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Dämonenherz

Dämonenherz

Titel: Dämonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Talbot
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das Glas an die Lippen hob. Sturköpfigkeit lag in der Familie. Morgen würde sie die Briefe öffnen und die Rechnungen durchsehen. Und dann musste sie mit ihrem Vater reden, wie es weitergehen sollte.
    Sie leerte das Glas in einem Zug und wischte sich anschließend den Mund mit dem Handrücken ab. Dabei erstarrte sie mitten in der Bewegung. Weller war mit Jean-Baptiste in die Gartenecke gegangen, in der sie die abgeschnittenen Brombeerranken aufeinandergeworfen hatte. Es war ein gewaltiger Haufen vertrockneter Triebe, aus dem Jean-Baptiste jetzt einige herauszog und kopfschüttelnd seinem Herrn entgegenhielt.
    Weller nahm die Ranken und verteilte sie. Jean-Baptiste half ihm dabei. Stirnrunzelnd beobachtete Anna das rätselhafte Treiben. Es sah fast so aus, als ob die beiden einen Kreis aus toten Trieben um das Haus legen würden.
    Anna wandte sich ab und stellte das Glas in die Spüle. Es wurde Zeit, dass dieser merkwürdige Besuch sich verabschiedete. Seit Weller in ihrer Nähe war, schien nichts mehr zu sein wie zuvor. Sie litt an Wahnvorstellungen, verlor die Kontrolle über ihre Gefühle und konnte sich noch nicht einmal gegen Sandrines Überheblichkeit durchsetzen. Von ihren Gefühlen ganz zu schweigen. Warum war Weller überhaupt noch hier? Er könnte ihr doch ganz einfach einen Arbeitsvertrag vorlegen. Dann wüsste sie endlich, woran sie war.
    Sie ging zurück ins Wohnzimmer. Ihr Vater schlief immer noch. Vorsichtig berührte sie ihn an der Schulter. Eine Welle der Rührung und Zärtlichkeit schwappte in ihr Herz. Der letzte Aufrechte, der sich gegen die Übernahme seines Heims wehrte. Dabei waren die Tage in diesem Haus schon längst gezählt. Vielleicht würde er in ihre Nähe ziehen? Es gab bestimmt schöne Altersruhesitze in der Stadt. Er wäre nicht mehr so allein. Doch Annaahnte, dass der Verlust seiner Heimat etwas in ihm zerbrechen würde, das niemand mehr reparieren könnte.
    Mit einem lauten Schnarchen legte ihr Vater den Kopf auf die andere Seite.
    »Papa?«
    »Er wird bis Sonnenaufgang durchschlafen.«
    Erschrocken drehte Anna sich um. Unbemerkt war Weller hereingetreten und hob die leichte Wolldecke auf, die Friedrich Sternberg von den Knien geglitten war. Er reichte sie Anna, die sie wieder über die Beine ihres Vaters legte.
    »Er muss ins Bett«, sagte sie leise.
    »Jetzt nicht.«
    Die Bestimmtheit in seinen Worten machte Anna wütend. Doch ein Blick in sein Gesicht ließ sie schweigen.
    »Was ist los?«
    »Ich bleibe heute Nacht hier.«
    Er trat ans Fenster, warf noch einen letzten Blick hinaus und zog die Vorhänge zu. Anna bemerkte, dass der kleine Spiegel auf der Anrichte mit einem Taschentuch bedeckt war. Das musste Jean-Baptiste erledigt haben. Offenbar sollte Weller auch hier mit seiner Schönheit nicht die Spiegel sprengen.
    »Das wirst du nicht tun.«
    Anna bemühte sich, leise zu sprechen, um ihren Vater nicht zu wecken.
    »Ich bin zwar keine sechzehn mehr, aber ich glaube nicht, dass es meinem Vater recht wäre, wenn ich unangemeldet fremde Männer in sein Haus bringe.«
    »So fremd sind wir uns ja nun auch wieder nicht. Dein Vater hat mich übrigens aufs Freundlichste eingeladen und uns das Gästezimmer unter dem Dach angeboten.«
    »Uns?«
    »Mir und Jean-Baptiste. Aber wenn du darauf bestehst, dass ich zu dir komme …«
    »Den Teufel tue ich!« In drei Schritten war Anna bei Weller, und es war ihr egal, ob ihr Vater aufwachen würde oder nicht.
    »Ichkann das einfach nicht glauben! Ich denke, ich soll für dich arbeiten! Und dazu gehört meines Wissens nicht, dass ich dir das Gästebett frisch beziehe.«
    »Nicht?«
    Weller hob die Augenbrauen. Wenn Anna es nicht besser wüsste, könnte man beinahe glauben, dass neben Spott und Überheblichkeit auch eine kaum wahrnehmbare Zärtlichkeit in seinen Augen lag.
    »Ich hatte den Eindruck, du wärst bereit, alles für mich zu tun. Zumindest klang es so, als du dich beinahe vor mein Auto geworfen hast.«
    Anna biss sich auf die Unterlippe, um nichts zu sagen, was sie später bereuen würde.
    »Alles nicht gerade«, gab sie widerwillig zu. »Wir haben mein Aufgabengebiet noch nicht detailliert umrissen. Allerdings fühle ich mich zur Haushälterin nicht so richtig berufen. Ihr werdet euer Bett also selbst machen.«
    »Du wirst für mich arbeiten?«
    Anna holte tief Luft und sagte: »Ja.«
    »Gut.«
    Weller nickte knapp. Er trat ans Fenster, schob den Vorhang zur Seite und warf wieder einen schnellen Blick in den Garten.
    »Ich erwarte

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