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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Hüter-Befehlshaber die Weisung, über dich und deine Besatzung den Bann zu verhängen und euch für vogelfrei zu erklären.«
    R'shiel hörte den Capitan gedämpft fluchen, während Loclon ihn stehen ließ und sich entfernte.
    Juliern war ein winziges Dörfchen, das zwischen dem Gläsernen Fluss und dem öden Tafelland lag. Für den Handelsverkehr hatte es kaum Bedeutung, sodass dort nur selten Flussschiffe anlegten. Es umfasste wenig mehr als einen brüchigen Landesteg, eine Schänke, eine Schmiede und ein paar schäbige Hütten.
    Als die Melissa leicht gegen die Anlegestelle wumste, erregte das Dorf einen geradezu menschenleeren Eindruck. Die Ankunft einer Barke, an deren Schanzkleid aufgereiht Hüter standen, war den Einwohnern anscheinend Grund genug, um sich hinter geschlossenen Türen zu verbergen. Zwei Besatzungsmitglieder sprangen auf den Landesteg, vertäuten das Schiff, dann stiegen sie zurück an Bord, um die Laufplanke auszuschieben. Sie prallte mit einem lauten Rums auf die Bretter und brachte das gesamte, gefährlich wackelig aussehende Gerüst ins Wanken.
    Loclon überwachte das Ausschiffen der Pferde. Danach führte man auch die Verbannten von Bord. Unbeholfen schlurften sie in den Fußeisen dahin. Der Hauptmann schwang sich aufs Ross, ritt an die Spitze der kleinen Kolonne und grölte den Befehl zum Aufbruch.
    Nach drei Tagen auf der Landstraße ließ er R'shiel zu sich bringen; nach drei elenden Tagen, an denen die Gefangenen sich wunde Füße zuzogen und der Gläserne Fluss allmählich hinter den Lehmklippen außer Sicht verschwand.
    Während die Häftlinge sich vorwärts quälten, wichen die saftigen Auen des Flusstals nach und nach der mit dürrem Gras bewachsenen Ebene des Tafellands. Die Verbannten schmeckten den Staub der Straße im Mund, die nun fast keine Blauen Eichen mehr säumten, welche Schatten gespendet hätten. Der Wind fuhr durch die Ebene und wehte sie kahl. Trotz der Kälte erlitten nahezu alle Verbannten den in diesem Landstrich gefürchteten Windbrand. R'shiel blieb von schlimmeren Folgen verschont; aus irgendeiner Ursache erwies sich ihre Haut als gegen das unablässige Brausen gefeit. Bei zwei Männern, die sich schon den überwiegenden Teil ihres Lebens im Freien aufgehalten hatten, dunkelte die Haut lediglich nach, und Tarja, der von Natur aus braunhäutig war, kam besser davon als die Mehrheit. Alle anderen hatten bald eine gerötete Haut und Blasen, ihnen erging es scheußlich. Loclon ließ sich nicht anmerken, ob er ihre beklagenswerte Verfassung überhaupt bemerkte oder sie ihn nicht im Geringsten kümmerte.
    Die Übernachtung fand unter freiem Himmel statt. Nach einer Weile, in der sich die Häftlinge erleichtern und auf der Erde ausstrecken konnten, erhielten sie jedes Mal den gleichen, dünnen Haferschleim, wogegen die Hüter an einem zweiten Lagerfeuer das zuvor erjagte Wildbret verzehrten. Allerdings gab es immer weniger Wild zu erlegen, je weiter man in die Ebene vordrang, und nach einiger Zeit mussten sie sich notgedrungen vom gleichen miesen Essen wie die Verbannten ernähren. Für die Nacht schloss man die Gefangenen in die Fußeisen, obwohl Loclon inzwischen angeordnet hatte, sie tagsüber ohne Ketten gehen zu lassen. Die Fesseln ermöglichten ausschließlich langsames Schlurfen, und dafür hatte er letztendlich keine Geduld mehr übrig.
    Unter den sechs Frauen war R'shiel nicht nur die jüngste, sondern zudem die einzige Verurteilte, die sich nicht damit abgefunden hatte, in Grimmfelden ein Dasein als Court'esa zu fristen. Es hätte sie nicht gestört, während der gesamten Reise zur Bannschaft allein zu sein und die Tage mit dem Nachdenken über etwaige Fluchtmöglichkeiten zuzubringen, doch erlahmte Songard nie in ihrem Bemühen, sie in die kleine weibliche Gemeinschaft einzubinden. Anscheinend war unter den Männern eine ähnliche Aufspaltung entstanden. Ab und zu beobachtete R'shiel sie und stellte stets fest, dass die Mehrzahl von Tarja einen sichtlichen Abstand bewahrte.
    Am dritten Abend jedoch ergab sich etwas Neues. Mittlerweile lag Juliern weit zurück, und bis Grimmfelden sollten sie noch gut und gern eine Woche unterwegs sein. Stumm würgten alle das kärgliche Mahl hinunter, und danach legte man den Häftlingen die Fußeisen an. Da jedoch schob ein Bewacher R'shiel zur Seite, ehe er die anderen Frauen in die Ketten schloss. Hoffnungsvoll äugte R'shiel umher, aber zu viele Wachen waren aufgestellt worden, als dass sich ein Fluchtversuch gelohnt

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