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Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf

Titel: Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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trug, bevor sie ihr in die Augen blickte.
    »Und?«
    R'shiel schüttelte den Kopf. Seit Jahren vollzog sich das immer gleiche Ritual. An jedem Ruhetag empfing ihre Mutter sie, wenn sie sich zum wöchentlichen Abendessen einfand, mit der gleichen Frage. Am Anfang, als R'shiel noch jünger gewesen war, hatte Frohinia die Frage noch in einem vollständigen Satz gestellt. »Nun, hast du inzwischen deine Regel bekommen?« Aber als die Jahre verstrichen und nichts geschah, hatte sie die Fragestellung auf ein bündiges, ungeduldiges »Und?« verkürzt. Unterdessen hatte R'shiel bei jeder Heilerin der Zitadelle vorgesprochen, niemand jedoch wusste, weshalb ihre Regel so beharrlich ausblieb. Bei ihren sämtlichen Freundinnen war sie das erste Mal aufgetreten, bevor sie fünfzehn wurden. R'shiel war vor kurzem achtzehn geworden, und obwohl sie alle äußeren Eigenschaften einer Frau aufwies, bekam sie keine Monatsblutung. Sie wünschte sich bloß noch, dass Frohinia sich die Fragerei endlich abgewöhnte.
    Aus Unmut über die stumme Auskunft schüttelte auch Frohinia den Kopf. »Grau steht dir nicht«, sagte sie und legte das Buch auf ein Tischchen. »Mit dem roten Haar hast du in Grün weit besser ausgesehen.«
    »Ich bemühe mich, Mutter, so schnell wie möglich Schwester zu werden. Vielleicht macht das Blau mich ansehnlicher.«
    Entweder bemerkte Frohinia die Spöttelei nicht, die in R'shiels Antwort anklang, oder sie zog es vor, sie zu überhören. »Wenn du dich wirklich vermehrt ins Zeug legst«, meinte Frohinia versonnen, »gibt es kein Hindernis, warum du die Seminaristinnenzeit nicht innerhalb eines Jahres statt zweier Jahre hinter dich bringen könntest.«
    »Ich habe einen Scherz gemacht, Mutter.«
    Scharf sah Frohinia sie an. »Ich nicht.«
    »Soll ich Wein einschenken?« R'shiel schlenderte zu dem langen Tisch, auf dem schon das Essen bereitstand, und nahm die Karaffe zur Hand. Es empfahl sich, die Unterhaltung auf andere Angelegenheiten als ihre Lernfortschritte zu lenken. Andernfalls könnten weitere peinliche Fragen die Folge sein, die R'shiel nur ungern beantwortet hätte.
    »Bist du inzwischen ins Seminaristinnen-Dormitorium umgezogen?«
    »Mitte letzter Woche. Ich wohne mit Junie Stromtid zusammen.«
    Frohinia furchte die Stirn. »Stromtid? Den Namen kenne ich nicht. Woher stammt sie?«
    »Ihre Familie stammt aus Breitungen. Ursprünglich waren die Leutchen Fischer auf dem Gläsernen Fluss. Ihr Vater ist heute ein recht wohlhabender Händler. Sie ist die Erste ihrer gesamten Sippe, die eine Aufnahme in die Schwesternschaft anstrebt.«
    Frohinia trank vom Wein und schüttelte nochmals den Kopf. »Ich lasse dir ein Zimmer mit einer würdigeren Genossin zuweisen. Zumindest der Tochter einer anderen Schwester.«
    »Ich möchte nicht umziehen. Ich mag Junie.«
    »Es ist mir einerlei, meine Liebe, was du magst oder nicht magst. Ich wünsche nicht, dass du mit einer gemeinen Flussschnepfe aus Breitungen im selben Zimmer wohnst.«
    »In der Schwesternschaft sind wir alle gleich.« Jedenfalls verkündete die Schwesternschaft diese Maßgabe.
    »Es gibt Gleichheit und Gleichheit« , lautete Frohinias Entgegnung.
    »Alle erfahren es, wenn du auf meine Unterkunftszuteilung Einfluss nimmst«, wandte R'shiel ein. »Es wird ohnehin schon getuschelt, ich sei ausschließlich durch deine Förderung so weit gelangt. Wenn du mir ein anderes Zimmer geben lässt, wird dieser Verdacht zur Überzeugung.« Genau genommen lautete der Verdacht, dass sie, wäre sie nicht die Tochter eines Quorum-Mitglieds, bei den Novizinnen längst hätte ausscheiden müssen, aber daran brauchte Frohinia keineswegs erinnert zu werden.
    Einige Augenblicke lang betrachtete Frohinia sie still, dann lenkte sie ein. »Also gut, du kannst bei deiner lieblichen Bauernmaid bleiben. Aber erspare mir dein Gejammer, wenn du irgendwann ihre quiekige Mundart oder mangelnde Sauberkeit nicht mehr ertragen kannst.«
    R'shiel war zu klug, um über das Nachgeben ihrer Mutter irgendwelche Genugtuung zu zeigen. »Ich verspreche dir, die Folgen meiner Torheit stumm zu erdulden, Mutter.«
    »Gut«, sagte Frohinia. Tatsächlich blieb es eine Merkwürdigkeit, dass R'shiels Mutter nur dann mit ihr zufrieden zu sein schien, wenn sie sie überlistete. »Dann lass uns essen, ehe der Braten kalt wird.«
    R'shiel nahm am Tisch Platz, und Frohinia zündete mit einem Kienspan die Kerzen an. Den Wänden entströmte nur noch ein Viertel ihrer Tageshelligkeit, sodass auch die Kerzen

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