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DÄMONENHASS

DÄMONENHASS

Titel: DÄMONENHASS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Donner gerührt öffnete und schloss Radu den Mund, sagte jedoch nichts. Also warnte Karl ihn: »Sag es mir besser mit deiner eigenen Zunge, solange du sie noch dein Eigen nennst.«
    Radu blieb stumm.
    Karl seufzte und breitete wie besiegt die Arme aus. »Dann, Radu, mein Beinahe-Sohn, müssen wir dorthin gehen und graben, du und ich. Und meine sämtlichen Sklaven und Trogs – alle graben in einer gewissen verschütteten Höhle. Bis wir ausgegraben haben, was du dort abgelegt hast. Und dann, wenn mein Traum mich nicht getrogen hat ... wirst du dort für immer ihren Platz in der kalten, kalten Erde einnehmen. Aber wenn du tapfer bist und mir mit deinem eigenen Munde sagst, wie es geschehen ist, und mir dadurch die Mühe ersparst ...?«
    »Aber ...!« Endlich brach in Radu der Damm.
    »Ja?« Karl neigte den Kopf zur Seite und sah ihn an, blickte in ihn hinein . Doch Radu ließ nur den Kopf hängen. Das war schon eine Art Geständnis – aber es reichte Karl nicht.
    »Also gut«, sagte er, und seine Stimme wurde noch leiser. »Dann gehe an mein Bett und bringe mir das schärfere der gekreuzten Schwerter, die darüber zur Zierde an der Wand hängen. Sie sind leider nicht besonders scharf, aber in einer starken Hand scharf genug. Das eine ist aus Eisen, das andere aus Silber. Wie du weißt, kann ich Silber nicht leiden, aber es hat einen Knochengriff, und es ist tatsächlich das Schärfere der beiden; an dem anderen klebt roter Rost. Bringe mir also das Schwert aus Silber!«
    Radu blickte auf und sah den stumpfen Schimmer des Gaslichts auf den alten Szgany-Waffen. »Schwerter ...«, sagte er tonlos.
    »Tu es«, sagte Karl.
    Radu holte das Schwert. Als er damit zu Karl zurückging, durchfuhren viele Gedanken seinen Kopf. Er konnte ihn anspringen und versuchen, ihn zu töten ... hah! – Welch ein Wahnsinn! Einen solchen Kämpfer töten zu wollen! Er konnte sich selbst töten, was viel einfacher wäre. Oder ... vielleicht sollte er versuchen, die Sache durchzustehen; denn gewiss wusste Karl noch nichts Genaues, und dies war nur eine Nervenprobe. Wenn es später zum Schlimmsten kam, konnte Radu immer noch fliehen. Das heißt, wenn es ein Später gab ...
    Mittlerweile stand er wieder vor dem Sessel seines Meisters, und die Zeit für Taten, vielleicht sogar für Gedanken, war vorbei. Karl streckte eine Hand aus. »Das Schwert«, sagte er. »Leg es hin.« Radu tat, wie ihm geheißen, und sein Herr nahm es – sehr vorsichtig – am Knochengriff auf.
    Karl erhob sich und Radu wich zurück. »Wenn du auch nur an Flucht denkst«, sagte Karl warnend, »werde ich dich in die Schlucht führen und die Krieger um dich streiten lassen. Jetzt knie dich neben diesen Hocker.« Das fiel Radu leicht, denn seine Knie gaben ohnehin nach. »Gut so!«, sagte Karl. »Falte die Hände hinter dem Rücken. Dann beuge deinen Nacken auf den Hocker. Genau so ...«
    »Herr, ich ...« Aus hervortretenden Augen stierte Radu auf den Steinboden.
    »Ja?« Karls Frage klang fast beiläufig.
    »Wenn ich nichts sage, verliere ich meinen Kopf«, plapperte Radu los. »Und wenn ich die Wahrheit sage – obwohl ich sogar nichts für mich getan habe, sondern alles für dich –, verliere ich trotzdem den Kopf. Wo liegt da die Gerechtigkeit?«
    »Sage mir die Wahrheit«, befahl Karl, »und ich schwöre, dass ich dich nicht im Geringsten verletzen werde. Weder ich noch irgendein Mensch oder Ungeheuer in ganz Turgosheim.«
    Radu war klug genug, nicht noch mit dem Hals über dem Richtblock das Feilschen anzufangen. Der Damm in ihm brach, und die Worte sprudelten nur so aus ihm hervor. »Es ist ... wie du es geträumt hast! Aber sie war Szgany-Abschaum; sie war deiner nicht würdig, sie machte dein Bett zu einem Schandpfuhl!«
    »Ahhh!«, stieß Karl hervor.
    Radu hörte das Zischen, als das Schwert gehoben wurde, und kreischte auf: »Herr! Dein Wort, dass mir niemand schadet: weder du noch irgendein Mensch!«
    »In der Tat«, sagte Karl.
    Als er in seinem letzten Augenblick die Gegenwart einer weiteren Person spürte, rollten Radus Augen in die Höhe – und Wrathas silbernes Schwert fuhr herab. Und in der Sekunde seines Todes konnte Radu immer noch nicht glauben, wen er vor sich stehen sah.
    Dann war es auf Wrathas Weise vollbracht, und Karl hatte sein Wort in fast jeder Hinsicht gehalten. Denn weder er noch ein anderer Mensch in Turgosheim hatte Radu Zackenknecht getötet.
    Aber ein Ungeheuer ...?

ZWEITES KAPITEL
    Einige Stunden nach seiner Begegnung mit Wratha

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