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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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schlenderten.
    Der Lärm der Stadt betäubte mich. In der Hölle herrschte vorwiegend eine sanfte Stille, bis auf das Zentrum von Tartaros. Selbst in Sheol unterbrach nur das Rauschen des Regens das Wehklagen der Verdammten – die sich übrigens an die Nachtruhe hielten.
    Hier, mit den Taxis, den Menschen, den Bussen, den Sirenen, fühlte ich mich wie ein Kalb auf der Schlachtbank. Ich passte nicht in diese Welt. Nicht mehr. Oder hatte es ohnehin nie.
    Ich sehnte mich zurück in die Hölle, als Belial mich ins Einkaufszentrum lotste.
    Wie konnten einige Dämonen freiwillig hier ihr Unwesen treiben? Gut, schalt ich mich selbst. Der Lärm hier war einer der Gründe, warum es selten mitten in den Städten spukte. Hausdämonen, Poltergeister und das Gewürm aus den unteren Rängen der Hölle suchten sich meist alte Landhäuser. Erstens: Hatten sie dort ihre Ruhe. Zweitens: Hörte man dort niemanden Schreien...
    Ich kicherte in mich hinein. Wenn die Menschen wüssten, was alles in ihrer Welt herumfleucht und das die Filme, zu denen sie genüsslich Popcorn im Kino knabberten, mehr Wahrheit enthielten, als sie dachten; es würde Panik ausbrechen.
    Die Gedanken lenkten mich von der Menschenmasse ab, die sich um diese Uhrzeit durch die Galerien und Abteilungen von Macy’s wälzte.
    Belial steuerte die Frauenkonfektions-Abteilung in den oberen Stockwerken an. Ich blieb am Ende der Rolltreppe stehen. Die Abteilung war riesig. So bald würde ich nicht in die Hölle zurückkehren können. Mittlerweile kannte ich ihre Einkaufsmentalität und konnte die Dauer ihrer Shopping-Ekstase auf
zu lange
einschätzen.
    «Ich warte hier», flüsterte ich.
    Sie warf mir einen flehenden Blick zu.
    Ich lächelte. «Nein wirklich. Ich warte hier. Ich…»
    «Schon in Ordnung.» Sie wandte sich um. «Ach übrigens. Spürst du es? Vielleicht solltest du dem nachgehen.»
    Ich runzelte die Stirn, während sie sich auf die Regale im Laden stürzte. Ich schloss die Augen. Hier war etwas. Oder jemand. Ein Gefühl, das mir einerseits den Magen zusammenzog, andererseits eine Gänsehaut über meine Haut jagte.
    Engel
.
    Ich war nicht allein.
    Ich ließ meinen Blick über die Etage gleiten. Ein breiter Gang führte in den zweiten Trakt. Dort stand jemand und sah mich an. Ich erkannte ihn, atmete tief durch und ging zu ihm.
    «Hallo», flüsterte ich.
    Raphael lehnte an der Wand und stieß davon ab, als ich mich näherte.
    «Irial», flüsterte er und wollte mich spontan umarmen.
    Er entschied sich allerdings dagegen und hielt sich mit einem Ruck zurück.
    «Was tust du hier», fragte ich und warf einen Blick hinüber zu Belial.
    Sie war im Getümmel verschwunden.
    «Nach dir sehen», antwortete er.
    Ohne Arztkittel hatte er etwas Gewöhnliches. Das Shirt saß locker, die Jeans schienen etwas zu groß.
    «Was willst du wirklich», fragte ich.
    «Wie geht es dir?».
    Ich lachte zynisch. Wollte er mich verarschen? Das fragte ich ihn auch. Sein Blick wurde traurig.
    «Es geht mir beschissen», fügte ich sofort hinzu. «Was dachtest du?»
    Ich zitterte und fuhr mir durch die Haare, um die aufkeimende Wut über die Engel und den Himmel zu verbergen.
    «Es geht ihm gut», flüsterte Raphael und legte seine Hand auf meinen Arm.
    Sofort schlug mein Herz langsamer und ich atmete ruhiger. Aber seine Haut brannte auf meiner.
    Ich zog den Arm weg. Er schien selbst darüber zu erschrecken. Trotzdem fuhr er fort.
    «Es geht ihm gut. Er… er kommt klar. Er hat mit Metatron gesprochen.»
    Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. «Ich vermisse ihn.»
    Raphael nickte. «Ich weiss. Aber…»
    Ich ahnte was jetzt kommen würde.
    «Wenn er dich befreit, wird es von vorne losgehen. Du weißt das.» 
    «Warum», flüsterte ich. «Was habe ich ihm getan? Warum werde ich so bestraft?»
    «Das liegt nicht in meiner Macht zu fragen…»
    Ich nickte. Ich wollte nicht, dass er weiter sprach. Raciel durfte mich nicht sehen. Widersetzte er sich dem, würde er zurück in die Hölle geschickt. Und ich garantiert dort raus geholt.
    Langsam und schleichend, wie eine giftige Schlange kroch die einzige mögliche Lösung in mein Bewusstsein. Das Einzige, das es uns beiden erleichtern würde.
    Die einzige Möglichkeit.
    Es war nicht fair.
    Der Gedanke nistete schon eine Weile in meinem Geist. Hatte sich ab und an gemeldet. Mit leiser Stimme versucht, mich zu überzeugen. Nie hatte ich hingehört. Die Stimme der Hoffnung war immer lauter

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