Daemonenherz
küsste mich. «Kannst du mir das nicht an einem praktischen Beispiel demonstrieren?»
«Nur wenn du nachher Staub saugst.»
«Uh, Erpressung!»
Ich lachte.
Nachdenklich musterte er mich. «Ich liebe es, wenn du so strahlst», flüsterte er.
Mein Atem stockte. Entgeistert starrte ich ihn an.
Er schüttelte entschuldigend den Kopf. «Tut mir leid. Du hast dich verändert, seit ich dir das erste Mal begegnet bin.»
«Hab ich das?»
Er nickte. «Du bist fröhlicher.»
Ich lächelte verlegen. «Das liegt an dir.»
Sanft drückte er mich an sich. «Du bist süß.»
«Quatsch.»
Dieses Gespräch war mir unbehaglich. Irgendwie. Es war peinlich. Aber wahr. Er hatte mich verändert.
Sanft strich er mir über die Wange.
«Ich bin froh bin ich dir begegnet», flüsterte er.
Ich genoss den Moment einige Sekunden lang. Zum ersten Mal seit langem war ich glücklich. Ich horchte in mich hinein und kontrollierte nach.
Ja. Ich war glücklich. Lächelnd nahm ich seine Hand und zog ihn in Richtung Treppe, da unterbrach mich ein herzzerreißendes Miauen in meinen unzüchtiger werdenden Gedanken. Wir wandten uns zum Fenster. Auf dem Sims saß ein grauer, langhaariger, wuscheliger Kater.
«Wie süß!»
Ich öffnete das Fenster. Der Kater kam sofort angelaufen und setzte sich vor den Fensterrahmen. Schnell kraulte ich seinen Hals. «Er ist ganz zutraulich.»
«Lass den draußen», fauchte Raciel, riss mich zurück und schloss das Fenster. «Du weißt nicht, was dieses Vieh mit sich rumschleppt.»
Raciels Abneigung gegen den grauen Flauschball überraschte mich. War es ein Dämon? Nein, schloss ich. Sonst würde er es mir sagen. Ich kannte die andere Welt bereits, es gab keinen Grund, das vor mir zu verheimlichen. Vermutlich hatte er einfach eine panische Angst vor Katzen. Wie Mumien.
«Er ist total ausgehungert.»
Ich öffnete das Fenster wieder.
«Iral, bitte», flehte Raciel.
«Er hat kein Halsband. Es ist sicher ein Streuner», sagte ich. «Komm. Bss bss. Komm schon rein, ich geb dir Futter.»
Der Kater miaute und sah mich an. Er schien zufrieden zu sein. Fasziniert musterte ich die Augen des Fellknäuels. Erst jetzt fiel mir auf, dass eines seiner Augen grau wie das Fell – also fast silbern – das andere bernsteinfarben leuchtete.
«Cool», flüsterte ich.
Geschmeidig tapste der Kater an mir vorbei in die Wohnung, sprang auf den Boden und strich miauend um Raciels Füße. Er trat etwas zurück.
«Er mag dich», grinste ich, hob die Plüschkugel auf die Arme und trug sie in die Küche, während ich seinen Kopf kraulte.
«Was haben wir denn für dich», summte ich und warf einen Blick in den Kühlschrank.
Ich fand etwas Trockenfleisch und verfütterte Stück für Stück davon. «Du bist wirklich hungrig», murmelte ich und strich durchs lange Fell. Es war seidig glatt.
Raciel stand im Türrahmen. Sein Blick gedankenverloren.
«Keine Panik», versuchte ich ihn zu beschwichtigen. «Es ist doch nur eine Katze. Warte hier und pass auf sie auf. Ich hab noch Milch im Keller.»
«Ich hab sie gefunden!» rief ich, als ich in die Küche zurückkehrte.
Die Katze saß in der Spüle und putzte sich, Raciel stand irgendwie verstört daneben.
«Raus da!» motzte ich den Kater lachend an, sodass er erschrocken auf den Boden sprang.
Ich füllte die Milch in eine Schale und stellte sie auf den Boden.
«Gehen wir nach oben», meinte Raciel ungeduldig und nahm meine Hand.
«Wir können ihn doch nicht einfach hier lassen.»
«Der macht schon nichts kaputt. Sieh nur wie fertig er ist.»
Ich kniete auf den Boden und kraulte den Kater nachdenklich. «Mach mir ja nichts kaputt hier unten ja? Wenn du schlafen willst, nimm das Sofa», lächelte ich und folgte Raciel ins Schlafzimmer.
Kaum waren wir oben und die Türe geschlossen, küsste er mich energisch. Er drückte mich so fest an sich, dass ich kaum Luft bekam.
Ich seufzte zufrieden und erwiderte den Kuss.
«Ich liebe dich, Irial».
Ich erstarrte. Ein Tsunami von Gefühlen überkam mich.
Hatte er das eben gesagt? Mein Herz schlug höher, ich stockte und Tränen schossen mir in die Augen. Ich hätte weinen können vor Glück.
Wie konnte er mir so etwas so völlig unerwartet um die Ohren hauen!?
Perplex und überschäumend vor Glück schlang ich meine Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss.
Es war Jahre her, dass ich so etwas gefühlt hatte.
Ich war dankbar für den Moment, an dem ich mich in dem dunklen Keller dazu entschlossen hatte, ihm zu folgen. Ich
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