur meine Zukunft in Gefahr bringen. Dieser Nathan ist schwach, eine Missgeburt, ein Nichts. In ihm würde Maglores Ei verdorren und eingehen. Laut dagegen fuhr Karpath fort:
»Deine Furcht, Nathan, ist unbegründet. Über dein Essen nimmst du jedenfalls keine garstigen Vampirstoffe in dich auf. Warum sollte Maglore dich auf diese Weise vergiften wollen, wo ein einfacher Biss doch genügt? Nun ja, es gibt noch andere Möglichkeiten: ein liebevoller väterlicher Kuss oder ein wenig Sodomie. Er könnte dich auch seinen Frauen überlassen, vielleicht auch seinen Männern – nur für eine Nacht? Nein, nur die niedrigsten Knechte – die niemanden anstecken können, es sei denn, sie beißen ihn – bereiten das Essen für die Tafel meines Herrn. Und was Maglore betrifft, so gibt er sich – außer wenn er Blut benötigt – mit Wild oder Geflügel zufrieden. Wir anderen hier in der Runenstatt halten es ebenso ... zumeist jedenfalls.«
Nathan richtete sich auf, blickte kurz zum Kühllager und fragte: »Wie ist es ... geschehen?«
Karpath zuckte die Achseln. »Die Männer, wenn man sie so nennen will – ich persönlich nenne sie lieber Knaben –, wurden den Frauen von Runenstatt übergeben, damit diese ihren Spaß mit ihnen haben und ihnen das Geschlecht und das Blut aussaugen konnten, und Magda wurde den jüngeren Knechten überlassen. Nach ihrem Tod wären alle drei bald zu Untoten geworden, was nicht wünschenswert war. Während sie also ihren Vampirschlaf hielten, wurden sie geschlachtet und gevierteilt und ihre Einzelteile an Haken aufgehängt. Das war es, was mit ihnen geschah. Und demnächst steht Folgendes an:
Maglore braucht vielleicht Fleisch zur Verarbeitung. Knochen und Mark müssen für die Flieger der Stätte, für die Gastiere und die heranreifenden Krieger gemahlen werden. Die Flieger und die Gaslinge fressen hauptsächlich Getreide, etwas Honig von der Sonnseite, um sich zu stärken, und natürlich Blut und Fleisch; denn wie alle von Maglores Schöpfungen sind sie Vampirgeschöpfe. Aber Krieger, besonders jene frisch aus den Tanks, müssen es roh und blutig haben! Was Maglores Unterführer und Knechte betrifft: Nun, ab und zu hat man ganz gerne ein Grillfest. Das alles geschieht, um ...«
»Ein ... Grillfest?« Nathan spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich, und er wandte sich ab. »Kannibalismus!«
Karpath packte ihn an der Schulter, riss ihn herum und fauchte: »Nein – Vampirismus! Falls du je ein Vampir werden solltest, wirst du es vielleicht verstehen.« Nur wird dir diese Erkenntnis zu spät kommen, denn ich werde keinen Rivalen in Runenstatt dulden!
Nathan schloss Karpaths mörderische Gedanken aus, riss sich zusammen, straffte seine Haltung
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