Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
nicht so maßlos, Freundchen. Wiederhole mir, was Filip dir erzählt hat.«
»Filip hat gesagt«, erklärte Tampa, indem er tief Luft holte, »dass kurz vor der Mittagsstunde das Schiff des karischen Gesandten in Testra festgemacht hat und er für die Auslieferung der Rothaarigen, die zusammen mit Tarjanian Tenragan auf der Flucht ist, hundert Gold-Taler bietet, ohne den Überbringer des Mädchens mit Fragen zu behelligen. Das Angebot hat sich schon im ganzen Hafenviertel herumgesprochen.«
Offensichtlich war Tampa genau eingeschärft worden, was er ausrichten sollte, und nun, da er die Mitteilung ohne jeglichen Fehler vorgetragen hatte, stieß er einen Seufzer der Befriedigung aus. R'shiel hingegen wurde ganz kalt zumute.
»Zwar ist der karische Gesandte ein landauf, landab verrufener Lustgreis, gewiss«, sagte Tarjanian, der nach wie vor auf dem Steinboden lag. R'shiel fragte sich, wie lang er wohl schon bei Besinnung sein mochte. Er stützte sich auf einen Ellbogen und musterte Padric. »Dennoch ist keineswegs er es, der R'shiel haben will. Es ist sein Kaplan.«
»Wer hat denn dich etwas gefragt?«, maulte Ghari ihn an und trat Tarja den Stiefel in den Rücken. Mit einem Ächzen sackte er zusammen und wälzte sich fort, um Gharis zweitem Fußtritt zu entgehen.
»Genug! Die Vergeltung folgt später, Ghari. Stellt ihn auf die Beine.«
Zwei Rebellen zerrten Tarja auf die Füße. Die Wunde an seinem Kopf war aufgeplatzt, frisches Blut sickerte an seinem Hals hinab.
Padric heftete den Blick auf Tarja. »Lassen wir zeitweilig einmal beiseite, dass du ein hinterhältiger Lügner bist, und hören uns an, was dich zu einer solchen Behauptung bewegt.«
Tarja schüttelte die Männer ab, die ihn hielten, und nahm eine straffere Haltung an. »Frohinia hatte dem karischen Gesandten für seine Hilfe bei Mahinas Sturz R'shiel versprochen. Wenn er jetzt wünscht, dass jemand ihm R'shiel ausliefert, dann, weil er sich um den versprochenen Lohn betrogen fühlt. Die Karier verfolgen ihre eigenen Pläne, Padric. Lass dich nicht darin verwickeln.«
»Die Karier glauben wenigstens an die Götter.«
»Bist du je in Karien gewesen, Padric?«, entgegnete Tarja. »Dort glauben sie nicht an eure Götter. Sie verehren ausschließlich einen Gott. Seine Anhänger sind Eiferer. Sie trachten danach, die ganze Welt zum Allmächtigen zu bekehren, und wenn sie jeden Nichtgläubigen umbringen müssen. Sich mit ihnen abzugeben ist noch übler als der Umgang mit der Schwesternschaft.«
Padric maß R'shiel verwunderten Blicks. »Hundert Gold-Taler sind ein erkleckliches Sümmchen. Warum ist er dermaßen auf dich versessen?«
R'shiel schaute Tarja ratlos ins Gesicht. Sie wusste keine Antwort.
»Ritter Pieters Kaplan beruft sich auf ein Geheiß seines Gottes.«
»Eigentlich sehe ich darin Grund genug, um sie auf der Stelle zu beseitigen.« Padric rieb sich am Kinn. »Doch wenn du Recht hast, könnten wir daraus sehr wohl einen Vorteil ziehen. Es liegt mir fern, den Kariern irgendeinen Triumph zu gönnen, denn es verhält sich so, wie du es sagst: Sie sind nicht unsere Freunde. Aber falls das Bündnis mit der Schwesternschaft zerbricht, würden sie erheblich geschwächt.«
»Allein der Friedensvertrag ist es doch, der die Karier hinter der Grenze zurückhält. Bringt den Vertrag zu Fall, und ihr handelt euch ärgere Zustände ein, als sie jetzt herrschen.«
»Ärgere Zustände?« Verächtlich prustete Padric. »Ich wüsste nicht, wie die Verhältnisse noch schlimmer werden sollten, Tarjanian.«
Tarja atmete tief durch, ehe er ihm widersprach.
»Padric, sei gescheit und denke klug nach. Eine Auslieferung R'shiels an die Karier würde das Bündnis nicht zerbrechen, sondern müsste es im Gegenteil stärken. Sie ist den Kariern längst versprochen. Ihr würdet euch schlichtweg zu Frohinias Handlangern machen.«
»Mag sein. Aber der Gesandte ist nicht davon ausgegangen, für sie bezahlen zu müssen. Hundert Gold-Taler sind ein Vermögen. Sie sollen uns eine kleine Entschädigung für all den Unsegen sein, den ihr zwei über uns gebracht habt.«
»Ihr wollt mich an die Karier verschachern?!«
Ungehalten wandte sich Padric an R'shiel. »Nenne mir einen Grund, der dagegen spricht. Du warst von unserer Sache nie überzeugt. Du hast nur die Leidenschaften unserer jungen Männer angeheizt und uns bei den ersten ernstlichen Schwierigkeiten im Stich gelassen. Wir sind dir nichts schuldig. Ich weiß nicht, was der Gesandte mit dir vorhat, doch es
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