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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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flüsterte ich.
    «Cool? Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?» 
    Er schien eingeschnappt und ich lachte, antwortete aber nicht darauf. Er verstand auch so, wie ich es in Wirklichkeit meinte.
    «Es ist nichts im Vergleich zu dem, was ich damals konnte. Als Engel», flüsterte er und sein Blick verklärte.
    «Erzähl mir davon.»
    Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem gequälten Lächeln.
    «Das Reich Gottes ist riesig. Über all den wundervollen Orten, die dort existieren, thront Elysium, die Hauptstadt. Komplett aus Glas und Licht und der Himmel leuchtet stets im Morgenrot. Genau dieses Licht, wenn die Morgensonne langsam heller wird.» Er zog mich an sich. «Als Engel konnte ich andere Dinge. Ich konnte Menschen dazu bringen zu lieben. Trost spenden. Egal in welchem Raum ich mich aufhielt, die Wesen darin beruhigten sich. War jemand traurig oder verzweifelt brachte ihn meine bloße Anwesenheit zur Ruhe und schenkte ihm Zuversicht. Im Vergleich dazu ist die Fähigkeit, die wir jetzt haben, ein Witz. Wir können Triebe steuern. Das Verlangen nach Sex oder nach Materiellem. Keine Gefühle. Was bringt es uns, jeden ins Bett zu bekommen, wenn derjenige am nächsten Morgen alles bereut.»
    Ich konnte den Schmerz nicht nachvollziehen, den ihm der Gedanke an sein früheres Dasein zufügte. Ich konnte ihn bloß in seinen Augen sehen.
    «Ich bereue nichts», flüsterte ich und küsste seine Schulter. «Ich bin noch hier und ich bereue nichts.»
    Raciel lächelte und drehte sich zu mir um. «Du hast keine Ahnung, was das für jemanden wie mich bedeutet», antwortete er und strich mir durch die Haare.
    Ich versuchte, mir das Leben in der Hölle vorzustellen. «Ihr habt euch doch untereinander.»
    Er lachte. Der Gedanke schien im Schmerzen zu bereiten.
    «In der Hölle ist jeder nur darauf aus, in der Hierarchie höher zu steigen. Für Liebe ist da kein Platz. Selbst Freundschaft ist selten. Du bist ständig daran, um dein Leben zu fürchten. Beziehungsweise um deinen Posten. Wirst du getötet, wirst du als Höllenwurm wiedergeboren und musst jemanden der höheren Stufe töten, um dessen Platz wieder einzunehmen. Das will ich nicht noch einmal erleben.»
    «Du warst das schon mal?»
    Er grinste gequält. «Ja. Viele von uns folgten Lucifel in die Hölle, als er sich Gott wiedersetzte und dafür verbannt wurde. Als Dank für unsere Treue tötete er uns alle. Jeden Engel, der ihm gefolgt war. Er ist der einzige gefallene Engel, der die Hölle bewohnt. Wir sind nur noch einfache Dämonen des zweiten Grades. Erzdämonen, wenn du so willst. Einige haben es nie wieder über eine Chimäre gebracht.»
    «Jetzt setzt du das so leichtfertig aufs Spiel? Du solltest dich entschuldigen und zurückkehren.»
    Nun lachte er fröhlicher und richtete sich im Bett auf. Seine ersten Worte verstand ich nicht, da mein Blick zuerst auf seinem Oberkörper verharrte.
    «… er würde mich höchstens in Stücke reißen und dafür sorgen, dass ich unter allen Umständen ein Wurm bleibe.»
    Damit war die Diskussion um eine Entschuldigung erledigt.
    «Wenn es keine Freundschaften unter euch gibt», begann ich darauf. «Lilith scheint dich zu mögen.»
    Sein Blick erhellte sich. «Lilith ist etwas Besonderes. Kein Engel oder gefallener Engel im eigentlichen Sinn.»
    Ich erinnerte mich an den Wirbelwind von gestern Nacht. «Die Männer fliegen sicher auf sie.»
    Raciel lachte. «Ja, das tun sie. Aber du solltest sie nicht unterschätzen.»
    Mein Kopf brummte und es war definitiv Zeit für ein großes Glas Wasser.
    Ich stand auf und ging in die Küche. Als ich den Berg Geschirr antraf, begann ich dann doch mit dem Abwasch. Ich befand mich noch in einem Zustand von leicht beduselt bis langsam nüchtern; es war der perfekte Moment für sowas.
     

    «Wo warst du denn?» fragte Raciel, als er von seiner Bonsai-Pflege absah und sich neben mich aufs Sofa fallen ließ.
    «In der Küche? Abwaschen?»
    «Wurde auch mal Zeit», grinste er, küsste mich und wandte sich wieder seinem Bonsai zu. «Hier sieh mal, er kriegt ne Blüte!»
    Voller Begeisterung wedelte er mit der Hand und wies auf eine seiner Kakteen.
    «Toll. Bringen wir‘s in der Zeitung», knurrte ich und verschob mich anstandshalber in seine Nähe.
    «Ich spül das nächste Mal ab», kicherte er und zog mich an sich. «Machst du auch Blüten?»
    Er grinste.
    «Ehm Raciel», begann ich. «Ich denke ich muss dir hier mal etwas erklären. Weißt du, es gibt Bienen und Blumen.»
    Er lachte laut und

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