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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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sind.«
    Er bat Weller mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. »Ich habe noch einen Rest in der Kanne, er schmeckt auch kalt sehr gut.«
    »Sehr gerne.«
    Weller nahm Platz, ohne auf die latente Gefahr zu achten, die von dem vertrockneten Moos und anderen Überbleibseln freier Natur auf der Sitzfläche des Stuhles für seine handgebügelten Chinos ausging. Anna biss sich auf die Lippen. Sollte sie sich bemerkbar machen? Mit jeder Minute, die weiter verstrich, sank die Chance auf eine halbwegs plausible Erklärung, warum sie auf dem Kirschbaum saß, wenn ein fremder Mann zu Besuch kam.
    Nun ja, grinste sie in sich hinein, wie heißt es so schön? Welche Frau bei Weller nicht bei drei auf den Bäumen ist …
    Weller drehte sich um und sah in ihre Richtung. Sie duckte sich noch ein wenig mehr in der Hoffnung, dass die Tarnfarbe ihrer Arbeitshose sie zumindest optisch mit dem Baum verschmelzen würde. Ihr Vater kam zurück. In der Hand trug er die Teekanne und einen Becher, den er nun umständlich vor Weller abstellte.
    »Darf ich fragen, ob Sie beruflich oder privat zu Besuch gekommen sind?«
    »Beides.«
    Wellernahm den Becher und hielt ihn Friedrich Sternberg entgegen, der den Rest der braunen Brühe hineinkippte und sich etwas verlegen umsah.
    »Brauchen Sie vielleicht Zucker?«
    »Nein. Vielen Dank. Haben Sie eine Ahnung, wo sich Ihre Tochter aufhalten könnte?«
    »Leider nicht.«
    Mühsam setzte sich ihr Vater dem Gast gegenüber. »Sie kommt und geht. Sie hat ja viel zu tun mit ihrer Firma. Meine Tochter ist selbständig. Aber das wissen Sie vielleicht.«
    »Ja … Oh!«
    Weller hatte einen Schluck probiert und begann zu hus ten. Wahrscheinlich hatte er einen Brennnesselstiel verschluckt oder einfach nur festgestellt, dass sich die Trinkgewohnhei ten der Sternbergs von denen der Wellers um einiges unterschieden. Ihr Vater wartete, bis Weller sich beruhigt hatte, und fuhr fort.
    »Vor zwei Jahren hat sie diesen Schritt gewagt. Das war wirklich mutig von ihr. Meine Frau war damals schon sehr krank. Und Annas Mann … nun, das ist vielleicht ein wenig zu persönlich.«
    Ja. Genau. Halt doch bitte den Mund, Papa.
    »Was war denn mit ihrem Mann? Er wurde doch hoffentlich nicht auch krank?«
    Weller!
    Er redete wie ein Beichtvater, der sein Schäfchen ermuntern wollte, einfach mal alles aus sich herauszulassen, was heraus wollte. Und zu Annas größtem Erstaunen – und Entsetzen! – nahm ihr Vater diese herzliche Einladung mit Freuden an.
    »Nein, so könnte man das nicht sagen. Obwohl ich jeden Mann, der nicht weiß, was er an Anna hat, für verrückt halte.«
    Weller nickte, als würde er ihrem Vater uneingeschränkt recht geben. Anna ballte die Fäuste vor Wut. Noch ein Wort, und sie würde springen.
    »Er hat sich scheiden lassen. Und das, wo das Mädchen all die Jahrefür ihn geschuftet hat. Eigentlich wollte sie ja noch einmal mit dem Studieren anfangen. Aber daraus wurde dann nichts. Sie hat weiter gearbeitet, um uns zu unterstützen. Wir wollten das nicht, aber sie hat es sich nicht ausreden lassen. Ja.«
    Ihr Vater sah hinunter auf die Tischdecke. Weller war das personifizierte Mitgefühl. Anna konnte sehen, wie er die Hand auf den Arm ihres Vaters legte, der im Moment wohl mit seinen Gedanken ganz weit weg war. Anna schwor, dass sie es Weller, wenn er je ein abfälliges Wort über dieses Haus und ihren Vater fallen lassen würde, bitter büßen lassen würde. Aber er hatte offenbar nicht vor, sich über den alten Mann lustig zu machen. Sie saßen zusammen, sprachen nicht, nur die Vögel zwitscherten und die Planierraupen planierten. Anna hatte das Gefühl, dass die Maschinen näher gekommen waren, aber vielleicht täuschte sie sich ja auch.
    Ihr Vater seufzte einmal und sah wieder hoch.
    »Ein gutes Mädchen, meine Anna.«
    Und obwohl diese Worte nicht unbedingt das Kompliment waren, mit dem sie bei Weller hätte punkten können, war Anna gerührt. Sie schluckte und spürte, wie viel mehr hinter diesen Worten stand, so viel ungesagte, aber so sehr gelebte Liebe, dass ihre Augen feucht wurden.
    »Das weiß ich, Herr Sternberg. Deshalb will ich ihr ja auch helfen.«
    »Also sind Sie doch nur beruflich hier?«
    Die kaum spürbare Enttäuschung in der Stimme ihres Vaters ließ Anna lächeln. Ach Papa, dachte sie. Willst du mich immer noch unter die Haube bringen?
    »In erster Linie ja. Sie hat einen Auftrag angenommen, ihn aber nicht zu Ende geführt.«
    »Das passt aber gar nicht zu ihr. Meine Tochter ist

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