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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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küsste. Das bestätigte mich in dem Gedanken, dass all das tatsächlich geplant war und vermutlich nicht sein Wunsch nach Ferien dazu geführt hatte, dass ich nun das Zepter der Hölle in den Händen hielt.
    Zwischen uns hatte sich in rein körperlicher Hinsicht nicht das Geringste geändert. Seine Berührungen jagten mir Schauer über den Rücken und meine Gedanken meldeten sich genauso ab, wie mein Gewissen kurze Zeit vorher.
    Es war bereits dunkel geworden, als ich auf seinem Schoss saß und er meinen Nacken küsste.
    «Also», begann ich mit einer möglichst ruhigen Stimme, obwohl mir das Denken noch immer schwerer fiel, als mir lieb war. «Was ist das große Geheimnis?»
    Er lachte kehlig und krallte seine Hände in meine Haut. «Hast du schon genug?»
    «Ich bin von Natur aus neugierig», antwortete ich, packte ihn am Kinn und zwang ihn, zu mir hoch zu blicken.
    «Du hast Mut», flüsterte er.
    Ich funkelte ihn nur herausfordernd an. «Los. Raus damit!»
    «Hast du eine Ahnung, was die Apokalypse bewirkt?»
    Ich zog eine Augenbraue hoch und versuchte gerade, den Religionsunterricht in der zweiten Klasse aus meiner Erinnerung zu fischen. «Das jüngste Gericht. Alle Seelen treten vor Gott und es wird endgültig entschieden, ob sie in die Hölle oder ins Paradies eingehen können.»
    Lucifel lachte und strich über meine Haut. Ich biss mir auf die Lippen.
    «Schwachsinn.»
    «Sag mir, was sie bewirkt», seufzte ich.
    Ich hatte etwas Bahnbrechendes erwartet. Stattdessen würde es eine Geschichtslektion geben.
    «Kennst du dich mit Computern aus?» fragte er.
    «Willst du mich verarschen?» fauchte ich ungeduldig.
    Er lachte. «Dann weißt du, was
Reset
bedeutet, nehme ich an. Die Apokalypse ist sowas wie der Reset-Knopf im göttlichen System. Die vier Reiter werden beschworen und begeben sich auf einen Kreuzzug, der alles Leben vernichtet. Restlos, in allen Sphären. Menschen, Engel, Dämonen, alles kehrt zu Gott zurück. Alles wird auf null gestellt, wenn du so willst.» Er flüsterte und ließ mich nicht aus den Augen. «Die Karten werden neu gemischt!»
    Mein Herz raste. Lucifel grinste selbstgefällig.
    «Das bedeutet…» begann ich leise.
    «Dass Engel, Dämonen und Menschen gemeinsam zum Schöpfer zurückkehren. Ein kompletter Neuanfang. Ein Restart des Systems.»
    Ich starrte ihn an. Das war die Lösung. Mein Ausweg. Meine Zukunft!
    Ein schwaches Licht flackerte am Ende meines schwarzen Tunnels.
    Schnell kletterte ich von Lucifels Körper, doch er packte mich am Arm. «Du willst schon gehen?»
    «Lass mich los», zischte ich, worauf er nur lachte und aufstand. Er überragte mich um mindestens einen Kopf. «Glaubst du wirklich, du kriegst das hin?»
    «Was.»
    «Na das, was du gerade planst.»
    «Das hat dich nicht zu interessieren.»
    «Oh doch. Und wie mich das interessiert. Achte bitte darauf, dass der Himmel erst im letzten Moment Wind davon bekommt, dass du die Pfeiler jagst. Sie ahnen von nichts. Sie wissen nicht das, was du jetzt weißt. Metatron wird nicht damit rechnen, dass ich dir dieses Wissen weiter gebe.»
    Sein Grinsen war überdeutlich.
    «Die Ferien kamen nicht ganz ungeplant, was?» flüsterte ich.
    «Sie trauen dir nicht zu, dass du die Pfeiler schnappen kannst. Aber ich werde dir natürlich gern mit meiner Erfahrung und meinem Wissen zur Seite stehen», flüsterte er, während er in seine Hose stieg. «Wenn du es nicht schaffst, ist deine letzte Hoffnung, Raciel wieder zu sehen, für immer zunichte. Du hast diese eine Chance, ehe der Himmel begreift, was du vorhast. Du kannst das alles beenden. Du kannst dafür sorgen, dass die Menschen endlich vom Angesicht dieser Welt gefegt werden. Du kannst dafür sorgen, dass dein Schicksal neu geformt wird. Und meines.»
    Ich musterte ihn einen Moment nachdenklich, ehe ich antwortete.
    «Lass uns beginnen.»
     

Tut endlich was!
     

    «Wo sind sie?» fragte ich energisch, als ich neben Belial einen langen Gang in den Höhlen von Ygdrasil entlang ging.
    Unsere Schritte hallten im hohen Raum auf den glatt polierten Steinplatten wider und dröhnten in meinen Ohren. Die Schmerzen in meinem Kopf und meiner Brust hatten noch nicht im Geringsten nachgelassen. Gewöhnt hatte ich mich auch noch nicht daran und so donnerte jeder meiner Schritte zehnfach auf meinem Trommelfell nach.
    Belial bemerkte erst kürzlich, dass sich in meinem Gesicht langsam Stirnfalten bildeten, da ich ständig meine Augen zusammenkniff. Entweder weil ich wütend war, oder weil

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