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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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eigentlich damit bezweckte. Wenn er sie verunsichern wollte, hätte dazu bereits ein geöffneter Hemdknopf gereicht. Das hier war eindeutig ein erotischer Overkill.
    »Haben Sie die Speicherkarte?«
    »Natürlich.«
    Anna holte den Umschlag aus der Tasche, Weller streckte die Hand aus, doch als er zugreifen wollte, zog sie ihn zurück.
    »Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt.«
    Weller hob die Augenbrauen.
    »Dashabe ich nicht anders erwartet.«
    »Dann sind Sie jetzt an der Reihe.«
    Er lehnte sich zurück. »Ach ja, mein Image. Als Geschäftsmann, nehme ich an. Sie sind also der Meinung, ich sollte etwas daran ändern. Können Sie das präzisieren? Wenn es geht, innerhalb von sechzig Sekunden.«
    Anna holte tief Luft. Schlagartig wurde ihr klar, dass das hier kein Vorstellungsgespräch war, sondern nichts anderes als der Versuch, sie aufs Glatteis zu führen. Langsam legte sie den Umschlag mit der Speicherkarte gut sichtbar vor sich auf den Tisch. Nahe genug, um ihn sich sofort schnappen und das Weite suchen zu können, wenn es darauf ankam. Weit genug von ihm entfernt, dass er aufstehen musste, wenn er ihn erreichen wollte. Sie hatte den Rest des Nachmittags mit nichts anderem verbracht, als die wenigen Fakten, die über Weller bekannt waren, im Internet zu recherchieren. Vicky hatte sie zudem mit einigen vagen Andeutungen aus den Klatschspalten gefüttert. Alles in allem konnte Anna sich aus den verschiedensten Puzzleteilchen ein ziemlich genaues Bild zusammensetzen. Weller war skrupellos, ehrgeizig, unfassbar reich und, was noch unfassbarer war, ledig.
    Mit Letzterem wollte sie ihre 60-Sekunden-Charakteristik aber nicht gerade garnieren.
    »Sie stehen in dem Ruf, vor keinem Geschäft dieser Welt zurückzuschrecken. Sie sollen den Nordkoreanern Uran und den Paschtunen Waffen geliefert haben. Milliardenverluste durch Anlagebetrügereien bezeichneten Sie als … wie war das? Kichererbsen? Sie haben bereits weite Teile der einstmals russischen Erdgaspipelines unter Ihren Einfluss gebracht und wollen durch die Übernahme der Aktienmehrheit an Greenprom auch den Rest an sich reißen. Ihr Immobilienimperium erstreckt sich von Gibraltar bis zum Ural. Sie sind berüchtigt für die Art, wie Sie das squeeze out betreiben – eine Bezeichnung, die mir bisher nur im Zusammenhang mit Orangensaft in den Sinn gekommen wäre, die aber nichts anderes als das rücksichtslose Herausdrängen lästiger shareholder und unschuldiger Kleinaktionäre bedeutet.Sie sind stiller Teilhaber bei mehreren großen internationalen Verlagen und haben vor, den Fernsehsender Sky News zu übernehmen, wogegen die Belegschaft bereits Proteste angekündigt hat.«
    Anna sah ihn abwartend an. Als er nichts sagte, fuhr sie fort.
    »Für morgen. In Mainz. Das ist nicht weit weg von Wiesbaden, was Sie als global player vielleicht nicht wissen.«
    Ihr Business-Englisch war für jemanden, der vom Business keine Ahnung hatte, nicht schlecht. Anna hoffte, alles präzise wiedergegeben zu haben.
    Weller nahm das Glas und trank einen Schluck Wasser. Sie bemerkte, wie ein feuchter Glanz auf seinen Lippen zurückblieb. Plötzlich wurde ihre Kehle trocken. Sie räusperte sich, bevor sie fortfuhr.
    »Sie treiben sich überall dort herum, wo die Welt sich nicht gerade aus lauter Liebe in den Armen liegt.«
    »Lauter Liebe ist nicht das, was einen Geschäftsmann in erster Linie interessieren sollte.«
    »Wenn Sie Sky News haben wollen, dann geht das nicht ohne die Belegschaft.«
    Weller hob spöttisch die Mundwinkel. Konnte dieser Mann eigentlich auch anders, als sich ständig über sie lustig zu machen?
    »Was wollen Sie eigentlich mit einem Fernsehsender?«
    »Medien sind Macht. Das müssten Sie doch wissen.«
    »Und was wollen Sie mit Macht?«
    Weller, der sein Glas bis jetzt noch in der Hand gehalten hatte, stellte es mit einem Knall ab. Anna fuhr zusammen.
    »Es … es tut mir leid. Natürlich steht es mir nicht zu, Sie das zu fragen.«
    »Ganz recht. Ihre sechzig Sekunden sind um. Sie haben mich nicht überzeugt.«
    Das war ja klar. Typen wie er schienen einen geradezu sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln, sich an einmal gemachte Zusagen nicht zu halten.
    »InOrdnung.« Anna nahm den Umschlag mit der Speicherkarte und stand auf. »Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft alles Gute.«
    So schnell, dass Anna nicht wusste, wie er das gemacht hatte, stand er vor ihr. So nah, dass sie seinen Körper riechen konnte, der nach Moschus, Menthol und … Lagerfeuer roch.

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