Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
herbeigeführten Wunden, nahmen eine Schmerzintensivität an, die wie loderndes Feuer wirkte. Er schaffte es eine Hand, bis knapp vors Gesicht zu führen, sah die unter der Haut hervorquellenden Symbole, und fühlte das erste Mal seit langer Zeit, so etwas wie Klarheit.
„Lieber sterbe ich...“, krächzte er und vernahm anbei das aufschnappende Geräusch des Türschlosses. Jemand kam...
*
Sie sah es – schüttelte seltsam berührt den Kopf und ließ ihr schwarzes Haar dabei tief ins Gesicht fallen. Ihre in lange Nägel übergehenden Finger, strichen sanft über Nase und Lippen und konnten nicht verstehen, dass dieser Moment, dieses Bild, wirklich war.
Sie vollführte eine Drehung, wollte das ihr präsentierte Spiegelbild, in all seiner Pracht genießen...
„Es scheint, du hast rasch zurückgefunden.“
Ihre Bewegungen erstarrten. „Ich...“, begann sie und blickte dabei gebannt auf die neben der Türe stehenden Gestalt. „...es war zuerst nicht leicht. Man erlebt so etwas nicht jeden Tag.“
Die Gestalt verfiel in Gelächter: „Das ist wohl wahr. Aber ich habe dich nicht zurückgeholt, damit du deine...“, aus dem Schatten trat ein hochgewachsener Mann, „...wiedererlangte Schönheit bewundern kannst.“ Er trat bis auf eine Armlänge an sie heran. Er hatte das schwarze Haar zu einem nach hinten gebunden Zopf verflochten und erschien wie das wahrgewordene Ideal eines spanischen Stierkämpfers.
Sie wich bis zu dem unter dem langgezogenen Spiegel befestigten Waschbecken. Ihre Atmung ging flach, als würde jedes zu laute Geräusch einem Todesurteil gleich kommen.
„Du hast mir noch immer nicht gesagt, wie diese Arbeit aussehen wird.“ Sie musste zu ihm aufsehen. „Ich meine...“
„Was denkst du Margie?“ Er streichelte ihr über die Wange. „Warum fragst du Dinge, die so offen vor dir liegen?“
„Das Buch.“
Seine Augen blitzten auf. „Das Foliant der Macht“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie spürte seinen warmen, ihren Nacken runtergleitenden Atem, hörte das tierähnliche Schnauben und wurde von einer gierenden Erregung erfasst.
„Du wirst mir helfen, es zu finden“, befahl er und fuhr sanft ihre Mundwinkel entlang. „Der jetzige Besitzer ist ein alter Bekannter von dir.“
Margie winkelte das linke Bein an, umschlang seine Taille, und begann damit seinen Hals zu liebkosen. „...Ethan... aber er ist tot...“
„Er lebt. Das Buch hat ihn mit sich gerissen.“
Etwas veränderte sich, seine Stimme klang nun tiefer, fast drohend. „Nicht mehr lange und er wird einer neuen Philosophie folgen.“
Der Spiegel bekam Risse, einzelne Splitter wurden in den Raum geschleudert, landeten auf ihrer nackten Haut und hinterließen winzige Wunden. Ihre Bewegungen wurden eins, vermischten sich mit denen ihres Schöpfers und gaben ihr die Möglichkeit auf Absolution.
„Es wird Zeit, dir die Perfektion zu geben, welche du zu Lebzeiten nie erreichtest.“ Seine nach außen zeigenden Handflächen glitten ihr Gesicht runter zum Hals und kamen erst auf ihren Schultern zum erliegen.
Das auseinanderspringende Klirren des aus seiner Halterung gerissenen Spiegels, warnte sie vor. Tausend glitzernde Steine, allesamt Teil einer größeren Symbiose. Sie seufzte, riss ihren Oberkörper vor und wartete voller Ungeduld, auf die Erfüllung seines Versprechens.
Sie war blind für die Wahrheit, sah nur mehr die nun frei in der Luft schwebenden Bruchstücke des Spiegels, und nahm das reale Antlitz ihre Liebhabers mit unverhohlener Wollust hin.
„Perfektion“, geiferte der Götterwolf und setzte ihr im letzten Akt sein Brandzeichen auf.
*
Jeder einzelne Schritt, jeder Atemzug kam einer Prüfung gleich. Seine Blicke wirkten ziellos und machten nur zu deutlich, dass dieser Ort ihm starkes Unbehagen bereitete.
„Willst du darüber sprechen?“, vernahm er neben sich die Stimme des Schamanen. Diesem seltsamen Kerl, dessen Handeln ebenso wie alles bisher Geschehene, einem surrealen Tagtraum gleich kam.
„Ich lebte mal in so einem Schuppen“, erklärte er sein Unbehagen und ließ seine Blicke über eine kleine Gruppe von sich seltsam gebärdeten Menschen schweifen. „Etwas woran ich nicht gerne zurückdenke.“
„War es notwendig?“
David ignorierte die Frage. „Sie gehört zu den ältesten Insassen – sitzt seit ihrer Jugend hier ein und wird die Anstalt in einem Leichensack verlassen.“ Seine Stirn versank in tiefe Falten. „Nicht die Informationsquelle, die ich mir erhofft
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