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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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hören, wie ein Stuhl zurückgeschoben wurde und jemand ein paar Schritte durch den Raum ging. Staub und Sand rieselten herunter. Sie griff nach einem Glas, das genauso gut Zwetschgen wie Kirschen beinhalten konnte, und hielt mitten in der Bewegung inne.
    Die ganze Kellerdecke knackte und knirschte. Fieberhaft überlegte sie, ob die Abrissarbeiten schon so nahe an das Haus ihres Vaters herangekommen waren, dass die Fundamente in Gefahr gerieten.
    Ein riesiger Brocken Putz löste sich. Anna ließ das Glas fallen und drückte sich mit dem Rücken an das Regal, so nahe es ging. Der Putz zerschellte gemeinsam mit dem Glas direkt vor ihren Füßen. Eine dunkle Flüssigkeit breitete sich aus. Die Lampe flackerte noch einmal und verlosch. Mit klopfendem Herzen tastete sie in dem Regal nach einem anderen Glas. Was sie erwischte, war jetzt auch egal. Schlimmstenfalls gab es eben Sauerkraut zum Nachtisch.
    Sand rieselte auf sie herab. Unwillkürlich duckte sie sich. Was, wenn die gesamte Kellerdecke herunterkam? Die Wände um sie herum schienen plötzlich eine Stimme zu bekommen. Sie knisterten und knackten. Noch mehr Sand rieselte auf Annas Haare. Nicht nur die Statik des Raumes schien sich zu verändern. Die Luft wurde wärmer und trockener, als sei plötzlich ein heißer Wüstenwind über die Kellertreppe in den Vorratsraum geweht. Mit einem Mal konnte sie spüren, dass sie nicht mehr allein war. Jemand war hier.
    Hustendklopfte sich Anna Staub und Sand ab.
    »Papa?«, fragte sie.
    Niemand antwortete.
    »Herr … Weller?«
    Die Decke über ihr knirschte. Anna hatte das Gefühl, als ob das Haus plötzlich begonnen hätte, mit sich selbst zu reden. Das Einmachglas war ihr jetzt egal. Hustend rieb sie sich Sand und Staub aus den Augen und tastete sich zurück in Richtung Kellertreppe. Und da sah sie es. Inmitten einer Wolke von trockenem Dunst materialisierten sich die Umrisse einer Gestalt. Es musste ein Mann sein, mehr konnte Anna nicht erkennen. Von oben drang nur ein schwacher Schimmer Licht die Treppe hinunter, und in seinem Gegenlicht richtete sich der massige Körper auf, als hätte er viel zu lange in einer unbequemen Pose auf dem Boden hocken müssen.
    »Stehen bleiben!«, schrie Anna. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein. »Wer sind Sie?«
    Immer noch war die Gestalt nicht mehr als ein Schatten im Gegenlicht. Irgendetwas an ihr kam ihr bekannt vor. Anna war sicher, dass sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte, aber sie wusste nicht mehr, wann und wo. Panik kroch in ihr hoch. Offenbar hörte sie niemand hier unten. Wie konnte das sein? Fragte sich denn keiner, warum sie aus dem Keller nicht mehr zurückkam? Noch mehr Putz löste sich. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen öffnete sich ein breiter Riss in der Decke. Was zum Teufel ging hier vor? Wenn das so weiterging, würden ihr Vater und Weller gleich mit der gesamten Küche herunterkommen und sie unter sich begraben. Doch der Fluchtweg war versperrt. Die Gestalt füllt nun fast den ganzen Türrahmen aus. Dunkel und massig stand sie da. So, als ob sie sich erst einmal orientieren müsste, um dann Witterung aufzunehmen.
    Anna griff in das Regal und nahm ein weiteres Glas heraus. Wehrlos würde sie sich nicht ergeben. Der Unbekannte musste es nicht nur mit ihr, sondern auch mit Quitten und Birnen aufnehmen.
    »Ichbin bewaffnet!«, versuchte sie zu schreien, aber mehr als ein schwaches Krächzen brachte sie nicht heraus. Das schien den Eindringling nicht im Mindesten zu beunruhigen. Er hob die Schultern und drehte den Kopf wie ein Boxer vor einem entscheidenden Angriff.
    Anna hob das Einmachglas. »Und ich werde von meiner Waffe Gebrauch machen!«
    Die schwarze Gestalt trat einen Schritt vor. Anna schleuderte das Glas auf ihren Kopf, doch es flog direkt durch den Schatten hindurch und zerschellte auf der Treppe.
    »Bleiben Sie stehen!«
    Sie warf das zweite Glas. Obwohl sie tiefer zielte und den Mann getroffen haben musste, schien auch dieses Glas ungebremst und widerstandslos durch ihn hindurchzugehen. Er schob sich in den engen Kellerraum und kam langsam, aber bedrohlich auf sie zu.
    »Weller!«, brüllte sie.
    Diesen Namen schien das Wesen vor ihr zu kennen. Eine Sekunde hielt der Unbekannte inne. Zeit genug für Anna, die nächsten Gläser zu greifen.
    »Hierher! Hilfe!«
    In diesem Moment schien es, als ob die Luft elektrisch geladen wäre. Funken sprühten. Flackernd ging das Licht der Kellerlampe an. Anna wirbelte herum. Ihr stockte der Atem. Die dunkle Gestalt

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