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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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getäuscht.«
    Weller zuckte nur mit den Schultern. Er krempelte die Ärmel seines Hemdes wieder herunter, was Anna nun irgendwie doch bedauerte, denn der Anblick seiner muskulösen Unterarme war etwas, das sie gerne noch ein wenig länger genossen hätte.
    »Du kannst mich unmöglich verhungern lassen.«
    »Weller!«
    Siestemmte die Arme in den Hüften, obwohl das eine Haltung war, die sie an sich hasste, weil sie dann immer das Gefühl hatte, wie ein Waschweib zu wirken. Weller hob auch nur ironisch die Augenbrauen und widmete sich seinem anderen Ärmel.
    »Was soll das eigentlich? Ich will deinen verdammten Job nicht! Außerdem hat ihn bereits Sandrine übernommen. Der du ja alles brühwarm erzählt hast.«
    »Was habe ich erzählt?«
    Sie trat einen Schritt näher und senkte die Stimme. Sie hoffte, dass sie dadurch wirklich furchteinflößend wirkte, aber da sie ihm trotzdem nur bis zur Schulter reichte und er gerade die Manschettenknöpfe wieder einfädelte, hatte sie nicht das Gefühl, er würde sie sonderlich ernst nehmen.
    »Dass wir die Nacht miteinander verbracht haben.«
    »Das habe ich ihr nicht erzählt. Das wusste sie.«
    »Woher?«
    »Sie brauchte nur in deine Augen zu sehen.«
    Er griff ihr unter das Kinn und hob ihr Gesicht zu seinem. Unwillig machte Anna sich los und trat zurück. Doch der Abstand reichte nicht. Seine Hand glitt über ihren Hals und blieb leicht auf ihrem Oberarm liegen. Sie versuchte, auch diese Berührung zu ignorieren und schenkte ihm ein spöttisches Lächeln.
    »Meine Augen sagen gar nichts.«
    »Deine Augen sagen alles.«
    »Ach ja? Und was erzählen sie im Moment so?«
    »Dass du jedes Mal, wenn du in meiner Nähe bist, kurz davor stehst, die Kontrolle zu verlieren.«
    Anna riss die Augen auf. Der Mann war verrückt. Sie hatte noch nie einen Menschen erlebt, der derart von sich eingenommen war. Das allein war schon schlimm genug. Das Allerschlimmste aber war: Er hatte recht. Jedes einzelne seiner Worte drückte genau das aus, was sie empfand.
    »Vor Wut«, antwortete sie, weil ihr nichts Besseres einfiel. »Weil du dich in mein Leben drängst, ohne dass ich dich darum gebeten habe.«
    »Werwollte einen Job?«
    »Ja, ich gebe es zu! Aber da dachte ich, du wärst jemand, mit dem man auf geschäftlicher Basis einigermaßen klarkommen könnte. Vergiss es. Vergiss es einfach! Ich bin nicht Sandrine.«
    Er nickte. Seine Hand glitt von ihrer Schulter, und mit einem Mal vermisste sie die Wärme, die sie eben noch an dieser Stelle gespürt hatte.
    »Ich möchte dir ein Angebot machen.«
    »Ich brauche deine Angebote nicht!«
    Weller sah sich um. Er tat das derart langsam und genau, dass Anna wusste, was er damit sagen wollte: Ihr beide, du und dein Vater, sitzt auf einer dem Untergang geweihten Insel.
    »Na und?«, fauchte sie. »Was geht es dich an? Nimm deinen First-Class-Flieger und amüsiere dich mit Sandrine. Aber lass mich aus dem Spiel. Ich will dich nicht. Verstehst du? Ich! Will! Dich! Nicht!«
    Sie drehte sich um und stürmte ins Haus. Schwer atmend stand sie in dem dunklen Flur und lehnte sich an die Wand. Durch die halbgeöffnete Küchentür hörte sie, wie ihr Vater mit Töpfen hantierte. Ihr Blick fiel auf die Telefonbank und den Stapel ungeöffnete Briefe, den sie dort abgeladen hatte. Unlustig stieß sie sich von der Wand ab und nahm den ersten in die Hand. Sie riss den Umschlag auf und überflog das Schreiben flüchtig. Dann öffnete sie den zweiten, dann den dritten und vierten. Schließlich ließ sie sich auf die Bank sinken, nahm den Stapel und sah nur noch stichprobenartig auf die Absender.
    Rechnungen. Haufenweise unbezahlte Rechnungen.
    Das Geräusch eines leise schnurrenden Motors ließ sie hochfahren. Weller war wohl um das Haus herumgegangen und hatte sich nicht einmal mehr von ihrem Vater verabschiedet. Sie hörte das Quietschen der Gartenpforte und dann, wie eine Autotür geöffnet wurde. Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie hoch. Die Briefe fielen auf den Boden. Sie rannte durch den Flur zur Haustür, riss sie auf und sah gerade noch, wie Jean-Baptiste hinter seinem Herrn die Wagentür wieder zuschlug.
    »Halt!Warten Sie!«
    Irritiert blieb der Fahrer stehen und sah sich um. Anna lief den Gartenweg bis zur Pforte.
    »Weller!«
    Jean-Baptiste setzte seinen Weg um den Wagen herum fort. Sie öffnete die Pforte und lief hinaus auf die Straße. Die Scheiben waren so dunkel getönt, dass sie nicht erkennen konnte, wo Weller saß. Hinten wahrscheinlich, dachte

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