Daemonenherz
bringst? Ich bitte dich, Liebes, sie können wiedergeboren werden», höhnte Gabriel.
Ich lächelte. «Niflheim ist leer.»
Gabriel erbleichte. Michael und Raphael starrten mich schockiert an, was mir wiederum tiefste Genugtuung verschaffte.
«Du wirfst sie alle», begann Gabriel und Tränen schossen in ihre Augen. «Du schickst sie nach Sheol. In die Pfuhle.»
Ich lehnte zurück. «Jeder von ihnen hat irgendetwas ausgefressen. Etwas, dass ihre Seele nicht so rein sein lässt, dass sie automatisch zu euch dürfen. Also übernehme ich das. Sie haben es nicht verdient, nach ihrem Tod verhätschelt zu werden! So werden sie bloß wiedergeboren und die gleiche Scheiße beginnt von vorne. Je weniger Seelen auf der Erde ihr Unwesen treiben, umso eher habe ich Ruhe.»
Sie schwiegen und starrten mich an, während ich ihre Blicke genoss.
Raphael musterte mich ruhig. «Raciel geht es gut.»
Ich stand so schnell auf, dass der Stuhl hinter mir zu Boden polterte. Während meiner Bewegung zog ich eine neun Millimeter und richtete sie auf Raphael.
«Wage es ja nicht», fauchte ich.
Akephalos und Belial erhoben sich ebenfalls.
Raphael blieb sitzen und sah mich mit seinen ekelhaft ruhigen und gutmütigen Augen an.
«Es tut ihm leid, dass er nichts für dich tun kann. Es hat ihn sehr getroffen, als er von dir und Lucifel erfahren hat.»
Mir wurde schlecht. Mit aller Kraft versuchte ich, nicht in Tränen auszubrechen. Meine Hand zitterte.
Er wusste es. Er wusste von mir und Lucifel. Er wusste, dass ich ihn betrogen hatte! Ich feuerte einen Schuss ab, direkt an Raphaels Gesicht vorbei.
«Sei still!»
«Du kannst mich hier nicht töten, das weißt du», antwortete er leise. «Bitte, hör auf unsere Sammler anzugreifen. Stell das alte System wieder her. Das führt doch zu nichts!»
«Es ist das Einzige, das ich tun kann, um ihm das heimzuzahlen, was er mir angetan hat», wisperte ich. «Ich werde tun, was ich kann, um ihm zu schaden. Und wenn es nur das ist.»
«Du bist egoistisch. Er wird seine Gründe haben», sagte Michael und stand auf.
«Seine Gründe? Ich wüsste nicht welcher Grund rechtfertigen sollte, was ich hier durchmache! Es gibt nichts mehr zu sagen!»
Ich steckte die Waffe weg und eilte zum Ausgang.
«Warte!» rief Raphael verzweifelt, aber ich hatte die Tür bereits hinter mir zugeschlagen.
Ich hatte vorgehabt, mich in Arbeit zu verkriechen. Dummerweise hatte man als Höllenfürstin viele, die das Arbeiten für einen übernahmen. Also saß ich mehr oder weniger gelangweilt in meinem Sessel vor einem leeren Tisch und war gezwungen, mir Gedanken über das zu machen, was die Erzengel gesagt hatten. Bei eben diesen Gedanken wurde mir schlecht.
Raciel wusste alles. Sie schienen ihn fast schon penibel darüber auf dem Laufenden zu halten, was ich hier unten alles so anstellte. Noch schlimmer: angestellt hatte. Dass ich mit Lucifel im Bett war, schien mir nicht einmal das Schlimmste zu sein. Viel Schlimmer war, dass ich mehrmals mit ihm im Bett gewesen war.
Immerhin schien ich dem Himmel ein solcher Dorn im Auge zu sein, dass sie es für nötig befunden hatten, mir persönlich ins Gewissen zu reden. Es hatte nur nichts gebracht. Im Gegenteil. Nun war ich nicht nur wütend auf Himmel, Menschen und Lucifel. Nun war ich auch noch wütend auf mich selbst. Das fing damit an, dass ich die blöde Lagerhalle einfach nie hätte betreten sollen und endete bei meiner Umgestaltung des Höllensystems. Das verwarf ich allerdings wieder. Die Menschen hatten es nicht anders verdient. Punkt.
Also saß ich da und ließ meine Gedanken kreisen. Unendlich lange.
Meine Zukunft war ein riesiges schwarzes Loch und dummerweise gab es dahinter keinen Tunnel mit einem Licht.
Da war einfach nichts.
Ich hatte nicht einmal Ziele. Ehrlich gesagt hatte ich keine sonderliche Lust, für die Erfolgsquote der Hölle einen Businessplan zu erstellen. Von mir aus konnte sie einfrieren. Es spielte alles keine Rolle und die Gegenwart erschien mir genau so gleichgültig wie die Zukunft. Alles was ich brauchte war jemand, an dem ich meine Wut auslassen konnte. Da kamen die Seelen der Menschen gerade recht.
Es dauerte nicht lange, da erhielt ich die Gelegenheit, meine Wut an jemand ganz anderem auszulassen.
«Wir haben ihn gefunden», meinte Belial trocken, als sie mir einige Ordner auf den Tisch bugsierte. «Er sitzt auf einer der Palau-Inseln und genießt das Leben. Oder den Tod. Was auch immer. Jedenfalls ist er dort!»
Ich horchte
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