Dämonenkind 01 - Kind der Magie.pdf
in die geschwinde Strömung trieb. Mit grämlicher Miene starrte der Greis zu ihr herüber. Gerade der rechte Zeitpunkt , dachte R'shiel, um zerknirscht zu sein .
Allmählich ließen die Beschwerden ein wenig nach, während auf der Hafenmauer die Gestalten der Rebellen mit wachsendem Abstand immer kleiner wurden. R'shiel verwünschte sie allesamt und hoffte von Herzen,
dass Padric noch viele, viele Lebensjahre vor sich hatte und für den Rest seines kläglichen Daseins unablässig Schuldgefühle ihn zerfraßen.
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Jenga SELBST Überbrachte der Ersten Schwester die Nachricht von der Flucht aus Grimmfelden. Zu erfahren, dass Tarjanian gemeinsam mit R'shiel aus der Bannschaft entwichen war, traf Frohinia schwer genug, doch die Mitteilung, dass sich mit ihnen auch Mahina entfernt hatte, gab ihr Anlass zu weit ernsterer Beunruhigung. Zwar besagte die Meldung aus Grimmfelden, Mahina sei als Geisel mitgenommen worden, aber daran glaubte Frohinia keinen Augenblick lang. Sie befahl Jenga, sich vor dem Quorum einzufinden und zu erklären, wie derartige Vorkommnisse sich hatten ereignen können.
Die Rebellion hatte Frohinia - sowohl als Mensch wie auch als Erster Schwester - mehr Schaden zugefügt, als sie selbst sich so recht eingestehen mochte. Im Lauf seines alljährlichen Besuchs in der Zitadelle hatte Ritter Pieter darauf beharrt, dass man es den Kariern überlassen sollte, die anhaltenden Schwierigkeiten mit den heidnischen Aufrührern ein für alle Mal zu beenden. Zur Zeit der Absetzung Mahinas hatte die Säuberung noch den Eindruck einer überaus sinnvollen Maßnahme erweckt, aber inzwischen erübrigte der Gesandte dafür nur noch Spott. Wenig fehlte, und er hätte Frohinia der Kumpanei mit den Heiden geziehen.
»Bei den Gründerinnen, wie ist denn bloß Mahina in diese Sache verwickelt worden?«, erkundigte sich Harith, noch ehe die Mitglieder des Quorums ihre Plätze belegten. Heutzutage geschah es selten, dass das Quorum Jenga zu den Sitzungen einlud. Im Allgemeinen musste er sich auf Dracos knappe Auskünfte verlassen. Der Kämpe der Ersten Schwester stand hinter ihrem Sitz an der Wand und bewahrte eine undeutbare Miene. Ihm anzusehen, was er dachte, war unmöglich.
»Tarjanians alte Freundschaft mit Mahina war nie ein Geheimnis«, äußerte Francil. »Mag sein, er hat sich darauf berufen, um für die Flucht ihre Beihilfe zu erlangen. Hat jemand berücksichtigt, als wir Tarjanians Verbannung nach Grimmfelden beschlossen, dass sich Mahina dort aufhält?«
Vorwurfsvoll schauten die anderen Frauen Frohinia an.
»Habt Ihr eine Vorstellung«, fragte Luhina, »welches Unheil sie anrichten kann, wenn sie beschließen sollte, sich auf die Seite der Rebellen zu schlagen?«
»Mahina begeht an uns keinen Verrat. Sie mag zeitweilig irregeleitet sein, aber sie wird sich doch nicht gegen uns wenden.«
»Ihr habt gänzlich gegenteilige Reden geführt, als es darum ging, sie zu entmachten«, stellte Harith fest. »In der Tat hat das Wörtchen ›Verrat‹ bei Eurem leidenschaftlichen Handeln nach ihrer Absetzung eine recht bedeutsame Rolle gehabt. Könnte es sein, dass Ihr Euch getäuscht habt, Erste Schwester?«
»Meines Erachtens erregt Ihr Euch ohne Grund, Harith. Ihr vergesst, dass Mahina eine alte Frau ist. Tarjanian und R'shiel reiten in die Richtung der Heiligen Berge. Meine Vermutung lautet, dass sie Mahina unterwegs irgendwo sich selbst überlassen, um durch sie nicht aufgehalten zu werden. Oder vielleicht erschlagen sie Mahina, was uns nur willkommen sein sollte.«
Diese Bemerkung entsetzte Jenga. Dagegen zuckte kein einziges Mitglied des Quroms auch nur mit der Wimper.
»Wir müssen entscheidende Maßnahmen veranlassen«, fügte Frohinia hinzu. »Das Heer muss an Ort und Stelle mit starken Kräften zugegen sein, um die Flüchtigen, sobald sie gesichtet werden, zu ergreifen.«
Frohinias Zukunft als Erste Schwester hing davon ab, dass sie erfolgreich den Eindruck erweckte, der Triumph über die Rebellion wäre unausbleiblich. Die Verlegung von Hüter-Regimentern in die Berge täte durchaus einiges dazu bei, um die Karier von ihrer festen Absicht zu überzeugen, die Heiden endgültig auszutilgen. Anscheinend hegte sie keine Bedenken, für diesen Zweck sogar das gesamte Hüter-Heer zu verwenden. Und damit hielt sie die Krieger von anderen Gedanken ab, überlegte Jenga, dem es widerstrebte, die Hüter dergestalt vor Frohinias Karren zu spannen.
»Der Öffentlichkeit werde ich freilich bekannt geben, dass wir
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